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       # taz.de -- NSU-Prozess in München: Mit offenen Fragen ins nächste Jahr
       
       > Nach den Aussagen von Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben müssen Zeugen neu
       > befragt werden. Das Verfahren wird länger dauern.
       
   IMG Bild: Auf sie warten nach der Prozesspause jede Menge Fragen: Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben
       
       MÜNCHEN taz | Was für ein turbulenter Jahresausklang im NSU-Prozess. 248
       Verhandlungstage hatte Richter Manfred Götzl beharrlich Zeuge um Zeuge
       abgehakt, Beweismittel um Beweismittel. Dann brach vergangene Woche
       plötzlich Beate Zschäpe ihr Schweigen, diese Woche tat es auch der
       Mitangeklagte Ralf Wohlleben. Am Donnerstag nun ging der NSU-Prozess in
       eine knapp vierwöchige Weihnachtspause.
       
       Zuvor stellte Götzl erste Nachfragen zu Wohllebens Einlassung. Und der als
       NSU-Waffenbeschaffer Angeklagte erzählte noch mal von seiner verkorksten
       Jugend: von zu Hause ausgebüchst, Leben im Heim, in der neunten Klasse
       sitzengeblieben, abgebrochene Ausbildungen. Das größte Abenteuer: eine
       Spritztour in einem geklauten Auto nach Österreich mit dem späteren
       NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt.
       
       Erfolge blieben aber aus: Die längste Zeit war Wohlleben arbeitslos.
       Stattdessen widmete er sein Leben der rechtsextremen Szene, brachte es bis
       zum Vize-NPD-Landeschef in Thüringen. Laut Anklage war er die
       „Zentralfigur“ aller NSU-Helfer. Mit der von ihm beschafften Waffe habe das
       Trio neun Migranten erschossen.
       
       Zu diesem Part will Götzl Wohlleben erst nach der Prozesspause, ab dem 12.
       Januar, befragen. Dann will auch die Hauptangeklagte Zschäpe erste
       Nachfragen beantworten. Mehr als 50 Fragen hatte Götzl nach ihrer
       Einlassung gestellt – und seine Zweifel zum Ausdruck gebracht. Zschäpe wie
       Wohlleben hatten beteuert, mit den Morden nichts zu tun gehabt und davon
       erst im Nachhinein erfahren zu haben.
       
       ## Neue Vorladung für Tino Brandt wahrscheinlich
       
       Die Mordwaffe, behauptete Wohlleben zudem, habe nicht er, sondern ein
       anderer Mitangeklagter beschafft: Carsten S. Dessen Verteidiger Johannes
       Pausch kündigte an, dass sein Mandat nun erneut aussagen werde. Bereits zu
       Prozessbeginn hatte Carsten S. Wohlleben als Waffenorganisator benannt.
       „Mein Mandant bleibt bei seiner Erinnerung“, erklärte Pausch. Auch die
       Anwälte des weiteren Mitangeklagten Holger G. prüfen eine erneute
       Einlassung. Auch ihn hatte Wohlleben belastet.
       
       Im Prozess erneut vorgeladen werden muss wohl auch Tino Brandt, früherer
       Thüringer Kameradschaftsführer und V-Mann. Er wurde von Zschäpe wie
       Wohlleben als zentraler Antreiber der damaligen rechten Szene beschuldigt.
       Noch nach dem Abtauchen habe er mit dem Trio Kontakt gehalten, diesem Geld
       zukommen lassen. All dies dürfte den NSU-Prozess verlängern. Vor den
       Aussagen Zschäpes und Wohllebens wurde mit einem Urteil im späten Frühjahr
       2016 gerechnet. Das Gericht hatte aber bereits vorsorglich Termine bis
       September 2016 angesetzt.
       
       17 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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