URI: 
       # taz.de -- Reaktion auf Ausweispflicht in Schweden: Dänemark führt Grenzkontrollen ein
       
       > Nach Einführung der Ausweispflicht in Schweden hat Dänemark an der Grenze
       > zu Deutschland mit Kontrollen begonnen. Eine gesamteuropäische Lösung ist
       > das nicht.
       
   IMG Bild: In einem Bahnhof in Kopenhagen werden Ausweise kontrolliert.
       
       Kopenhagen afp | Dänemark hat am Montag vorübergehend wieder Kontrollen an
       der Grenze zu Deutschland eingeführt und damit auf die seit Mitternacht
       geltende Ausweispflicht an der schwedischen Grenze reagiert. Dänemarks
       Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen sagte in Kopenhagen, mit den
       Kontrollen solle die Einreise von Flüchtlingen ohne Papiere verhindert
       werden. Zuvor war um Mitternacht in Schweden wieder die Ausweispflicht für
       Einreisende aus Dänemark in Kraft getreten.
       
       Wenn andere nordische Länder an ihren Grenzen „den Riegel vorschieben“,
       könne dies entscheidende Konsequenzen für Dänemark haben, sagte Rasmussen
       mit Blick auf Schweden. „Es kann zu mehr Asylanträgen führen.“ Dänemark
       müsse daher reagieren. Die Kontrollen seien aber nicht systematisch,
       sondern sporadisch, sagte der dänische Regierungschef. Sie traten am
       Montagmittag für zunächst zehn Tage in Kraft, können aber verlängert
       werden.
       
       Zuvor hatte Schweden wegen des anhaltenden Flüchtlingsandrangs erstmals
       seit über 50 Jahren wieder Ausweiskontrollen für Einreisende aus Dänemark
       eingeführt. Um Mitternacht traten sie für Passagiere von Zügen, Bussen und
       Fähren in Kraft, die über die Öresund-Brücke nach Schweden wollten. Die
       Maßnahme gilt bis auf weiteres. Kopenhagen wiederum fürchtet, dass die
       Zurückgewiesenen dann in Dänemark festsitzen.
       
       An den schwedischen Kontrollpunkten war zusätzliches Sicherheitspersonal im
       Einsatz, Reisende mussten sich auf längere Wartezeiten einstellen. Die
       neuen Regeln treffen vor allem Pendler: Täglich fahren rund 8.600 Menschen
       zwischen Wohnort und Arbeit in Dänemark und Schweden hin und her. Die
       Öresund-Brücke verbindet die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit dem
       südschwedischen Malmö. Die Verbindung war in der jüngsten Vergangenheit
       auch ein Anlaufpunkt für zahlreiche Flüchtlinge.
       
       ## Großzügige Asylpolitik
       
       Schweden mit seinen knapp zehn Millionen Einwohnern verfolgt traditionell
       eine großzügige Asylpolitik, weshalb sich zuletzt viele Schutzsuchende in
       das skandinavische Land aufmachten. Im vergangenen Jahr erreichten über
       eine Million Flüchtlinge Europa – Schweden nahm rund 160.000 auf. In
       Dänemark stellten im Vergleich dazu nur 18.000 Menschen einen Asylantrag.
       
       Da Schweden den Ansturm jedoch nicht mehr bewältigen konnte, führte die
       Regierung bereits Mitte November wieder sporadische Grenzkontrollen ein,
       woraufhin die Zahl der ankommenden Flüchtlinge drastisch sank. Im Dezember
       verabschiedete das Parlament dann ein Gesetz, das die Verkehrsbetriebe zur
       Ausweiskontrolle verpflichtet.
       
       Bahnreisende wurden am Bahnhof Kastrup am Flughafen von Kopenhagen
       kontrolliert. Dort errichteten die Behörden außerdem eine meterlange
       Absperrung, um Zurückgewiesene an der Weiterreise zu hindern. „Das ist, als
       würden wir eine neue Berliner Mauer bauen“, sagte Michael Randropp von
       einer örtlichen Pendlervereinigung.
       
       ## Außengrenzen wirkungsvoller kontrollieren
       
       Angesichts der Flüchtlingswelle hatten 2015 zahlreiche Länder wieder
       Grenzkontrollen eingeführt, darunter neben Deutschland auch Österreich und
       Frankreich. Die Bundesregierung forderte vor dem Hintergrund der jüngsten
       Entwicklungen am Montag ein EU-weit abgestimmtes Vorgehen in der
       Flüchtlingskrise. Die Entscheidung Dänemarks werfe ein Schlaglicht darauf,
       „dass wir vor allem eines brauchen – nämlich eine gesamteuropäische
       Lösung“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die EU müsse ihre
       Außengrenzen wirkungsvoller kontrollieren.
       
