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       # taz.de -- Flüchtlingsunterbringung in Berlin: Wohnen auf 2,1 Quadratmetern
       
       > Stadtpolitische Initiativen fordern die Abkehr von Massenunterkünften –
       > und von den Plänen, das Tempelhofer Feld doch zu bebauen.
       
   IMG Bild: Privatsphäre gibt es nicht: Die Flüchtlingsunterbringung im Flughafen Tempelhof.
       
       Viel zu wenige Duschen, viel zu wenig Privatsphäre, viel zu wenig
       Beschäftigungsmöglichkeit: Die Massenunterkunft im ehemaligen Flughafen
       Tempelhof ist kein Glanzstück der Flüchtlingsunterbringung, das bestreiten
       selbst Senat und Betreiber nicht. Nur: Zu der Not-Notunterkunft, in der
       derzeit rund 2.100 Menschen untergebracht sind, gebe es keine Alternative,
       heißt es von den Verantwortlichen – weil es in der ganzen Stadt an
       Unterkünften mangelt, aber trotz gesunkener Zahlen immer noch rund 170
       Flüchtlinge pro Tag in Berlin ankommen.
       
       Eine ganze Reihe stadtpolitischer Initiativen sieht das anders. Am Montag
       forderten sie in einer gemeinsamen Pressekonferenz die Abkehr von der
       Unterbringung in Massenunterkünften – und die sofortige Rücknahme des
       Gesetzesentwurfs, der das Bauverbot auf dem Feld aufheben soll, damit dort
       Flüchtlingsunterkünfte entstehen können. „Damit wird der Wille der
       Bevölkerung ausgehebelt und die fehlgeleitete Politik der Massenlager
       weiter verstärkt“, sagte Kerstin Meyer vom Verein 100% Tempelhofer Feld.
       Gemeinsam mit dem Flüchtlingsrat, dem Bündnis Neukölln, dem Netzwerk
       Architekten für Architekten und weiteren Initiativen wirbt der Verein für
       die Unterbringung in Wohnungen, die in Berlin inzwischen zur Ausnahme
       geworden ist: „2010 lebten 85 Prozent der Asylbewerber in Wohnungen und nur
       15 Prozent in Gemeinschaftsunterkünften – mittlerweile hat sich dieses
       Verhältnis umgedreht“, sagt Georg Classen vom Flüchtlingsrat.
       
       Und noch ist kein Ende in Sicht: In Tempelhof stehe ein weiterer Hangar mit
       500 Betten zur Eröffnung bereit, sagt Sascha Langenbach, Sprecher der
       Senatsverwaltung für Soziales, am Montag. Momentan fehle es noch an
       ausreichend Personal, um den Hangar zu belegen, das könne sich jedoch schon
       in den nächsten Tagen ändern. 2.600 Menschen würden dann in den Hangars
       leben, jeweils 12 auf 25 Quadratmetern. Aktuell gibt es sieben weitere
       Unterkünfte mit einer Belegung von über 900 Menschen, insgesamt sind rund
       25.000 Flüchtlinge in Notunterkünften untergebracht.
       
       Diesem Unterbringungskonzept halten die Initiativen eine Vielzahl von
       Vorschlägen entgegen, die die Unterbringung in Wohnungen erleichtern soll,
       angefangen bei einer kürzeren Prüfdauer für Wohnungsangebote bis hin zur
       Aufhebung der Pflicht, die ersten drei Monate in Sammelunterkünften statt
       Privatwohnungen zu wohnen.
       
       „Wir müssen den bestehenden Leerstand in der Stadt nutzen, statt weitere
       Massenunterkünfte zu schaffen“, sagt Theresa Keilhacker, Vizepräsidentin
       der Architektenkammer. Wenn doch gebaut werden müsste, dann nachhaltig,
       fordert sie – mit flexiblen Grundrissen, die verschiedene Nach- und
       Umnutzungen erlauben.
       
       Die vom Senat vorgeschlagene Änderung des Tempelhof-Gesetzes, die eine
       temporäre Bebauung der Feldränder zum Zweck der Flüchtlingsunterbringung
       erlaubt, soll in diesem Monat durch das Parlament gehen. Kerstin Meyer
       betonte am Montag, die Initiative 100% Tempelhofer Feld führe anders als
       von einigen Medien berichtet keinerlei Gespräche über die Bebauung, sondern
       spreche sich grundsätzlich gegen die Gesetzesänderung aus.
       
       4 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malene Gürgen
       
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