# taz.de -- Chef der Konservativen in Griechenland: Polarisierer mit Familienkonkurrenz
> Der Name Mitsotakis gilt linken Wählern als rotes Tuch. Nun ist Kyriakos
> Mitsotakis Chef der Konservativen – und droht mit knallharter Opposition.
IMG Bild: Hat eine noble Herkunft: Konstantin Mitsotakis.
Athen taz | Mitsotakis – da war doch mal was? Richtig. Der 47-Jährige ist
der jüngste Nachwuchs des ehemaligen konservativen Regierungschefs
Konstantin Mitsotakis, der in den frühen neunziger Jahren die Geschicke
Griechenlands leitete und den Maastrichter-Vertrag mitunterzeichnete. Der
heute 97-jährige Patriarch galt seinerzeit als gewiefter Taktiker und enger
Vertrauter von Helmut Kohl.
Ob Mitsotakis jr. daran anknüpfen will? Der noblen Herkunft verdankt der
Mann aus Kreta jedenfalls sein Studium in Stanford und Harvard sowie eine
Turbokarriere in der Heimat: Direkt nach seiner Rückkehr wurde Mitsotakis
als Berater bei der National Bank of Greece angeheuert, 2004 ins Parlament
gewählt und neun Jahre später zum Minister ernannt.
Allerdings hat die Clanzugehörigkeit auch ihre Schattenseiten. Dazu muss
man die Vorgeschichte kennen, die in die sechziger Jahre zurückgeht: Damals
regierte der linksgerichtete Georgios Papandreou, Vater des späteren
Sozialistenchefs Andreas Papandreou, und Konstantin Mitsotakis diente ihm
als Minister und Statthalter auf der Insel Kreta.
In einer Konfliktsituation mit König Konstantin setzte Papandreou auf
Konfrontation, während Mitsotakis hinter den Kulissen vermittelte und
Übergangsregierungen schmiedete, deren glückloses Agieren jedoch den Weg
für eine grausame Militärjunta (1967–1974) ebnete.
Seitdem gilt der Name Mitsotakis als rotes Tuch für linksgerichtete Wähler.
Der Patriarch erklärt aber stets, er habe Griechenland vor dem
Opportunismus der Familie Papandreou schützen wollen. Wer recht hat, müssen
Historiker entscheiden. Jedenfalls bescherte der Machtkampf zwischen den
rivalisierenden Familien bürgerkriegsähnliche Zustände, die bis in die 90er
Jahren nachwirkten: In jedem Dorf versammelten sich damals die Anhänger des
konservativen Regierungschefs Mitsotakis in ihrem Café, während die Wähler
des sozialistischen Oppositionsführers Papandreou ihre Treffpunkte hatten.
Kein Wunder, dass der Name Mitsotakis heute noch stark polarisiert. Daraus
will Kyriakos Mitsotakis vermutlich Nutzen ziehen und sich als geeigneter
Gegner für Linkspremier Tsipras positionieren. Konkurrenz hat er allerdings
in der eigenen Familie. Seiner Schwester, der dynamischen Exaußenministerin
Dora Bakoyannis, werden längst Führungsambitionen nachgesagt.
Und da wäre noch ihr 37-jähriger Sohn Kostas Bakoyannis, Neffe von
Kyriakos, den viele als das größte Polittalent der Konservativen erachten.
Doch zunächst einmal ist Kyriakos am Werk.
11 Jan 2016
## AUTOREN
DIR Jannis Papadimitriou
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