       Zu Dänemarks Entscheidung sagte Seibert, Rasmussen habe Bundeskanzlerin
       Angela Merkel (CDU) darüber informiert. Auch ein Sprecher des Auswärtigen
       Amtes mahnte eine gesamteuropäische Lösung an. Die Freizügigkeit im
       Reiseverkehr sei ein „ganz hohes Gut“. Das Schengen-System sei wichtig,
       angesichts der Flüchtlingsströme aber in Gefahr.
       
       4 Jan 2016
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Dänemark
   DIR Schweden
   DIR Asylpolitik
   DIR Dänemark
   DIR Dänemark
   DIR Dänemark
   DIR Dänemark
   DIR Dänemark
   DIR Dänemark
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Grenzkontrollen
   DIR Schweden
   DIR Flüchtlingspolitik
   DIR Joachim Herrmann
   DIR Schwerpunkt Flucht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Neue Gesetze in Dänemark: Grenzen dicht, Bettler in den Knast
       
       Hart, härter, Dänemark: Die Regierung will das Asyl- und Ausländerrecht
       einschränken. „Unsicherheit auslösende Bettelei“ soll sofort geahndet
       werden.
       
   DIR Kommentar Dänemarks Asylpolitik: Eheringe zur Abschreckung
       
       Der dänischen Regierung geht es nicht um Geld oder Schmuck, sondern allein
       um Abwehr. Darin ist sie ein Vorbild für andere Regierungen.
       
   DIR Asylrechtsverschärfung in Dänemark: „Bleibt uns bloß vom Leibe“
       
       Die Botschaft ist klar: Das Parlament in Kopenhagen votiert für eine krasse
       Verschärfung des Asylrechts. Der Zuzug soll gestoppt werden.
       
   DIR Schweinefleisch-Pflicht in Dänemark: Zur Frikadelle verdammt
       
       In der Gemeinde Randers ist Schweinefleisch auf Speiseplänen von Kitas bald
       Pflichtprogramm. Die rechte Volkspartei feiert das als Erfolg.
       
   DIR Asylbewerber in Dänemark: Kurse in Sexualmoral
       
       Die Dänen verordnen den Neuankömmlingen einen speziellen Unterricht.
       Außerdem verlängert das Land Passkontrollen an der Grenze.
       
   DIR Kolumne Macht: Europäischer Werteverlust
       
       In Dänemark sollen Flüchtlinge nun ihre Habseligkeiten abgeben. Eheringe
       dürfen sie behalten – so sie einen „angemessenen Wert“ haben. Immerhin.
       
   DIR Flüchtlinge auf dem Weg nach Dänemark: Abwarten – und dann weiter
       
       Nach der dänischen Grenzschließung herrscht „gespenstische Ruhe“ am Bahnhof
       Flensburg. Viele Politiker sind verstimmt.
       
   DIR Tote an der türkischen Küste: Mindestens 36 Flüchtlinge ertrunken
       
       An der Ägäis-Küste wurden 29 tote Flüchtlinge angespült. Weitere sieben
       Ertrunkene wurden aus der Ägäis geborgen. Unter den Opfern sollen auch
       Kinder sein.
       
   DIR Schweden startet Grenzkontrollen: Warten, warten, warten
       
       Wegen des Flüchtlingsandrangs führt Schweden bei der Überfahrt von Dänemark
       wieder eine Ausweispflicht ein. Das führt zu langen Wartezeiten und hohen
       Kosten.
       
   DIR Kommentar Schwedens Flüchtlingspolitik: Ein Europa der Grenzkontrollen
       
       Schweden könnte mit seinen Grenzkontrollen einen Domino-Effekt auslösen.
       Vielleicht wird sich Europa nun endlich zusammenraufen
       
   DIR Kommentar Flüchtlingspolitik der CSU: Seehofer plustert sich auf
       
       Mit populistischen Vorschägen zur Flüchtlingspolitik macht die CSU der AfD
       Konkurrenz. Und Horst Seehofer setzt auf Vernebelungstaktik.
       
   DIR Grenzschutz in Bayern: Herrmann: Weiter Grenzkontrollen
       
       Zum Ende der Ferien dürften viele Urlauber im Stau stehen – wegen
       Grenzkontrollen. Bayerns Innenminister dämpft aber Hoffnungen auf deren
       schnelles Ende.
       
   DIR Ankommende Flüchtlinge: Bayern will Grenzen kontrollieren
       
       Die Bundespolizei kontrolliert die Grenze nicht so rigoros, wie es
       CSU-Minister Joachim Herrmann gerne hätte. Er will, dass bayerische
       Polizisten einspringen.