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       # taz.de -- Flüchtlingscamp in Frankreich: Der „Jungle“ wird geräumt
       
       > Die Polizei evakuiert einen Teil des berüchtigten Flüchtlingslagers in
       > Calais. Die meisten Bewohner haben ihre Behausung im Lager längst
       > verlegt.
       
   IMG Bild: Ein Migrant am Rande der Großpfütze im „Dschungel“. Dahinter die neuen Container
       
       CalaIs taz | Im inoffiziellen Flüchtlingscamp der französischen Hafenstadt
       Calais hat die lokale Präfektur am Montag zahlreiche Unterkünfte abbrechen
       lassen. Es geht um einen Streifen von rund hundert Metern Breite, in denen
       das Gelände bis in die Nähe der Autobahn reicht.
       
       Letzte Woche hatten die Behörden diesen Schritt angekündigt und zugleich
       ein neues, abgetrenntes Container-Camp am Rand des „Jungle” eröffnet. Etwa
       1.500 Personen sind von der Maßnahme betroffen und haben in den letzten
       Tagen ihre Zelte und Bretterbuden mithilfe von Freiwilligen innerhalb des
       Geländes verlegt.
       
       Eine Versammlung von Flüchtlingsvertretern hatte zunächst beschlossen, die
       Räumung in „friedlichem Protest” abzuwarten und nicht umzuziehen. Nach
       einer Verlängerung der Frist und angesichts der winterlichen Temperaturen
       entschied man sich Ende der Woche um. Bis in die Nacht wurde am Sonntag an
       neuen Behausungen gebaut und bestehende an andere Orte gebracht. Rund um
       die Abbruchstellen gingen mehrere Mannschaften der Einsatzkräfte CRS in
       Stellung. Zu Protesten oder Konflikten kam es nicht.
       
       Der Schritt ist Teil der Strategie der französischen Behörden, den „Jungle”
       deutlich zu verkleinern. Ende letzten Jahres warteten hier 7.000
       Flüchtlinge auf eine Chance, durch den Eurotunnel oder per Fähre nach
       England zu gelangen. Inzwischen ist die Bewohnerzahl deutlich gesunken. Die
       Behörden wollen sie auf 2.000 senken, wovon 1.500 Personen im neu
       eröffneten Container-Camp Platz haben sollen.
       
       ## Nach England zu gelangen? Unmöglich
       
       Dieser Plan ist bei den Flüchtlingen unbeliebt: nicht allein weil der
       Zugang über ein elektronisches Handerkennungssystem geregelt ist, sondern
       auch weil die Zugangstore abends geschlossen werden und damit jeder
       Versuch, nach England zu gelangen, unmöglich wird. Bis Ende letzter Woche
       hatten erst 173 Personen einen Container bezogen.
       
       Freiwillige Helfer berichten, mehrere hundert Flüchtlinge hätten alleine in
       der letzten Woche Gebrauch vom Angebot der französischen Regierung gemacht,
       zumindest zeitweise in Flüchtlingsunterkünfte in anderen Teilen Frankreichs
       zu ziehen. Der harsche Winter am Kanal mit viel Regen und nun strengem
       Frost begünstigt diese Entwicklung ebenso wie die Sicherung der Grenze, die
       seit Oktober noch einmal deutlich verstärkt wurde.
       
       Mitte letzter Woche beschloss die Betreiberfirma des Eurotunnels zudem, das
       Marschland um die Gleise beim Tunneleingang zu überfluten. Hinter den
       Zäunen liegt nun ein rund 50 Meter breiter Streifen Wasser, das nachts
       gefriert.
       
       Im Camp selbst erwartet man für die nähere Zukunft weitere Teilräumungen.
       Die Vertreter der im „Jungle” ansässigen Gruppen wollten im Laufe des
       Montags über ihre künftige Strategie beraten. Für das Wochenende haben
       Flüchtlingsgruppen eine Demonstration in Calais angekündigt.
       
       18 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Müller
       
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