URI: 
       # taz.de -- Kolumne Der rote Faden: Trump, der böseste aller Zauberer
       
       > „Er, dessen Name nicht genannt werden darf“ – soll man über Donald Trump
       > nicht berichten? Die Alternative im US-amerikanischen Fernsehen: Gun TV.
       
   IMG Bild: Da kann Lord Voldemort doch einpacken: Donald Trump.
       
       Ach, Donald Trump. Was machst du nur mit uns? Scheinst mehr böse Kräfte zu
       haben als Lord Voldemort, der böse Zauberer aus „Harry Potter“. Der
       Möchtegernpräsidentschaftsbewerber in den USA lässt sich zu immer neuen
       Tiefs hinreißen.
       
       Etwa seine feine Idee, allen Muslimen die Einreise ins Land der
       unbegrenzten Möglichkeiten zu verbieten. Dazu zählt er selbstverständlich
       auch StudentInnen mit Visum und Muslime, die bereits einen
       US-amerikanischen Pass haben.
       
       Die USA unter Trump, das Land der begrenzten Möglichkeiten, das die
       Verfassung – Stichwort Religionsfreiheit – mal eben aushebelt. Aber Trump
       macht sich seine Welt seit Jahrzehnten stets, wie sie ihm gefällt. Die
       Voldemort-Schöpferin, „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling, war es dann
       auch, [1][die Trump böser als den bösesten Zauberer nannte].
       
       Überhaupt die Briten: zeigen sich not amused von The Donald. [2][Per
       Petition] versuchen sie, Trump die Einreise auf die Insel zu verbieten, bis
       Freitag hatten mehr als 500.000 Menschen unterschrieben. Im House of
       Commons, dem Unterhaus des Parlaments, stellt man sich die Frage, ob Trump
       nicht gar Hassprediger sei, dem man die Einreise deswegen verbieten könne.
       
       Und Londons Bürgermeister Boris Johnson [3][würde in New York lieber einige
       Viertel meiden], um nicht einem gewissen Immobilientycoon über den Weg zu
       laufen. Eine zynische Replik auf Trumps Aussage, in London gebe es
       No-go-Areas.
       
       ## Mit Zynismus gegen den Wahnsinn
       
       Doch schafft man es nur mit Ironie und Zynismus, den Wahnsinn Trumps zu
       brechen? Das Internet ist voll davon, ein endloser Strom in der Timeline.
       Doch dazwischen gibt es vereinzelte Tweets, die nicht mit Scherzen
       versuchen, Trumps Erfolg den Schrecken zu nehmen, sondern ihm und seinem
       „Programm“ schlicht Realität entgegensetzen. [4][“Hey @realDonald Trump,
       ich bin ein amerikanischer Muslim und trage schon einen speziellen Ausweis.
       Wo ist deiner?“], twitterte Tayyib M. Rashid. Darunter ein Bild seines
       Ausweises der US-Armee.
       
       Trump findet nämlich die Idee charmant, Muslime mit gesonderten Ausweisen
       auszustatten. Wohingegen er, der Oberpatriot, nie gedient hat. Rashids
       Tweet wurde fast 39.000-mal geteilt.
       
       Jede Regung Trumps erzeugt seit Monaten ein riesiges Echo, kein anderer
       Präsidentschaftsbewerber bekommt so viel Aufmerksamkeit, jede Provokation
       wird rauf und runter debattiert. Und nach jeder neuen Unfassbarkeit steigen
       seine Umfragewerte, aktuell führt er das Rennen bei den Konservativen an.
       [5][35 Prozent der Republikaner würden ihn laut aktueller CBS-Umfrage
       wählen]. Jeb Bush? Bald im nicht messbaren Bereich mit 3 Prozent.
       
       Kann die Antwort darauf sein, nicht mehr über Trump zu berichten? „Er,
       dessen Name nicht genannt werden darf“, wie Voldemort in den „Harry
       Potter“-Büchern aus Angst umschrieben wird? Jedem Fingerzeig Trumps
       hysterisch hinterherzurennen hat wahrlich nichts mit gutem Journalismus zu
       tun. Daran zeigt sich ein wenig jener Verzweiflung der US-Medien, neben
       Twitter und Facebook gänzlich in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.
       
       ## Polemik, Provokation, Lügen
       
       Trump komplett zu ignorieren ist jedoch keine Lösung. In der Fiktion wird
       Voldemort nicht durch Ignoranz besiegt. Gut, kein anderer möglicher
       Präsidentschaftsbewerber hat derzeit „Harry Potter“-Charme oder
       Schlagzeilenpotenzial, aber kluge Berichterstattung hat die Chance, Trumps
       Strategie – Polemik, Provokation, Lügen – zu dekonstruieren.
       
       Aber ach, Dekonstruktion – im Internet lässt man lieber Tiere sprechen. Das
       klickt sich besser. Das Time-Magazin, das Trump als Kandidaten für die
       Person des Jahres auf der Karte hatte (den Titel bekam dann doch Angela
       Merkel verliehen), hat einfach [6][ein Video des Fotoshootings] mit Trump
       veröffentlicht.
       
