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       # taz.de -- Gentechnik bei Lebensmittelproduktion: Hörnerloses Rind, serienmäßig
       
       > Nach den Pflanzen rücken zunehmend Tiere in den Fokus von Biotechnologen.
       > Eine Studie im Auftrag der Grünen warnt nun vor den Risiken.
       
   IMG Bild: Sie müssen schon seit mehreren Jahren für gentechnische Versuche herhalten.
       
       BERLIN taz | Eine Zulassung gentechnisch veränderter Tiere für die
       Lebensmittelproduktion würde nicht nur ethische Probleme und
       gesundheitliche Risiken, sondern auch eine deutliche Ausweitung der
       Massentierhaltung mit sich bringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine
       Untersuchung des gentechnik-kritischen Instituts [1][Testbiotech] im
       Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion. Für Landwirte und mittelständische
       Züchter seien eine Zulassung und daraus resultierend eine zunehmende
       Patentierung von Tieren eine „Bedrohung ihrer Existenz“, heißt es in der
       Studie.
       
       Derzeit gibt es hierzulande keine gentechnisch veränderten Tiere, die für
       die Lebensmittelproduktion zugelassen sind. Anders sieht es in den USA aus:
       Dort hat die Lebensmittelaufsicht im November erstmals ein gentechnisch
       verändertes Tier, das für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, erlaubt.
       
       Der Lachs hat im Labor ein zusätzliches Wachstumshormon bekommen. Damit
       soll er doppelt so schnell schlachtreif sein wie andere Zuchtlachse. Laut
       Studienautor Christoph Then sind vor allem die sozioökonomische Folgen von
       „Gentieren“ bedeutsam. Etwa notwendige Patente können sich nur große
       Unternehmen leisten, eine Intensivierung der Tierhaltung wäre absehbar.
       
       Eine Tierart, mit der schon seit mehreren Jahren gentechnische Versuche
       durchgeführt werden, sind Kühe. Neuseeländische Forscher wollten eine Kuh
       kreieren, deren Milch einen geringeren Gehalt an Eiweißen enthält, die
       Allergien auslösen können. Das gelang tatsächlich – jedoch hatten sich auch
       die anderen Bestandteile der Milch verändert. So war etwa die Konzentration
       eines anderen Eiweißes deutlich erhöht – für Then ein Zeichen dafür, dass
       gentechnische Veränderungen nicht nur direkte Folgen für den Organismus
       haben, sondern dass dieser auch auf die Veränderungen reagiert.
       
       Der Grünen-Abgeordnete Harald Ebner befürchtet, dass Hersteller auf das
       Freihandelsabkommen TTIP setzen, um auch hierzulande gentechnisch
       veränderte Tiere auf den Markt bringen zu können. „Das Vorsorgeprinzip muss
       mindestens in der Form erhalten bleiben, wie wir es jetzt haben“, fordert
       er. Damit seien die Hersteller in der Beweispflicht, dass das Produkt keine
       Gefahren berge.
       
       „Das Bestreben, den Markt umzukrempeln, ist da, das war vor drei Jahren
       noch nicht der Fall“, sagt Then. Er rechnet damit, dass für den in den USA
       nun erlaubten Lachs auch hier eine Zulassung beantragt wird, auch bei
       Rindern ohne Hörner könne das in den kommenden Jahren der Fall sein. Dann
       ist das Votum der europäischen Lebensmittelaufsicht, der Efsa, maßgeblich.
       Bei gentechnisch veränderten Pflanzen hatte die sich in der Vergangenheit
       nicht übermäßig kritisch gezeigt – in Sachen Tiere musste sie aber noch
       keine Bewertung abgeben.
       
       Das Bundeslandwirtschaftsministerium verweist, was die Zuständigkeit für
       eine gesetzliche Regelung angeht, auf die EU. Eine Positionierung der
       EU-Kommission zu offenen rechtlichen Fragen solle in den kommenden Wochen
       folgen.
       
       11 Jan 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.testbiotech.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
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