# taz.de -- Kommentar Fifa-Urteil: Völlig unklare Maßstäbe
> Acht Jahre Sperre für Blatter und Platini. Das Urteil der Ethikkommission
> offenbart, dass man von transparenter Rechtsprechung noch weit entfernt
> ist.
IMG Bild: Ein Bild aus besseren Zeiten: Michel Platini (l,) und Sepp Blatter
„Lebenslang!“ Das war die Forderung der ermittelnden Kammer der
Fifa-Ethikkommission. Dass die beiden größten internationalen
Fußballfunktionäre Sepp Blatter und Michel Platini nun für acht Jahre aus
dem Fußballgeschäft ausgesperrt werden, ist eigentlich nicht weiter
beachtenswert. Eine Zukunft im Weltverband haben die beiden auch nach
diesem Urteil nicht.
Bedeutsamer ist der Stimmungswandel, den dieser Richterspruch illustriert.
Der Deutsche Hans-Joachim Eckert, der oberste Richter des Ethikkomitees,
hat vor noch nicht allzu langer Zeit unaufgefordert dem damaligen Fifa-Chef
Blatter einen Persilschein ausgestellt, nun beendete er dessen Karriere. Im
Zuge der US-Ermittlungen, welche die strukturell verankerte Korruption im
Weltverband offenlegte, wird nun auch innerhalb der Fifa hart
durchgegriffen.
Unklar bleiben jedoch dabei die Maßstäbe, nach denen geurteilt wird. Im
Fall von Blatter und Platini wird die etwas mildere Strafe unter anderem
damit erklärt, dass die Beweise für den Vorwurf der Bestechung und
Korruption (Artikel 21 des Ethikreglements) nicht reichen würden. Bei dem
Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner allerdings gelang es ebenso wenig diesen
Korruptionsnachweis zu führen, lebenslang gesperrt wurde der Funktionär aus
Trinidad und Tobago trotzdem.
Das Züricher Urteil vom Montag offenbart vor allem, wie weit die Fifa noch
von einer transparenten Rechtsprechung entfernt ist. Die harten Fakten
werden schließlich eher bei staatlichen Behörden und nicht im eigenen Hause
ermittelt. Dementsprechend sind die Urteile weniger faktenorientiert und
mehr stimmungslastig.
In dem einen Fall kommt dann eben eine lebenslange Sperre, in dem anderen
eine achtjährige Verbannung dabei heraus. Auch wenn die Auswirkungen bei
Blatter und Platini nicht so ins Gewicht fallen, wird eines doch deutlich:
Die Fifa muss noch einiges leisten für mehr Glaubwürdigkeit.
21 Dec 2015
## AUTOREN
DIR Johannes Kopp
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