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       # taz.de -- Debatte um Einzelfallprüfung: Berichte über falsche syrische Pässe
       
       > Eine Zeitung berichtet über Flüchtlinge mit gefälschtem syrischen Pass.
       > Politiker streiten über Einzelfallprüfungen, warnen aber vor
       > Generalverdacht.
       
   IMG Bild: Was ist echt, was ist gefälscht?
       
       Berlin rtr | Berichte über falsche Pässe für IS-Kämpfer haben zwischen
       Union und SPD die Debatte über Einzelfallprüfungen für syrische Flüchtlinge
       erneut angeheizt. Die rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende Julia
       Klöckner forderte im Deutschlandfunk am Dienstag, dass die Prüfung jeder
       einzelnen nach Deutschland kommenden Person dringlich sei. Der
       nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) sprach im
       Reuters-Interview dagegen davon, dass eine Einzelfallprüfung von
       Flüchtlingen immer dann nötig sei, wenn es Zweifel an der Identität oder
       der Echtheit der Dokumente gebe.
       
       Auslöser der Debatte sind Berichte, wonach die radikal-islamische
       Extremistenmiliz IS Kämpfer mit von ihr in Syrien erbeuteten Blanko-Pässen
       nach Europa schickt. Bild zufolge sind rund ein Dutzend Flüchtlinge mit
       solchen gefälschten Pässen in Deutschland untergetaucht. Die Pässe stammten
       aus derselben Quelle wie die zweier IS-Attentäter von Paris, zitierte die
       Zeitung Regierungskreise. Sowohl das Bundesinnenministerium, Klöckner als
       auch Jäger warnten davor, nun alle Flüchtlinge und Migranten unter
       Generalverdacht zu stellen. „Gerade weil der IS in der Lage ist, solche
       Pässe auszustellen, werden sich mögliche Kämpfer nicht auf den
       beschwerlichen Weg der Balkanroute machen, sondern Business Class nach
       Europa fliegen“, sagte Jäger.
       
       Es handele sich um „echte falsche Pässe“, sagte der SPD-Politiker mit Blick
       auf die in Syrien vom IS ausgestellten Dokumente. Möglicherweise sei es
       aber auch ein Ablenkungsmanöver der Miliz. „Ob sie tatsächlich eingereist
       sind als Person oder diese Pässe ihnen hinterher nur ausgehändigt wurden,
       das ist ja noch längst nicht geklärt.“ Die Bundespolizei schaffe es noch
       nicht, alle Menschen, die die deutsche Grenze überquerten, zu
       identifizieren. „Aber wir erwarten als Länder, dass das bald der Fall ist“,
       mahnte er.
       
       Nach Angaben des Bundesinnenministerium sind Berichte über die falschen
       Pässe nicht neu. Ein Sprecher verwies in der ARD darauf, dass
       Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) deshalb seine Länderkollegen
       über eine Rückkehr zur Einzelfallprüfung für syrische Flüchtlinge
       informiert habe. „Die entsprechenden Vorbereitungsmaßnahmen dazu laufen, so
       dass wir davon ausgehen, dass die Maßnahme auch zeitnah umgesetzt werden
       kann“, so der Sprecher.
       
       Dies dürfe am Ende aber nicht dazu führen, dass die Asylverfahren sich
       insgesamt wieder verlängerten, mahnte Jäger. Klöckner sagte, Sicherheit
       habe nichts mit Schnelligkeit zu tun, sondern bedürfe Gründlichkeit. Wenn
       man fatalistisch sage, jeder, der Böses wolle, schaffe es ohnehin nach
       Deutschland, dann könne man alle Prüfungen abschaffen. „Aber allzu einfach
       sollten wir es Terroristen nicht machen“, sagte sie.
       
       22 Dec 2015
       
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