# taz.de -- Kriegsgefahr am Golf: Saudi-Arabien reagiert scharf
> Die Regierung in Riad bricht die diplomatischen Beziehungen mit dem Iran
> ab. Zudem stellt sie den Flugverkehr ein und kappt den Handel.
IMG Bild: Demonstrantin in Bahrain mit dem Portrait des exekutierten schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr.
Berlin taz | Die Regierung von Saudi-Arabien hat die diplomatischen
Beziehungen zum Iran abgebrochen und damit auf die Erstürmung der
saudischen Botschaft in Teheran und des Konsulats in Maschhad reagiert.
Riad zog sein Botschaftspersonal aus Teheran ab und forderte die iranischen
Diplomaten auf, binnen 48 Stunden das saudische Königreich zu verlassen. Am
Montag kappte Saudi-Arabien auch alle Handelsbeziehungen mit dem Iran, wie
Außenminister Adel al-Dschubeir mitteilte. Der Flugverkehr zwischen beiden
Ländern wurde eingestellt, saudische Bürger dürfen nicht mehr in den Iran
reisen.
Die Regierung des Iran hatte die Hinrichtung des prominenten schiitischen
Geistlichen Nimr al-Nimr und 46 weiterer in Saudi-Arabien am Wochenende
scharf verurteilt. Revolutionsführer Ali Chamenei hatte die Saudis vor der
„Rache Gottes gewarnt. „Das ungerechtfertigt vergossene Blut dieses
Märtyrers wird rasche Konsequenzen haben, und die Hand Gottes wird Rache an
der saudi-arabischen Führung nehmen“, sagte Chamenei.
Der ultrakonservative Teheraner Freitagsprediger, Ajatollah Ahmad Chatami,
prophezeite, die Exekution der Schiiten werde die saudische Führung zum
Sturz bringen und die sunnitische Herrschaftsfamilie aus den
Geschichtsbüchern streichen.
Anders als die geistlichen Instanzen und konservative Politiker versucht
die Regierung des iranischen Präsidenten Hassan Rohani die
Auseinandersetzung zu deeskalieren. Der Präsident verurteilte die
Hinrichtung der Schiiten als Akt, der die Spaltung der Muslime fördere und
nur den Terroristen nutze. Er warnte aber zugleich, die Demonstranten im
Iran würden durch illegale Handlungen dem Ansehen der Islamischen Republik
Schaden zufügen. Er verurteilte die Angriffe auf saudische Einrichtungen
und ordnete an, die Täter festzunehmen und zu bestrafen.
## Polizei werde Versammlungen nicht dulden
Teherans Außenministerium verbot in einer Erklärung alle Versammlungen vor
den saudischen Vertretungen im Iran. „Wir verstehen die Wut der Bürger,
aber trotzdem sollten sie sich vor keiner der diplomatischen Vertretungen
Saudi-Arabiens versammeln“, sagte Außenamtssprecher Dschabir Ansari. Er
betonte, dass die Polizei Versammlungen nicht dulden und falls nötig sie
angreifen werde.
Auch das Königreich Bahrain hat nun seine diplomatischen Beziehungen zu
Teheran abgebrochen. Begründung: die zunehmend „offene und gefährliche
Einmischung“ Irans in die Angelegenheiten Bahrains und andrer arabischen
Staaten. Die Arabischen Emirate haben ebenfalls ihre Beziehungen zu Teheran
herabgestuft.
Die USA und andere Staaten warnten vor einer Verschärfung des Streits
zwischen Teheran und Riad. Russland versucht, so hieß es aus
Diplomatenkreisen, zwischen den beiden Staaten zu vermitteln.
4 Jan 2016
## AUTOREN
DIR Bahman Nirumand
## TAGS
DIR Saudi-Arabien
DIR Schwerpunkt Iran
DIR Vereinigte Arabische Emirate
DIR Bahrain
DIR Schwerpunkt Iran
DIR Saudi-Arabien
DIR Saudi-Arabien
DIR Saudi-Arabien
DIR Ali al-Nimr
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Bahrain geht gegen schiitische Partei vor: Angebliche Gefahr fürs Königshaus
Mit zunehmender Härte gehen die Machthaber von Bahrain gegen die politische
Opposition vor. Angeblich ist die Sicherheit des Königshauses in Gefahr.
DIR Debatte Parlamentswahl im Iran: Rohanis Schicksalswahl
Das Atomabkommen macht es den Reformern der Islamischen Republik Iran enorm
schwer, an der Wahlurne zu bestehen.
DIR Aus „Le Monde diplomatique“: Saudische Zustände
Das Ende der Scheckheftdiplomatie: Wie der Wüstenstaat mit dem sinkenden
Ölpreis, dem Krieg im Jemen und dem Zwist im Königshaus umgeht.
DIR Kommentar Umgang mit Saudi-Arabien: Steinmeier sollte zu Hause bleiben
Die Beziehungen zu Saudi-Arabien mögen wichtig für Deutschland sein: Eine
Antwort auf die Hinrichtungen muss aber gefunden werden.
DIR Kommentar Gefährliche Politik der Saudis: Es droht ein vierter Golfkrieg
Die Exekution al-Nimirs, das Ende der Feuerpause im Jemen – Saudi-Arabien
betreibt ein riskantes Spiel. Der Westen muss darauf reagieren.
DIR Folgen der Exekutionen in Saudi-Arabien: Öl ins Feuer
Die Hinrichtung des Pazifisten Nimr al-Nimrs führt zu zusätzlichem Hass.
War das Kalkül oder Dummheit des saudischen Könighauses?