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       # taz.de -- Angst vor Terrorgefahr in Brüssel: Silvester ohne Feuerwerk
       
       > Zehntausende waren in Brüssel zu einer öffentlichen Party erwartet
       > worden, um den Start ins neue Jahr zu feiern. Doch den Behörden ist das
       > Risiko zu hoch.
       
   IMG Bild: Wird woihl Silvester sehr leer bleiben: der Grand Place in Brüssel
       
       Brüssel dpa/ap | Die belgische Hauptstadt Brüssel blickt einer
       Silvesternacht ohne Feuerwerk entgegen. Das Spektakel inklusive
       Begleitprogramm fällt wegen Terrorgefahr aus. „Es ist besser, wenn wir
       keine Risiken eingehen“, sagte Bürgermeister Yvan Mayeur im Sender RTBF.
       Eigentlich ab 23.00 Uhr geplante Darbietungen fallen damit aus, ebenso der
       einstündige Auftritts eines DJs mit Light-Show ab Mitternacht.
       
       Da privates Böllern in Brüssel verboten ist, müssen Bürger und Touristen
       ohne Lichtfontänen feiern – falls ihnen angesichts der angespannten
       Situation danach zumute ist.
       
       Denn ob die Gefahr eines islamistischen Anschlags wirklich abgewendet ist,
       blieb unklar. Die Behörden hatten vor wenigen Tagen Attentatspläne für die
       Silvesternacht aufgedeckt und zwei Männer in Haft genommen. Waffen und
       Sprengstoff wurden nach bisherigen Angaben der Staatsanwaltschaft aber
       nicht gefunden. Zugleich stießen die Fahnder auf Propagandamaterial der
       Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
       
       Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren während der Feierlichkeiten
       zum Jahresende Anschläge an mehreren „symbolträchtigen Orten“ Brüssels
       geplant. Auch die Polizei gilt als gefährdet und verschärfte die
       Vorkehrungen zum eigenen Schutz. Von einem Zusammenhang mit den Pariser
       Anschlägen vom November mit 130 Toten gehen die Ermittler nicht aus.
       
       ## Lieber privat
       
       Bürgermeister Mayeur sagte, er habe sich auch mit Innenminister Jan Jambon
       ausgetauscht. „Wir sind beide überzeugt, dass das große Ereignis morgen
       Abend ausfallen muss.“ Bürger und Touristen sollten aber nicht davon
       abgehalten werden, privat in Restaurants der Brüsseler Innenstadt zu
       feiern.
       
       Vergangenes Jahr seien zu den dortigen Silvesterfeierlichkeiten 100.000
       Menschen gekommen. „In dieser Situation können wir nicht garantieren, dass
       wir alle kontrollieren, die zu dem Ereignis kommen.“
       
       Belgiens Premierminister Charles Michel sagte im Sender RTBF, er halte die
       Entscheidung in der gegenwärtigen „unsicheren Situation“ für
       gerechtfertigt. „Es gibt eine spezielle Unruhe, wenn es um Massenereignisse
       geht.“
       
       Auch in Paris wurde das alljährlich übliche Silvesterfeuerwerk diesmal
       abgesagt. Stattdessen soll kurz vor Mitternacht am Arc de Triomphe eine
       fünfminütige Videoinstallation gezeigt und auf Bildschirme entlang des
       Champs Elysée übertragen werden.
       
       ## Terrorverdächtiger weist Vorwürfe zurück
       
       Unterdessen wies mindestens einer der beiden kürzlich verhafteten
       Terrorverdächtigen die Vorwürfe gegen ihn zurück. Der 27-jährige Mohamed K.
       beteuere, er sei nicht radikalisiert, meldete die Nachrichtenagentur Belga
       unter Berufung auf dessen Anwalt.
       
       Die Staatsanwaltschaft stuft einen der Verhafteten als Täter oder Mittäter
       einer Terrorgruppe ein. Nach Medienberichten ist damit Mohamed K. gemeint.
       Die zweite Person gilt als Drahtzieher und soll islamistische Komplizen für
       Terrorakte angeworben haben. Laut Zeitung „La Dernière Heure“ handelt es
       sich dabei um den 30-jährigen Saïd S.
       
       Beide Männer kommen Medien zufolge aus dem Brüsseler Stadtteil Anderlecht
       und sind Mitglieder des Motorrad-Clubs „Kamikaze Riders“, dessen Anhänger
       in sozialen Netzwerken zum Teil mit antisemitischen Parolen auffielen. Saïd
       S. soll Chef des Clubs sein. Laut RTBF ist er als radikaler Prediger
       bekannt.
       
       ## Fahndungshinweise
       
       Die belgische Polizei rief am Mittwoch auch mit Fahndungshinweisen zur
       Suche nach vier verurteilten Mitgliedern der Islamisten-Organisation
       Sharia4Belgium auf. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte auf
       Anfrage, die Aufrufe hätten nichts mit den aktuellen Ermittlungen zu
       Anschlagsdrohungen zu tun.
       
       Im Brüsseler Stadtteil Molenbeek, der als Rückzugsort für Islamisten in
       Verruf gekommen ist, gab es zwei Hausdurchsuchungen, wie RTBF unter
       Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Eine davon stand demnach im
       Zusammenhang mit den Paris-Attentaten, dabei sei eine Person vorläufig
       festgenommen worden. Auch im Stadtteil Laeken habe es eine Durchsuchung
       gegeben, diesmal im Rahmen der Untersuchungen zu geplanten Anschlägen in
       Belgiens Hauptstadt.
       
       Im November war das öffentliche Leben in Brüssel mehrere Tage zum Erliegen
       gekommen, weil die Behörden einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag
       fürchteten und zeitweise die höchste Terrorwarnstufe verhängten. Dazu ist
       es bisher nicht gekommen. Nur die Warnstufe für die Polizeidienststellen
       sowie Polizisten und Soldaten auf den Straße wurde angehoben. Ansonsten
       gilt im Land Warnstufe drei von vier, bei der eine Bedrohung als möglich
       und wahrscheinlich eingestuft wird.
       
       31 Dec 2015
       
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