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       # taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Kapern des Klubfußballs
       
       > Mit der Wahl zum Weltfußballer des Jahres drängt sich die Fifa in den
       > Klubfußball. Und das ist eher keine gute Nachricht.
       
   IMG Bild: Messi hat schon einige
       
       Das Rennen um den Titel des Weltfußballers des Jahres begann, wie sich das
       für einen Fifa-Wettbewerb gehört – mit einem kleinen Skandal. Zwei
       Sportzeitungen, eine in Spanien beheimatet, die andere in Italien,
       veröffentlichten eine geheime Liste. Es war die Longlist zum Wettbewerb um
       den Ballon d’Or. Der Leak, wie das Durchstecken der Liste mit 59
       Spielernamen schnell bezeichnet wurde, sorgte indes keineswegs für Ärger
       innerhalb der Fifa.
       
       Der Weltverband dürfte vielmehr dankbar gewesen sein, dass in den Tagen,
       als der ganz große Fifa-Skandal das große Thema war, ganz einfach über
       Fußballspieler gesprochen wurde. Da wurde gefragt, wie es sein kann, dass
       der italienische Doublegewinnertorhüter Gigi Buffon nicht auf der Liste
       steht, ein Australier vom englischen Drittligisten Swindon Town namens
       Massimo Luongo indes schon.
       
       Die Liste wurde am 1. Oktober publik, eine Woche, bevor Uefa-Boss Michel
       Platini und Fifa-Regent Sepp Blatter zunächst für 90 Tage von ihren Ämtern
       suspendiert wurden. Die Suspendierung beherrschte die Schlagzeilen über die
       großen Verbände in diesen Tagen.
       
       Dass einer der großen Wettbewerbe, der um die Auszeichnung des Fußballers
       des Jahres, von einer Organisation veranstaltet wird, die seit ein paar
       Monaten so gern als Mafia-Bande bezeichnet wird, ging dabei unter – ganz
       so, als habe die Frage „Wer ist besser – Messi oder Ronaldo?“ nichts mit
       der Fifa zu tun.
       
       ## Superreiche Fußballcelebrities
       
       Hat sie das wirklich? Die geleakte Longlist basiert auf den Vorschlägen der
       Fifa-Fußballkommission. Deren Vorsitzender war bis zu seiner Suspendierung
       ein gewisser Michel Platini. Er war dies auch, als die Fifa die
       Auszeichnung 2010 massiv aufgewertet hat, indem sie ihre Auszeichnung mit
       demBallon d’Or, dem Preis der französischen Sportzeitschrift France
       Football für den besten Kicker in Europa, fusioniert hat. Seitdem gibt es
       den „FifaBallon d’Or“. Die Fifa hat sich damit den Glanz, der von den
       superreichen Fußballcelebrities aus den europäischen Ligen ausgeht, ins
       Haus geholt.
       
       Früher war ein Fifa-Star ein Fußballer, der vor allem bei den großen
       Turnieren für seine Nationalmannschaft Herausragendes geleistet hat.
       DieBallon-d’Or-Stars von heute, Ronaldo und Messi, feiern ihre Erfolge in
       erster Linie im europäischen Klubfußball. Auf den hat die Fifa, die so gern
       die ganze Fußballwelt beherrschen würde, nur selten den ganz großen
       Einfluss. Die Klub-WM, ist eine Veranstaltung, in der die Fifa-Sponsoren
       sich zu Jahresende noch einmal groß zeigen dürfen, hat aber vor allem
       hierzulande nicht viel mehr Ausstrahlung als ein Hallenturnier von
       Traditionsmannschaften.
       
       Das Kapern des Klubfußballs durch die Fifa will da nicht so recht gelingen.
       BeimBallon d’Or ist das anders. Mit diesem Preis ist der Fifa das Entree in
       den Klubfußball gelungen. Die Frage, ob das eine gute Nachricht ist, kann
       man stellen.
       
       11 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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