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       # taz.de -- Spurensuche nach Feuer in Dresden: Wo es auch ohne Brandgutachter geht
       
       > Die Polizei sieht trotz aufgebrochenem Fenster beim Feuer in einem linken
       > Wohnprojekt keine Hinweise auf Vorsatz. Das Projekt unterstützt
       > Geflüchtete.
       
   IMG Bild: In Dresden wird es dunkel.
       
       Hamburg taz | Die Dresdner Polizei war sich schnell sicher: Der Brand in
       dem alternativen Wohn- und Kulturprojekt RM16 im Stadtteil Pieschen war
       keine Brandstiftung. Eine Einschätzung, die die Bewohner des Hauses
       bezweifeln. Der Brand brach im Kohlenkeller aus, vorher versuchten
       Unbekannte dort erfolglos, ein Fenster aufzubrechen. Bei einem
       Erdgeschossfenster gelang der Einstieg.
       
       Die Bewohner bemerkten das Feuer in der Nacht zum 24. Dezember wegen der
       starken Rauchentwicklung. Sie riefen die Feuerwehr, konnten den Brand aber
       selbst löschen. Noch in der Nacht schloss die Feuerwehr eine
       Selbstentzündung der Kohle nahezu aus, ebenso eine fahrlässige Entzündung
       durch eine Zigarette.
       
       Die Bewohner bräuchten „sich doch nicht wundern, wenn sie so eine Werbung
       machen“, soll laut einer Bewohnerin ein Polizist gesagt haben. Eine
       Anspielung auf ein Transparent mit der Aufschrift „Refugees welcome“ an der
       Hausfassade.
       
       Die Beamten machten Fotos vom Kohlenhaufen und dem aufgebrochenen Fenster.
       „Und das war es denn auch schon“, sagt Anna, eine Bewohnerin, die ihren
       richtigen Namen nicht nennen will. Das Wohnprojekt wurde schon früher
       angegriffen. Im August 2010 wurde ein Molotowcocktail in das Haus geworfen.
       Der damals verhaftete Neonazi wurde wegen zehnfachen versuchten Mordes zu
       einer Jugendstrafe von sieben Jahren und zehn Monaten verurteilt. Damals
       hatte die Polizei umfassend Spuren gesichert.
       
       Dieses Mal sei kein Brandgutachter vor Ort gewesen und das aufgebrochene
       Fenster nicht auf Spuren untersucht worden, sagt eine Bewohnerin. Die
       Polizei sieht keine Hinweise auf eine vorsätzliche Brandlegung. Der
       politische Kontext des Hauses werde ausgeblendet, sagt Anna. Das Projekt
       unterstützt aktiv Geflüchtete.
       
       Zweifel an der Sorgfalt und Objektivität der Polizei hat auch Juliane
       Nagel, Landtagsabgeordnete der Linken. „Die Indizien sprechen offenbar
       deutlich für einen durch externe Personen gelegten Brand“, sagt sie. Nagel
       hat dazu im Landtag eine Anfrage gestellt.
       
       30 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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