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       # taz.de -- Real mit Kantersieg bei Zidane-Debüt: Der Magier von Madrid
       
       > Mit 5:0 über La Coruña gelingt Zinédine Zidane ein Traumdebüt als
       > Cheftrainer. Aber dieses Wunder haben die Fans auch erwartet.
       
   IMG Bild: Zinédine Zidane kann einen Ball mit seiner bloßen Aura stoppen
       
       Madrid taz | Zinédine Zidane ist noch schlanker geworden seit seinem
       Abschied als Fußballer. Kein Wunder, dass der Mann nebenher auch modelt.
       Schwarzer Anzug und Krawatte, weißes Hemd und braune Schuhe sind die
       Requisiten seiner Rückkehr ins Estadio Santiago Bernabéu, fast zehn Jahre
       nach seiner letzten Partie für Real Madrid. Schon vor Beginn des Spiels
       gegen Deportivo La Coruña macht alles den Eindruck, [1][als nehme ein
       Auserwählter endlich wieder seinen Platz ein.]
       
       Als zu Plácido Domingos Schmalzhymne „Hala Madrid“ das übliche Video auf
       den Stadionleinwänden läuft, ist eine neue Schlusssequenz eingearbeitet:
       wie Zidane sich in der Umkleidekabine die Krawatte richtet und dann in den
       Spielertunnel hinausgeht. Ein Mann, allein vor dem Gang in das Licht des
       Stadions – in das Licht einer neuen Ära? Während der folgenden 90 Minuten
       fegt Real mit 5:0 über den Tabellenachten aus Galizien. Es windet und
       regnet, es ist, als würde die ganze Pein der bleiernen Zeit unter Vorgänger
       Rafael Benítez mit einem Spiel abgewaschen.
       
       Kontrahent Deportivo erweist sich als Gegner mit Lust am Spiel, aber ohne
       Effizienz vor dem Tor. Nach einem wackeligen Beginn ist es auch
       ausgerechnet Zidanes Liebling Karim Benzema, der mit seinem 1:0 per Hacke
       die Finsternis vertreibt (15.). Und in der Folge ist es ausgerechnet Reals
       ewiges Problemkind Gareth Bale, der mit drei Toren das Stadion zu Ovationen
       hinreißt. In der 22. Minute applaudiert Zidane, sonst eher sparsam mit
       seinen Gesten, am Seitenrand einer klugen Spieleröffnung von Benzema nach
       außen zu Dani Carvajal. Aus dieser Szene fällt Bales 2:0. Zidane, der
       Connaisseur. Zidane, der Prophet.
       
       „Es tut mir leid für Rafa, aber wenn wir ehrlich sind und uns das Spiel von
       heute anschauen, hat der Trainerwechsel gut getan“, sagt Spielmacher Luka
       Modric. Wie Bale galt er als einer der wenigen Unterstützer von Benítez,
       wie Bale macht auch er ein besonders überragendes Spiel. 20 Minuten vor
       Schluss läuft Bale bis in den eigenen Strafraum zurück und verhindert durch
       ein Tackling das 1:4-Anschlusstor für La Coruña.
       
       „Zuckerbrot und Peitsche“ – so hatte Zidane in der Zeit als
       Ancelotti-Assistent einmal selbst die optimale Herangehensweise für einen
       Trainer definiert. Am Freitag vor dem Spiel nahm er das Team in die
       Pflicht: „Es darf keine ein, zwei oder drei Spieler geben, die nicht
       verteidigen.“
       
       Fußball, wie man ihn im Bernabéu sehen will, hatte Zidane außerdem
       versprochen. Fußball, wie sie ihn kennen, bekommen die Fans geliefert.
       Generös in der Abwehr, aber eben auch mit magischen Momenten nach vorn, wo
       die individuelle Brillanz dann den Unterschied macht. So war es schon, als
       Zidane mit seinem legendären Volleytor im Finale gegen Bayer Leverkusen die
       Champions League gewann.
       
       ## Sein Lächeln füllt den ganzen Raum
       
       Als er nach dem Spiel zur Pressekonferenz kommt, füllt sein Lächeln den
       ganzen Raum. Zidane hat noch nie viele Worte gebraucht, um viel
       Ausstrahlung zu haben. „Ganz einfach, ich bin happy, das ist eigentlich
       alles“, sagt er zu seinem Debüt. Immer wieder hebt er die Einstellung
       hervor. So hat es auch sein Exchef Ancelotti gemacht. Dass diese Mannschaft
       guten Fußball spielen kann und muss, versteht sich für sie von selbst.
       
       Im Fanshop von Real Madrid, wo sie viel vom Marketing verstehen, wird seit
       ein paar Tagen ein Trikot mit Zidanes Namen und seiner alten Nummer fünf
       angeboten. Der Verkauf dürfte nicht schlechter laufen in den nächsten
       Tagen, und den Rest wird man in diesen wenigen Spielen sehen, die über die
       Titel entscheiden. Gegen Barça und Atlético etwa, die in der Tabelle vor
       Real liegen, trotz je einem Spiel weniger.
       
       Fürs Erste hat Zidane allein durch seine Aura den Klub wiederbelebt. Ab
       jetzt will er seine Konzepte einbringen: weil Madrid aus dem Pokal
       ausgeschlossen wurde, bleibt unter der Woche viel Raum zum Üben. „Wir haben
       noch viel zu verbessern“, erklärt er, und verabschiedet sich wieder mit
       diesem scheuen, gewinnenden Lächeln. „Aber geben wir der Sache ein bisschen
       Zeit. Ich habe ja gerade erst angefangen.“
       
       11 Jan 2016
       
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   DIR Florian Haupt
       
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