URI: 
       # taz.de -- Frauen in Führungspositionen: Noch 86 Jahre bis zur Gleichstellung
       
       > Ab 2016 gilt die Frauenquote. Viele Unternehmen sind von der Umsetzung
       > weit entfernt. Bei Porsche etwa sitzt keine einzige Frau im Aufsichtsrat.
       
   IMG Bild: Ganz schön männlich: Der Porsche-Vorstand um Oliver Blume besteht nur aus Männern. Auch im Aufsichtsrat gibt es keine einzige Frau.
       
       Berlin taz | Die Gleichstellung in Deutschland muss noch etwas Geduld
       haben. Erst kurz nach dem Jahr 2100 dürften genauso viele Frauen wie Männer
       in den Vorständen der 200 umsatzstärksten Unternehmen sitzen, in den
       Aufsichtsräten immerhin schon 2040 – zumindest, wenn sich die Veränderungen
       der letzten zehn Jahre in gleicher Form fortsetzen. „Die Entwicklung
       gleicht einem Ritt auf der Schnecke“, sagte Elke Holst vom Deutschen
       Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch in Berlin bei der
       Vorstellung des [1][Managerinnen-Barometers 2016].
       
       Der Bericht analysiert seit zehn Jahren die Entwicklung des Frauenanteils
       in den Vorständen und Aufsichtsräten von inzwischen über 500 Unternehmen.
       Der liegt in der große Masse der Unternehmen trotz genereller
       Verbesserungen weiterhin deutlich unter 30 Prozent. In einigen Unternehmen
       gibt es sogar weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat überhaupt eine Frau.
       Mit Fresenius und Porsche trifft das auch auf zwei von der gesetzlichen
       Frauenquote betroffene Unternehmen zu.
       
       Knapp 28 Prozent der Unternehmen mit verbindlicher Quote erfüllen die
       Vorgaben hingegen. Damit liegen sie jedoch hinter der Gruppe der 30 größten
       börsennotierten Unternehmen zurück: Hier hat fast die Hälfte einen
       Frauenanteil von 30 Prozent oder mehr. Vor allem in den Vorständen sind
       Frauen allerdings weiterhin stark unterrepräsentiert: In den 200 größten
       Unternehmen stehen 57 weibliche Vorstandsmitglieder 910 männlichen Kollegen
       gegenüber.
       
       Dass die Quote nur eines von vielen Instrumenten ist, zeigt der Blick nach
       Europa. Großbritannien etwa hat in den vergangenen fünf Jahren den Anteil
       von Frauen verdoppelt – ohne gesetzliche Vorgaben. Der angesehene
       Exwirtschaftsminister Lord Mervyn Davies brachte das freiwillige Ziel von
       25 Prozent auf den Weg – mit Erfolg. Das liegt laut DIW auch an der
       hochkarätigen Besetzung des Lenkungsausschusses.
       
       Frankreich wiederum setzt auf Quote und ist mit einem Frauenanteil von 33
       Prozent nicht mehr weit von den [2][2011 festgelegten 40 Prozent] entfernt.
       Dass es mit der Quote auch schiefgehen kann, zeigt Spanien: Dort wurde 2007
       ein Ziel von 40 Prozent bis 2015 festgelegt – aber ohne Sanktionen. Das
       Resultat: Aktuell kann das Land gerade mal 17 Prozent Frauen in
       Führungspositionen vorweisen.
       
       DIW-Expertin Holst fordert eine „Politik aus einem Guss“. Regelungen wie
       das Ehegattensplitting würden die Abhängigkeit vieler Frauen von ihren
       Männern weiter untermauern.
       
       Wie wichtig sozial- und arbeitspolitische Aspekte sind, zeigt das Beispiel
       Schweden. Dort sind Familie und Beruf deutlich leichter zu vereinbaren, als
       in Deutschland – und der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt ganz
       ohne Quote bei 30 Prozent.
       
       13 Jan 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.diw.de/de/diw_01.c.100319.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen.html?id=diw_01.c.524115.de
   DIR [2] /!5149019/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
       
       ## TAGS
       
   DIR Frauenquote
   DIR Gleichstellung
   DIR Porsche
   DIR DIW
   DIR Frauen in Führungspositionen
   DIR Frauenquote
   DIR Frauenquote
   DIR Gleichberechtigung
   DIR Fifa
   DIR Unternehmen
   DIR Frauenquote
   DIR Gleichstellung
   DIR Frauen in Führungspositionen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Konzerne senken ihre Frauenquote: Rosahellblaublümchenfarben
       
       Die Realisierung des Gleichstellungsgesetzes läuft träge: Einige Konzerne
       setzen die Frauenquote nur peu à peu um – andere wollen sie wieder senken.
       
   DIR Ein Jahr Gleichstellungsgesetz: Leere Plätze = weniger Macht
       
       Im Mai jährt sich das Gesetz zur Geschlechterquote. 30 Prozent Frauen
       sollen in den DAX-Aufsichtsräten sitzen. Was hat sich bisher getan?
       
   DIR Frauenanteil in Führungsetagen: Männer bleiben unter sich
       
       Frauen sind in Chefetagen unterrepräsentiert. 2014 waren nur 29 Prozent der
       Posten mit Managerinnen besetzt. Damit liegt Deutschland unter dem
       EU-Schnitt.
       
   DIR Debatte Zukunft des Fußballs: Der Fifa-Skandal als Chance
       
       Krise, welche Krise? Der organisierte Fußball steht am Abgrund – es braucht
       Reformen. Mehr Frauen in der Fifa-Spitze wären ein Anfang.
       
   DIR Ex-Telekom-Personalvorstand über Quote: „Schmidt sucht lieber Schmidtchen“
       
       Thomas Sattelberger hat die Frauenquote bei der Telekom schon 2010
       durchgesetzt. Ein Gespräch über böses Gemurre und geölte Routinen.
       
   DIR Deutschland torpediert EU-Frauenquote: Merkels fehlendes Engagement
       
       Die Europäische Union wollte Frauen in Aufsichtsräten fördern. Die deutsche
       Regierung hielt sich zurück und nun ist die Quote endgültig vom Tisch.
       
   DIR Frauenquote auf EU-Ebene: Angela Merkel will nicht
       
       Eine EU-Richtlinie für mehr Frauen in Aufsichtsräten könnte an Deutschland
       scheitern. Dabei ist der Vorschlag längst weichgewaschen.
       
   DIR Frauen in den obersten Bundesbehörden: Vor allem auf den unteren Rängen
       
       Wenn es um Frauen in Führungspositionen geht, will der Bund mit gutem
       Beispiel vorangehen. Doch nicht einmal 30 Prozent werden erreicht.