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       # taz.de -- Zoodirektor auf der Krim: Drei tote Tigerbabys, drei Jahre Haft
       
       > Zoodirektor Oleg Subkow soll den Kältetod von drei kleinen Albino-Tigern
       > mitverschuldet haben – und wurde verurteilt. Jetzt wehrt er sich.
       
   IMG Bild: Zwei der Tigerbabys (undatierte Aufnahme).
       
       Berlin taz | Der Krim-Unternehmer und Zoodirektor Oleg Subkow hat Anfang
       dieser Woche in seinem Blog einen offenen Brief an die Verwaltung des
       russischen Präsidenten Wladimir Putin veröffentlicht. Darin spricht er von
       einem Krieg, den der Vizepremier der Krim und die örtliche
       Staatsanwaltschaft gegen ihn und seine Parks führten. „Wenn die präsidiale
       Verwaltung Russlands genauso ihren Verpflichtungen nachkommt, wie die
       Krim-Funktionäre, steht unser Land kurz vor einem Kollaps“, heißt es in dem
       Schreiben weiter.
       
       Der gebürtige Russe eröffnete 1995 seinen ersten Zoo Skaska (Märchen) in
       Jalta. Ein paar Jahre später kam der Löwen-Safaripark Taigan bei Belogorsk
       dazu. Subkows Parks mit 3.500 Tieren gehören zu den größten Attraktionen
       der Halbinsel. Seit Mitte Dezember sind sie geschlossen – nicht zum ersten
       Mal.
       
       Vor zwölf Jahren streikte Subkow bereits mit seinen Tieren. Damals trugen
       die Giraffen aus Solidarität mit den Protestierenden während der Orangen
       Revolution in Kiew orange Bänder.
       
       Nun ist die Krim russisch. Die Probleme sind geblieben. Diesmal protestiert
       der Exparlamentsabgeordnete der Krim gegen die Willkür der
       Krim-Funktionäre. Am 11. Dezember wurde der 48-Jährige vom Belogorsker
       Gericht (Krim) zu drei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Unter anderem
       wurde er beschuldigt, einen Angestellten verprügelt zu haben und am
       Unterkühlungstod von drei Albino-Tigerbabys mitschuldig zu sein.
       
       Subkow bestreitet die Vorwürfe. Wenn die Staatsanwaltschaft ihre
       „erpresserischen Vorwürfe“ nicht zurückziehe, wolle er mit seinen Parks
       ausreisen. Es gebe genügend Angebote, berichtete Subkow bei einer
       Pressekonferenz, zum Beispiel aus dem Iran.
       
       Die Causa Subkow hat eine neue Seite in der jüngsten Geschichte der Krim
       aufgeschlagen. Bis dahin galten kritische Töne gegenüber den Machthabern
       als Tabu. Der Unmut über die Bürokraten, die bei der Bewältigung der
       Stromversorgungsengpässe versagt haben, nimmt zu. Am 10. und 11. Januar
       lädt Oleg Subkow Journalisten in seine Tierparks ein. Sie sollen
       Informationen aus erster Hand bekommen, zum Beispiel, wie Tiere bei minus
       20 Grad versorgt werden.
       
       ***
       
       ## „Keine Hoffnung auf Besserung“
       
       Oleg Subkow fühlt sich von den Behörden „überfallen“ und erwägt, die Krim
       zu verlassen. INTERVIEW: Anastasija Magasowa
       
       taz: Herr Subkow, Sie sind von der Staatsanwaltschaft der Krim zu drei
       Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Wie lautet die Anklage? 
       
       Oleg Subkow: Ich soll den Wächter meines Zoos verprügelt haben.
       
       Was legt man Ihnen sonst zur Last? 
       
       Dass ich meine drei Tigerbabys vergiftet, staatliche Generatoren gestohlen
       und überhaupt so ziemlich alles verbrochen habe, was es zu verbrechen gibt.
       Momentan durchforstet man meine Tierparks, um für diese These
       Beweismaterial zu sichern.
       
       Und was sagen Sie dazu? 
       
       Das, was die Machthaber auf der Krim sich gerade erlauben, kann man nicht
       anders als einen bewaffneten Banditenüberfall bezeichnen.
       
       Warum werden Sie und Ihr Business diesem Druck ausgesetzt? 
       
       Ich glaube, die Verwalter der Krim haben keinen blassen Schimmer davon, was
       ihre Aufgabe ist. Sie verstehen nicht, wie man auf der Halbinsel Frieden
       und ein gutes Klima für Unternehmer schafft, wie man für Energiesicherheit
       sorgt. Sie sind ausschließlich damit beschäftigt, ihre eigenen Taschen zu
       füllen.
       
       Was ist Ihre Hoffnung? 
       
       Solange diese Leute regieren, habe ich keine Hoffnung auf Besserung. Seit
       anderthalb Jahren bemühe ich mich um einen Kompromiss, der mir die
       Zusammenarbeit mit der lokalen Macht ermöglichen würde. Leider vergeblich.
       Deswegen habe ich meine Tierparks geschlossen und warte ab, bis auf der
       Krim ein Machtwechsel stattfindet.
       
       Hat man es auf Sie persönlich abgesehen oder handelt es sich um eine
       Tendenz? 
       
       Ich kann nicht für alle Unternehmer auf der Krim sprechen, aber ich kann
       Ihnen mit Sicherheit sagen, dass keiner hier ein sorgenfreies und gutes
       Leben führt. Dafür gibt es objektive Gründe, wie Sanktionen, aber und vor
       allem auch subjektive wie ein totales Versagen des Machtapparates. Die
       Menschen wollen ganz normal arbeiten und Steuern zahlen.
       
       Was haben Sie vor? 
       
       Im allerschlimmsten Fall ziehe ich mit meinen Parks von der Krim weg. Aber
       noch hoffe ich auf irgendeine Verständigung mit der Regierung in Moskau,
       der Staatsanwaltschaft und der Administration des Präsidenten Wladimir
       Putin. Ich will verstehen, wieso die lokale Macht eine solche hasserfüllte
       Position gegenüber den nationalen Kulturgütern Russlands, und dazu gehören
       meine Parks, vertritt.
       
       Übersetzung: Irina Serdyuk
       
       5 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jarina Kajafa
       
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