# taz.de -- Nach Hilfskonvoi für Madaja in Syrien: Der Hungertod droht auch andernorts
> In Madaja ist Hilfe angekommen. Die UN und andere Organisationen warnen
> jedoch vor Hungertoten in weiteren Orten und Regionen.
IMG Bild: Hilfe für Madaja: ein Konvoi des Roten Kreuzes, des Roten Halbmondes und der UN
Genf taz | Die Vereinten Nationen, Medecins sans Frontieres (MsF, [1][Ärzte
ohne Grenzen]) und andere humanitäre Organisationen haben am Dienstag den
sofortigen und bedingungslosen Zugang zu über 4,5 Millionen
hilfsbedürftigen – und zum Teil vom Hungertod bedrohten – Menschen in 15
belagerten Städten und Regionen Syriens gefordert.
Am Tag zuvor hatten knapp 50 Lastwagen mit Lebensmitteln, Medizin und
anderen Hilfsgütern die Stadt Madaja erreicht, die seit Anfang letzten
Jahres von syrischen Regierungstruppen abgeriegelt wird.
„Alle Kriegsparteien müssen endlich ihre völkerrechtliche Verpflichtung
erfüllen und an jedem Ort in Syrien dauerhaft die uneingeschränkte
humanitäre Versorgung der Bevölkerung zulassen“, erklärte Florian Westphal,
Geschäftsfüher der deutschen Sektion Ärzte ohne Grenzen im Gespräch mit der
taz.
Nach Feststellung der Organisation, die mit dem lokalen Gesundheitszentrum
in Madaja zusammenarbeitet, sind in der Stadt bis letzten Sonntag bereits
mindestens 28 Menschen verhungert.
[2][Oxfam], [3][Care], [4][Handicap Internationale] und fünf weitere in der
Region tätige Hilfswerke sprechen in einer am Dienstag veröffentlichten
gemeinsamen Erklärung von weiteren sieben Toten, die mangels ausreichender
medizinischer Versorgung gestorben sind.
Laut dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge ([5][UNHCR]) in Genf sollen
in den kommenden Tagen noch zwei weitere Hilfskonvois überlebenswichtige
humanitäre Güter nach Madaja bringen. Die Hilfsgüter sollen für ein bis
zwei Monate reichen. Eine Erlaubnis für darüber hinausgehende Lieferungen
hat die syrische Regierung bislang nicht erteilt.
Die am Montag erfolgten Hilfslieferungen nach Madaja hatte Damaskus von der
gleichzeitigen Versorgung der beiden von Rebellengruppen belagerten Städten
Fua und Kafraja abhängig gemacht. Hier trafen am Montag laut dem Roten
Kreuz ebenfalls Hilfsgüter für die insgesamt rund 20.000 EinwohnerInnen
ein.
Der UNO-Koordinater für humanitäre Nothilfe ([6][Ocha]), Stephen O’Brien,
erklärte vor dem UNO-Sicherheitsrat, die am Montag erfolgte Hilfslieferung
nach Madaja reiche nicht aus. Zudem müssten 400 Menschen, die dringende
medizinische Versorgung benötigen, aus der Stadt evakuiert werden.
Nach Übersicht von Ocha und Ärzte ohne Grenzen brauchen über 500.000
Menschen in 15 Städten und Regionen des Landes, die entweder von
Regierungstruppen oder bewaffneten Oppositionsmilizen belagert und völlig
abgeriegelt sind, dringende Überlebenshilfe. Sie seien akut vom Hungertod
bedroht. Darüber hinaus können über 4 Millionen Menschen in Städten und
Regionen, zu denen der Zugang durch die eine oder andere Kriegspartei
zumindest behindert und eingeschränkt wird, nicht ausreichend humanitär
versorgt werden.