       Dort sitzt er „chefig“ an seinem Schreibtisch, auf dem ein Weißkopfseeadler
       sitzt, das Wappentier der USA. Der Vogel heißt Uncle Sam, mehr Symbolik
       geht kaum. Als Trump während der Aufnahmen nach etwas greift, attackiert
       ihn der Adler. Trump schreckt in Panik zurück. Tiere: immer mit dem
       richtigen Instinkt ausgestattet, großartig. Wünscht man den AmerikanerInnen
       dringend in den kommenden Wochen. Die ersten Vorwahlen sind im Januar.
       
       Wer bis dahin auf der Suche nach Abwechslung zum Trump-Programm ist, wird
       vielleicht an einem neuen Shoppingkanal Freude finden, der ab 2016 sieben
       Tage die Woche nachts auf Sendung geht: Gun TV. Glock, Beretta und Smith &
       Wesson bequem vom Sofa aus bestellen – und die Munition zum Vorzugspreis
       wenn man sofort anruft. Eine Welt, die Donald Trump bestimmt prächtig
       findet.
       
       12 Dec 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/jk_rowling/status/674196610683940864
   DIR [2] http://petition.parliament.uk/petitions/114003
   DIR [3] http://www.independent.co.uk/news/uk/politics/boris-johnson-the-only-reason-i-wouldnt-go-to-some-parts-of-new-york-is-the-real-risk-of-meeting-a6765201.html
   DIR [4] http://twitter.com/MuslimMarine/status/667407931768512512
   DIR [5] http://www.nytimes.com/politics/first-draft/2015/12/10/trump-solidifies-his-lead-but-leaves-many-nervous/
   DIR [6] http://time.com/4141783/time-person-of-the-year-runner-up-donald-trump-eagle-gif/?xid=time_socialflow_twitter
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rieke Havertz
       
       ## TAGS
       
   DIR Donald Trump
   DIR Waffen
   DIR USA
   DIR Republikaner
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR USA
   DIR Donald Trump
   DIR Republikaner
   DIR Donald Trump
   DIR Donald Trump
   DIR USA
   DIR Donald Trump
   DIR taz.gazete
   DIR USA
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR US-Vorwahl in Iowa: Die erste Hürde
       
       In Iowa beginnen die US-Vorwahlen. Clinton versucht, mit einem Programm
       „Sanders light“ zu punkten. Trump inszeniert sich als Triumphator.
       
   DIR Kolumne Der rote Faden: Fuck off, Ted Cruz
       
       Willkommenskultur ist nicht mehr komfortabel, Martin Luther King so aktuell
       wie nie, New York disst Ted Cruz – und Dirk Nowitzki Donald Trump.
       
   DIR TV-Debatte der US-Republikaner: Gewohnt harte Bandagen
       
       Bei einer weiteren TV-Debatte der US-Republikaner gerieten Donald Trump und
       Ted Cruz aneinander. Auch die Demokratin Hillary Clinton bekam ihr Fett
       weg.
       
   DIR Bei Wahlkampfkundgebung von Trump: Muslimin protestiert mit David-Stern
       
       Der stille Protest einer Muslimin während einer Rede von Donald Trump hat
       für einen Eklat gesorgt. Sie wurde aus dem Saal verwiesen.
       
   DIR Fernsehdebatte der US-Republikaner: Wettstreit der Raufbolde
       
       Die US-Präsidentschaftsanwärter überbieten sich mit Ideen zur inneren und
       äußeren Sicherheit. Parteiintern herrscht ungewohnte Harmonie.
       
   DIR Kritik an US-Präsidentschaftkandidaten: Trump gehackt
       
       Muhammad Ali lehnt Donald Trumps Aussagen über Muslime ab. Außerdem wurde
       bekannt, dass ein Weißkopfadler den Republikaner attackiert hat.
       
   DIR Nach Schießerei in San Bernardino: Trump will Muslime aussperren
       
       Kein Muslim soll mehr in die USA einreisen dürfen, fordert Donald Trump. Er
       beruft sich auf eine unwissenschaftliche Umfrage. Zahlreiche Republikaner
       distanzieren sich.
       
   DIR Rede von US-Präsident Obama: We will overcome
       
       Barack Obama versucht seinen Landsleuten Mut zu machen. Er versichert, dass
       es keine US-Bodentruppen in Syrien geben wird.
       
   DIR Wahlkampf in den USA: Trump spielt mit der Terrorangst
       
       Nach den Anschlägen von Paris entdeckt Donald Trump ein neues Thema für
       sich: 9/11. Er will live gesehen haben, wie sich Menschen aus den Türmen
       stürzten.
       
   DIR Debatte „White Trash“ in den USA: Schmerzmittel, Schnaps, Selbsttötung
       
       Am Ende: Die Sterberate von mittelalten Weißen in den USA steigt an. Denn
       gebraucht werden sie nur noch als Wähler der Republikaner.
       
   DIR Kolumne Der rote Faden: Popcorn für die rechten Zirkuspferde
       
       Waffen sollen in den USA Vergewaltiger stoppen, Polizisten harmlose Schüler
       – und am Ende sind sowieso die linken Medien an allem schuld.