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       # taz.de -- SPD-Parteitag in Rheinland-Pfalz: Risse in der „Malu-Wand“
       
       > Beim letzten Parteitag vor der Wahl macht sich die Landes-SPD noch mal
       > Mut und gibt sich kämpferisch. Doch die Stimmung ist angeschlagen.
       
   IMG Bild: Malu vor der „Malu-Wand“.
       
       Der Generalsekretär der SPD in Rheinland-Pfalz, Jens Guth, steht vor der
       „Malu-Wand.“ An Stelle eines Wahlslogans prangt nur der Name der aktuellen
       rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin hinter dem Rednerpult. Anders
       gesagt: Malu Dreyer ist der Wahlslogan. Vor dieser Malu-Wand schwört Guth
       die Genossen auf den Wahlkampf ein und präsentiert allerlei Gimmicks für
       die kommende Landtagswahl. Kämpferisch sagt er: „Wir sind bereit, noch für
       die nächsten 50 Tage Politik zu machen, Wahlkampf zu machen.“
       
       Nur noch 50 Tagen Politik machen? Vielleicht ein Freud‘scherVersprecher.
       Denn die Situation der rheinland-pfälzischen SPD ist angespannt. Geht es so
       weiter, wird die SPD nach der Landtagswahl am 13. März erstmals nach einen
       Vierteljahrhundert den Posten des Ministerpräsidenten räumen müssen.
       
       Die SPD setzt auf Themen wie gebührenfreie Bildung, kostenlose Kitas und
       gute Wirtschaftsdaten. Doch die ziehen bislang nicht so recht. In der
       Flüchtlingsfrage erzielt die CDU bessere Umfragewerte. Die Sozialdemokraten
       im Land dümpeln um die 31 Prozent.
       
       Die CDU hat zwar in den letzten Wochen leichte Verluste hinnehmen müssen,
       ist mit rund 38 Prozent aber zurzeit die stärkste Kraft und würde wohl die
       nächste Ministerpräsidentin stellen können. Denn die einzig Konstellation,
       die derzeit auf eine klare Mehrheit käme, ist eine Große Koalition mit der
       SPD als Juniorpartner. Eine äußerst unschöne Vorstellung für viele Genossen
       – und für Malu Dreyer wäre es das Aus.
       
       Auf dem letzten Landesparteitag vor der Wahl in Mainz wird deshalb vor
       allem eine Parole immer wieder wiederholt: Kämpfen und Nichtwähler
       mobilisieren. „Sorgt dafür, dass alle, die wollen, dass Malu Dreyer das
       Land führt, wählen gehen“, ruft Fraktionschef Alexander Schweitzer den
       Genossen zu. Denn Dreyer ist in den Umfragen viel beliebter als ihre
       CDU-Konkurrentin Julia Klöckner. Nur hat ihre Partei von diesem
       Sympathievorsprung bislang wenig profitiert.
       
       Dafür hat die Debatte über Malu Dreyers Ankündigung, unter keinen Umständen
       an einer TV-Wahlkampfrunde teilnehmen zu wollen, an der die AfD vertreten
       ist, ihr wohl geschadet. Der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) änderte
       daraufhin sein Procedere und kündigte an, nur Parteien einzuladen, die
       bereits im Landtag vertretenen seien, die AfD also nicht. Seither muss sich
       Dreyer den Vorwurf gefallen lassen, den Sender unter Druck gesetzt und der
       AfD eine zusätzliche Gelegenheit gegeben zu haben, sich als Opfer zu
       stilisieren. Klöckner hat das weidlich ausgenutzt.
       
       ## Klare Haltung gegen rechts
       
       Ihren Kritikern setzt Dreyer in Mainz das Schlagwort „Haltung“ entgegen.
       „In Zeiten, wo von 14 Parteien, die sich zur Wahl stellen, fünf rechts zu
       verorten sind, brauchen wir eine klare Haltung gegen rechts!“, ruft sie
       ihren Genossen zu. Logischerweise zählt sie die AfD und Alfa zu diesen
       rechten Parteien. Ihre Haltung, nicht mit der AfD an einer Talkshow
       teilnehmen zu wollen, bekräftigt sie.
       
       Es ist eine kämpferische Rede. Aber die Landesmutter wirkt etwas fahrig und
       weniger beisammen als noch beim letzten Landesparteitag. Die Kritik scheint
       nicht spurlos an ihr vorbeigegangen zu sein, das sagen auch einige SPDler
       hinter vorgehaltener Hand. Dass die Grünen, ihr Koalitionspartner, nun doch
       an einer Runde mit der AfD teilnehmen wollen, wirkt so, als würden sie ihr
       in den Rücken fallen.
       
       Auch wenn sich die Genossen auf dem Landesparteitag vor der Wahl im März
       betont kämpferisch geben: Auf den Tischen hat man schon mal vorsorglich
       Anti-Stress-Bälle verteilt.
       
       24 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Leimbach
       
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