URI: 
       # taz.de -- Kommentar Parlamentswahl Spanien: Podemos kann nur noch gewinnen
       
       > Mit Podemos ist die Empörung im Parlament angekommen. Ihre Forderung nach
       > einem sozialen Wandel wird nun die Politik diktieren.
       
   IMG Bild: Hat nach 30 Jahren das Zweiparteiensystem beendet: Podemos-Chef Pablo Iglesias.
       
       „Sie vertreten uns nicht“, schrien die Empörten vor vier Jahren und
       ernteten von den beiden großen spanischen Parteien ein müdes Lächeln. Wer
       das System verändern wolle, müsse nur eine Partei gründen, wurde ihnen mit
       zynischem Ton empfohlen. Gesagt getan. Mit Podemos (“Wir können“) ist die
       Welle der Empörung jetzt im Parlament angekommen. In einem Szenario, in dem
       stabiles Regieren so gut wie unmöglich ist, wird die erst vor knapp zwei
       Jahre entstandene Antiausteritätspartei die Mitte des Spielfeldes belegen,
       wie sie das nennen.
       
       Harte Angriffe, Umfragen, die alles andere als die Realität
       widerspiegelten, die Erfindung einer rechten Podemos zu der die
       rechtsliberalen Ciudadanos hochgeschrieben wurden, die Strategie ging nicht
       auf. [1][Das Ergebnis] spricht deutliche Worte. Das Zweiparteiensystem, das
       30 Jahre eine Vielfalt vortäuschte, die in der realen Politik nicht
       existierte, ist Geschichte.
       
       Podemos wird die Themen der kommenden Legislatur diktieren, daran besteht
       kein Zweifel. Soziale Forderungen, das Ende der Austerität, der Ruf nach
       Änderung des ungerechten Wahlsystems, die Frage eines multinationalen
       Spaniens, stehen jetzt auf der Tagesordnung. Wer dies nicht sehen will,
       wird bei kommenden Wahlen, egal ob in vier Jahren oder gar schon früher
       weitere Stimmen verlieren.
       
       Ministerpräsident Rajoy will erneut eine Regierung bilden und hat dafür
       keine Mehrheit. Die PSOE meldet ebenfalls Begehrlichkeiten an. Die
       Sozialisten seien gerufen, den Wandel anzuführen, verkündeten verschiedene
       sozialistische Parteisprecher in der Wahlnacht, als wäre dies einzig und
       alleine eine Frage der Zahlen, eine Frage dessen, ob man knapp vor Podemos
       liegt oder nicht.
       
       ## Es braucht einen Kurswechsel
       
       Um Terrain zurückzugewinnen genügt es nicht, Parolen und den Stil von
       Podemos zu kopieren. Es braucht einen Kurswechsel um 180 Grad. Doch
       Spaniens Sozialisten haben längst – wie ihre Schwesterparteien im Großteil
       der EU auch – aufgehört eine linke, fortschrittliche Politik zu vertreten,
       die sich an den Bedürfnissen der Menschen statt an denen der Märkte
       orientiert.
       
       Es gibt genau einen einfachen Ausweg aus der Unregierbarkeit: die Große
       Koalition. Der Druck der spanischen Wirtschaft, der Druck ihrer
       Altvorderen, wie dem ehemaligen Regierungschef Felipe Gonzalez, und der
       Druck aus Brüssel und Berlin, um die PSOE zu einem solchen Bündnis zu
       bewegen, wird stark sein. Geben Spaniens Sozialisten dem nach, ist das ihr
       endgültiges Aus und der endgültige Durchbruch für Podemos.
       
       Der einzige, der sich gelassen in seinem Sitz im neuen Parlament
       zurücklehnen kann, ist Podemoschef Pablo Iglesias. Die Zeit – und die
       Fehler der anderen – werden für ihn arbeiten.
       
       21 Dec 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ende-des-Zwei-Parteien-Systems/!5262693/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
       ## TAGS
       
   DIR Spanien
   DIR Podemos
   DIR Mariano Rajoy
   DIR Parlamentswahl
   DIR Spanien
   DIR Spanien
   DIR Spanien
   DIR Spanien
   DIR Podemos
   DIR Podemos
   DIR Podemos
   DIR Spanien
   DIR Parlamentswahl
   DIR Wahlen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Regierungsbildung in Spanien: Die Linke ist sich nicht einig
       
       Die Sozialisten haben einen Pakt mit der Bürgerpartei geschlossen, brauchen
       zur Regierungsbildung aber auch Podemos. Aber Podemos sagt Nein.
       
   DIR Sozialisten in Spanien unter Druck: Die marxistischen Horden
       
       Spaniens konservativer Ministerpräsident Mariano Rajoy pokert: Er setzt bei
       der Regierungsbildung auf ein Scheitern der Sozialisten.
       
   DIR Infrastruktur in Spanien: In die Klinik führt kein Weg
       
       Im andalusischen Lepe gibt es ein neues Krankenhaus. Eine Zufahrtsstraße
       fehlt genauso wie Anschlüsse an die Strom- und Wasserversorgung.
       
   DIR Spanien nach der Wahl: Unterschätzte Trumpfkarte
       
       Soraya Sáenz de Santamaría ist die Nummer Zwei der konservativen Partei.
       Tritt Ministerpräsident Rajoy zurück, schlägt ihre Stunde.
       
   DIR Europa nach Podemos-Erfolg: Angst um das Austeritäts-Dogma
       
       Die EU fürchtet um den angeblich „bewährten“ Sparkurs, die Linken schöpfen
       Hoffnung. Auch die Liberalen freuen sich – aus anderen Gründen.
       
   DIR Parteigründer über Podemos: „Die einzige Alternative sind wir“
       
       Juan Carlos Monedero über Basisarbeit im ländlichen Raum, eine
       Übergangslegislatur und die Kanalisierung von Empörung.
       
   DIR Nach der Wahl in Spanien: Jubel und Ratlosigkeit
       
       Podemos wird wohl nicht regieren, doch die Newcomer sind die eigentlichen
       Sieger der Wahl. Noch in der Nacht schnürten sie ein ehrgeiziges
       Reformpaket.
       
   DIR Ende des Zwei-Parteien-Systems: Spanien vor zäher Regierungsbildung
       
       Die Konservativen von Ministerpräsident Rajoy haben die Wahl gewonnen. Doch
       Podemos und Ciudadanos sind stark. Wen das an die Regierung bringt, ist
       noch offen.
       
   DIR Parlamentswahl in Spanien: Konservative verlieren Mehrheit
       
       Die regierenden Konservativen haben nach ersten Prognosen wie erwartet ihre
       absolute Mehrheit verloren, wurden aber wieder stärkste Partei.
       
   DIR Wahl in Spanien: Empörte und Bürger
       
       Zu viel gespart: Die Spanier sind unzufrieden mit den Volksparteien.
       Alternativen sind die rechten Ciudadanos und die linke Podemos.