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       # taz.de -- Obama ändert Schusswaffengesetz: Was der Kunde mit der Knarre vorhat
       
       > US-Präsident Obama ordnet an, Waffenhändler und deren Kunden künftig
       > besser zu kontrollieren. Die Waffengesetze ändern kann er aber nicht.
       
   IMG Bild: Es ist wunderschön.
       
       Berlin taz | US-Präsident Barack Obama will den Verkauf von Schusswaffen
       stärker einschränken – trotz heftiger Gegenwehr der Republikaner im
       Kongress. Am Dienstag verkündete Obama im Weißen Haus ein
       Zehn-Punkte-Programm. Dies soll jenen Amerikanern, die damit womöglich
       Verbrechen begehen würden, den Erwerb von Schusswaffen erschweren.
       
       „Wir sind das einzige entwickelte Land der Welt, in dem eine derartige Art
       von Massengewalt in solcher Regelmäßigkeit zu beobachten ist“, begründete
       Obama am Dienstag seinen Schritt. „Wir beginnen zu glauben, dass das normal
       ist.“ Trotz der heftigen Debatten um das Waffenrecht beschwor der
       US-Präsident einen generellen Konsens, „was getan werden muss“.
       
       Vor allem sollen die sogenannten Background-Checks verbessert werden, das
       heißt, der persönliche Hintergrund potenzieller Waffenkäufer soll besser
       überprüft werden. Solche Checks sind in Bundesgesetzen zwar ohnehin
       grundsätzlich vorgesehen, aber es gibt eine ganze Reihe von Ausnahmen. Nur
       in 18 Bundesstaaten gelten Regelungen, die solche Schlupflöcher
       verkleinern.
       
       Künftig sollen auch Händler bei der Bundespolizei ATF (Bureau of Alcohol,
       Tobacco, Firearms & Explosives) eine Lizenz beantragen müssen, die keinen
       eigenen Waffenladen betreiben, sondern nur auf Waffenmessen – so genannten
       Gun Shows – oder im Internet Waffen zum Verkauf anbieten. Aus sie müssen
       ihre potenziellen Kunden dann überprüfen.
       
       Als Waffenhändler soll gelten: wer regelmäßig Waffen verkauft, auch wenn es
       nur 50 Stück im Jahr sind; wer eine eigene Internetseite betreibt; wer eine
       entsprechende Visitenkarte hat – kurz: wer allem Anschein nach nicht als
       reine Privatperson eine Waffe privat verkauft, sondern damit ein Geschäft
       betreibt.
       
       ## 22 Millionen Anträge auf Background Checks
       
       Aus den Bundesstaaten sollen darüber hinaus mehr Informationen an das
       nationale Background-Checking-System weitergegeben werden, zum Beispiel
       über psychische Erkrankungen. Das „National Instant Criminal Background
       Check System“, kurz NICS, ist bei der Bundespolizei FBI angesiedelt.
       Vergangenes Jahr wurden dort 22 Millionen Anträge auf Background Checks
       bearbeitet – mehr als 63.000 täglich. Um die Anträge zeitnah bearbeiten zu
       können, soll das NICS 230 weitere Mitarbeiter bekommen.
       
       Das scheint dringend geboten: Nach dem Gesetz können Händler derzeit einen
       Verkauf tätigen, wenn sie drei Tage nach Antrag auf Check entweder einen
       positiven Bescheid über seinen potenziellen Kunden bekommen haben – oder
       gar nichts. Wenn Schusswaffen gestohlen werden, im Versand verloren gehen
       oder sonst wie abhandenkommen, müssen Händler das zukünftig melden.
       
       Angesichts der vielen Unfälle mit Schusswaffen sollen – mit finanziellen
       Mitteln des Bundes – auch technische Lösungen entwickelt werden, um Waffen
       sicherer zu machen. Präsident Obama versucht mit seiner Anordnung alles zu
       tun, was er durchsetzen kann, ohne Gesetze zu ändern. Denn das wäre dem
       Kongress vorbehalten. Nach dem Tod von 28 Menschen, darunter 20 Kindern, an
       einer Grundschule in Newtown, Connecticut 2012 hatte der Präsidemt
       vergeblich versucht, neue Waffengesetze durch den Kongress zu bringen.
       
       ## Republikaner blockieren
       
       Alle Umfragen zeigen, dass eine übergroße Mehrheit der US-Amerikaner_innen
       etwa umfassenden und flächendeckenden Hintergrundkontrollen zustimmt.
       Dennoch kündigten jetzt, nach Bekanntwerden von Obamas Plänen Ende
       vergangener Woche, nahezu alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten
       an, die neuen Maßnahmen sofort zu kippen, wenn sie erst einmal Präsident
       wären.
       
       Paul Ryan, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses,
       beschuldigte Obama des Machtmissbrauchs „gegen den Willen des Volkes“.
       Schließlich habe das Parlament Obamas damalige Vorschläge zurückgewiesen.
       
       Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hingegen
       begrüßte Obamas Initiative – sie als Präsidentin würde noch viel weiter
       gehen, sagte sie.
       
       5 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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