URI: 
       # taz.de -- VW-Abgasskandal: Müllers missglückte Mission
       
       > Bei seinem Besuch in den USA macht VW-Chef Müller keine gute Figur. Eine
       > Lösung des Streits mit den US-Behörden ist nicht in Sicht.
       
   IMG Bild: Sah auch schon mal entspannter aus: VW-Chef Matthias Müller
       
       Washington taz | In der Welt der Diplomatie wäre es wohl das Eingeständnis
       vorläufigen Scheiterns. „Wir wissen das Gespräch mit Volkswagen zu
       schätzen. Wir werden weiter an einer Lösung arbeiten“, ließ Gina McCarthy,
       die Direktorin der amerikanischen Umweltbehörde EPA, in einem dürren
       Zweizeiler wissen.
       
       Eine Stunde lang hatte sie am Mittwoch in Washington mit VW-Chef Matthias
       Müller geredet, und wer damit die Hoffnung auf einen Durchbruch verband,
       sieht sich eines Besseren belehrt. Die knappen Statements lassen nicht
       darauf schließen, dass eine Einigung näher gerückt ist.
       
       Der Chef des Volkswagen-Konzerns ist über den Atlantik geflogen, um für ein
       Unternehmen zu werben, dessen Image durch systematische Betrügereien bei
       amtlichen Abgastests schwer gelitten hat. Doch als Krisenmanager machte er
       eine denkbar schlechte Figur. Statt den Schaden zu begrenzen, hat er ihn –
       zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – eher noch vergrößert.
       
       Erst am Dienstag hatte die kalifornische Umweltbehörde Carb die aktuellen
       Rückrufpläne für die mit Manipulationssoftware verkauften Dieselfahrzeuge
       für unzureichend erklärt. In Washington ließ die EPA umgehend wissen, dass
       sie diese Sicht der Dinge teile. Und auf die Frage, wie lange es noch
       dauern werde, bis die Differenzen aus der Welt geschafft seien, antwortete
       ein EPA-Fachmann: „Ich weiß es nicht.“
       
       In einem Satz: Die Stimmung ist mies. Müller selbst hat erheblich dazu
       beigetragen, vor allem durch ein verkorkstes Radiointerview mit dem
       Qualitätssender NPR. Als Müller am Rande der Automesse in Detroit gefragt
       wurde, ob seine Firma die Behörden belogen habe, beschrieb er den Einbau
       der Schummel-Software als technisches Problem, nicht als ethisches. „Wir
       haben nicht gelogen. Wir haben anfangs die Frage nicht richtig verstanden
       und dann seit 2014 daran gearbeitet, das Problem zu lösen.“
       
       VW bat anschließend um ein neues Interview, und der Sender ging darauf ein,
       Müller nahm ein zweites Mal Anlauf. Beim ersten Gespräch versuchte er sich
       aus der Affäre zu ziehen, sei es ziemlich hektisch zugegangen, all die
       Zwischenrufe der anderen Journalisten, man möge das bitte verzeihen. Ja, er
       akzeptiere, dass man Regeln verletzt habe. Müller: „Ein Grund könnte sein,
       dass da Leute und Beschäftigte ihre Arbeit nicht auf die richtige Weise
       getan haben.“
       
       Auch in Europa gibt es keine guten Nachrichten für VW. Im Zuge des
       Abgasskandals kann der Konzern nicht auf Darlehen der Europäischen
       Investitionsbank (EIB) setzen. „Wir haben entschieden, neue Kredite für
       Volkswagen vorerst zurückzustellen“, sagte EIB-Chef Werner Hoyer am
       Donnerstag. Und eine Düsseldorfer Kanzlei hat für vom Skandal betroffene
       VW-Kunden mittlerweile mehr als 60.000 Autobesitzer versammelt, um den
       Konzern zu einem Sammelvergleich zu zwingen.
       
       14 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Herrmann
       
       ## TAGS
       
   DIR Volkswagen
   DIR Matthias Müller
   DIR Dieselskandal
   DIR Dieselskandal
   DIR TV-Serien
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Abgasskandal bei Volkswagen: VW-Spitze war gewarnt
       
       Ex-Vorstandschef Winterkorn wusste möglicherweise schon 2014, dass die
       US-Behörden den Autohersteller auf Betrugssoftware überprüfen würden.
       
   DIR EU-Kommission sieht Regelungsbedarf: Bußgelder für Prüfbetrüger
       
       Der Abgasskandal zieht immer größere Kreise. Die EU will die Zulassung von
       Autotypen strenger überwachen, die Grünen fürchten „Kuhhandel“.
       
   DIR Miniserie im ZDF: Der Walter White von Bad Nauheim
       
       Bastian Pastewka macht in seinem Fünfteiler auf „Breaking Bad“.
       Humor-Signale in einen ernsten Plot stecken, kann das funktioniern? Ja.
       
   DIR Das Sportjahr 2016: Lockere, lässige Landung
       
       Die neue Fifa-Präsidentin, deutsches Golfgold bei Olympia, Kloppo 2016 und
       die gefeierte Rückkehr eines Steuerwäschewarts. Eine Vorschau.