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       # taz.de -- Kommentar Nazi-Angriff in Leipzig: Ein Quasipogrom, kein Aufschrei
       
       > Die Ausschreitungen in Leipzig und auch die Hetzjagden auf Menschen in
       > Köln werden mit Gleichmut hingenommen. Wie kann das sein?
       
   IMG Bild: 250 rechtsradikale Hooligans haben am Montag Straßen in Connewitz verwüstet
       
       Seit mehr als einer Woche debattiert die Republik nun über die massenhaften
       Übergriffe in der Silvesternacht, nicht ganz frei von hysterischen
       Untertönen. Es gibt ein „vor Köln“ und ein „nach Köln“, als hätte es dort
       einen Terroranschlag gegeben.
       
       Im Vergleich dazu nimmt das Land die Ausschreitungen rechter Gruppen in
       Leipzig, die zum Legida-Jahrestag den „alternativen“ Stadtteil Connewitz
       überfallen und eine Schneise der Verwüstung gezogen haben, mit
       erstaunlichem Gleichmut hin. Leipzigs Bürgermeister spricht zwar von
       „Straßenterror“, und [1][manche fühlen sich an die Dreißigerjahre
       erinnert]. Doch das bundesweite Echo fällt lau aus. Kein Bundespolitiker
       fordert härtere Strafen und „null Toleranz“, und auf den „ARD-Brennpunkt“
       zum Thema wird man wohl lange warten müssen.
       
       Dabei wirft das Quasipogrom von Leipzig viele Fragen auf. Ist
       Leipzig-Connewitz ein rechtsfreier Raum, in dem organisierte Banden
       ungestraft wüten können? Hat die Polizei versagt, die Bewohner des
       Stadtteils zu schützen, weil sie die Gefahr unterschätzt hat? Oder hat sie
       die Ausschreitungen bewusst zugelassen? Denn es gab Hinweise, die den
       Überfall ankündigten, und ein [2][Maulwurf bei der Polizei hat Interna an
       die NPD geliefert].
       
       Aufgrund der Westzentriertheit der deutschen Leitmedien ist nicht zu
       erwarten, dass sie diesen Fragen ernsthaft nachgehen und sie beantworten
       werden. Das bleibt der Lokalpresse überlassen. Dabei haben sie bundesweite
       Relevanz. Denn auch anderswo veranstalten Pegida-Anhänger und
       rechtsradikale „Bürgerwehren“ inzwischen Hetzjagden auf Menschen, die in
       ihren Augen irgendwie ausländisch aussehen. Das geschieht inzwischen am
       helllichten Tage, etwa in Köln.
       
       Man könnte deshalb auch fragen: Welche Rolle spielt die mitteleuropäische
       Herkunft der Täter? Oder: Gehört Gewalt gegen Andersdenkende und
       Andersaussehende so sehr zu „unserer Kultur“, dass sie von vielen nicht als
       Skandal empfunden wird? Denn der große Aufschrei blieb bislang aus.
       
       13 Jan 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Leipziger-Historiker-Lange-Rechter-Ueberfall-war-massivster-seit-Pogromen-1938
   DIR [2] http://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/Maulwurf-bei-der-Polizei-Leipziger-NPD-erhaelt-interne-Dokumente
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
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