Syriens UN-Botschafter Baschar Dschaafari behauptete vor dem Sicherheitsrat
dagegen, es gebe keine hungerleidenden Menschen in Madaja. Diese Berichte
seien „erfunden“ und „Lügen arabischer Fernsehsender. Es gebe allerdings
„das Problem, dass Terroristen Hilfslieferungen stehlen“ würden.
12 Jan 2016
## LINKS
DIR [1] https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/
DIR [2] https://www.oxfam.de/
DIR [3] http://www.care.de/
DIR [4] http://www.handicap-international.de/
DIR [5] http://www.unhcr.de/
DIR [6] http://www.unocha.org/
## AUTOREN
DIR Andreas Zumach
## TAGS
DIR Schwerpunkt Syrien
DIR Hungertod
DIR Schwerpunkt Syrien
DIR Schwerpunkt Syrien
DIR Baschar al-Assad
DIR Schwerpunkt Syrien
DIR Vereinte Nationen
DIR Schwerpunkt Syrien
DIR Niedersachsen
DIR Schwerpunkt Syrien
DIR Schwerpunkt Syrien
DIR Syrien Bürgerkrieg
DIR Schwerpunkt Syrien
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR UN-Hilfstransport in Syrien: Hilfskonvoi erreicht Muadamija
35 Lkw mit Hilfsgütern sind in der belagerten syrischen Stadt Muadamija
angekommen. Dort sind offenbar rund 50.000 Menschen eingeschlossen.
DIR Doppelanschlag nahe Damaskus: Dutzende Tote im Schiitenbezirk
Bei einem Anschlag in Damaskus sind knapp 50 Menschen getötet worden. Im
Netz bekannte sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ zu der Tat.
DIR Bürgerkrieg in Syrien: Erfolge von Russlands Gnaden
Assads Truppen haben mehrere von Rebellen kontrollierte Orte im Westen des
Landes erobert – mit Hilfe der russischen Luftwaffe.
DIR Belagerte Städte in Syrien: Die Hilfslieferungen sind da
Vier Städte, darunter Madaja, haben Lieferungen mit Essen, Medizin und
Treibstoff erhalten. Der Zutritt zu den Städten blieb NGO-Mitarbeiter_innen
verwehrt.
DIR Finanzierung von humanitärer Hilfe: UN geht das Geld aus
Allein im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika werden Milliarden
für die Mega-Krisen benötigt. Der UN-Generalsekretär schlägt einen
Soli-Zuschlag vor.
DIR Belagerte Hungernde im Syrienkrieg: 300 Menschen evakuiert
Den Helfern bietet sich im belagerten Madaja ein erschreckendes Bild. 300
vom Hungertod bedrohte Menschen wurden nun sofort herausgebracht.
DIR Niedersachsen: Stephan Weil über Asylpolitik: „Wir brauchen relativ früh Filter“
Im Interview: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil über Haft im
Heimatland, die Sicherung der EU-Außengrenzen und Integration auf dem Dorf
DIR Belagerte Städte im Syrienkrieg: Hilfskonvoi erreicht Hungernde
UN-Lastwagen bringen Essen und Medikamente in drei belagerte Orte, darunter
Madaja. Laut UNO sind 400.000 Menschen eingeschlossen.
DIR Belagerte Stadt Madaja in Syrien: Weiter Warten auf Hilfe
Das Assad-Regime signalisiert die Öffnung des Belagerungsrings. Doch noch
passiert nichts. Im Nordwesten sterben Dutzende bei einem Luftangriff.
DIR Kriegsverbrechen im syrischen Madaja: Der Tod kommt leise
Den Syrern in Madaja droht der Hungertod. Die Bevölkerung auszuhungern und
zu beschießen ist verboten, aber gängige Praxis.
DIR Belagerte syrische Stadt: Wenn Hunger zur Waffe wird
Die Stadt Madaja an der Grenze zum Libanon ist von der Außenwelt
abgeriegelt. Ihre Bewohner sind dem Hungertode nahe.