URI: 
       # taz.de -- Belagerte Stadt Madaja in Syrien: Weiter Warten auf Hilfe
       
       > Das Assad-Regime signalisiert die Öffnung des Belagerungsrings. Doch noch
       > passiert nichts. Im Nordwesten sterben Dutzende bei einem Luftangriff.
       
   IMG Bild: Ein Hilfskonvoi wie dieser vom Internationalen Roten Kreuz im Oktober 2015 ist dringend nötig
       
       Damaskus dpa | Tausende vom Hungertod bedrohte Menschen in der belagerten
       syrischen Stadt Madaja müssen noch bis mindestens Montag auf dringend
       benötigte Hilfe warten. Aus logistischen Gründen könnten die Lieferungen
       nicht vorher beginnen, sagte der Sprecher des Internationalen Komitees vom
       Roten Kreuz (IKRK) in Syrien, Pawel Krzysiek, am Samstagabend. Einzelheiten
       nannte er nicht. Bislang hieß es, die Lieferungen sollten am Sonntag
       starten.
       
       In der Stadt rund 25 Kilometer nordwestlich von Damaskus sind seit einem
       halben Jahr rund 40.000 Menschen von der Armee und ihren Verbündeten
       eingeschlossen. Hilfsorganisationen konnten nach eigenen Angaben zuletzt im
       Oktober Lieferungen nach Madaja bringen. Aktivisten berichteten, die
       Menschen ernährten sich von Blättern, Hunden und Katzen.
       
       Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) starben bislang
       mindestens 23 Menschen an den Folgen von Mangelernährung. Einwohner aus
       Madaja berichteten der Deutschen Presse-Agentur am Samstag von zwei
       weiteren Opfern. Ein Vater und sein neun Jahre alter Sohn seien verhungert,
       hieß es.
       
       Der IKRK-Sprecher sagte, die Hilfsorganisationen arbeiteten rund um die
       Uhr, um Konvois in die Stadt zu ermöglichen. Die syrische Regierung hatte
       den Transporten am Donnerstag zugestimmt.
       
       ## Beschuss eines Gerichtsgebäudes
       
       Bei einem russischen Luftangriff im Nordwesten des Bürgerkriegslandes
       starben derweil nach Angaben von Aktivisten 65 Menschen, darunter 22
       Zivilisten. Viele weitere seien zudem bei dem Beschuss eines
       Gerichtsgebäudes mit angeschlossenem Gefängnis in der Stadt Maarat al-Numan
       verletzt worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte
       mit. Das Gericht stand demnach unter Kontrolle der Al-Nusra-Front, dem
       syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Die meisten Opfer des
       Beschusses seien Kämpfer der Gruppe und Gefangene gewesen.
       
       Maarat al-Numan liegt in der Provinz Idlib. Diese wird zu großen Teilen von
       islamistischen Rebellen kontrolliert, von denen die Al-Nusra-Front die
       stärkste ist. Russland bombardiert seit Ende September Gegner des Regimes
       von Präsident Baschar al-Assad. Russische Flugzeuge nehmen Extremisten wie
       die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), aber auch gemäßigtere Gruppen ins
       Visier.
       
       Syriens Regime ist inzwischen bereit zu Friedensgesprächen mit seinen
       Gegnern, fordert aber vorher eine Teilnehmerliste der Opposition.
       Außenminister Walid al-Muallim verlangte bei einem Treffen mit dem
       UN-Sondergesandten Staffan de Mistura am Samstag in Damaskus außerdem eine
       Aufstellung aller Rebellenbrigaden, die als Terrorgruppen eingestuft
       würden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete. De Mistura
       sprach von einem „nützlichen“ Treffen.
       
       Beginnen sollen die Verhandlungen am 25. Januar. In Syrien tobt seit fünf
       Jahren ein Bürgerkrieg, in dem mehr als 250.000 Menschen getötet wurden.
       
       Dieser Text wurde aktualisiert um 12.39 Uhr.
       
       10 Jan 2016
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Baschar al-Assad
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Syrien Bürgerkrieg
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Kanada
   DIR Bundeswehr
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nach Hilfskonvoi für Madaja in Syrien: Der Hungertod droht auch andernorts
       
       In Madaja ist Hilfe angekommen. Die UN und andere Organisationen warnen
       jedoch vor Hungertoten in weiteren Orten und Regionen.
       
   DIR Belagerte Hungernde im Syrienkrieg: 300 Menschen evakuiert
       
       Den Helfern bietet sich im belagerten Madaja ein erschreckendes Bild. 300
       vom Hungertod bedrohte Menschen wurden nun sofort herausgebracht.
       
   DIR Belagerte Städte im Syrienkrieg: Hilfskonvoi erreicht Hungernde
       
       UN-Lastwagen bringen Essen und Medikamente in drei belagerte Orte, darunter
       Madaja. Laut UNO sind 400.000 Menschen eingeschlossen.
       
   DIR Kriegsverbrechen im syrischen Madaja: Der Tod kommt leise
       
       Den Syrern in Madaja droht der Hungertod. Die Bevölkerung auszuhungern und
       zu beschießen ist verboten, aber gängige Praxis.
       
   DIR Bundeswehreinsatz in Syrien: „Tornados“ über dem IS
       
       „Zieldaten für andere, damit die etwas draufwerfen.“ – Bundeswehrflugzeuge
       klären jetzt Stellungen der Terrormiliz IS auf.
       
   DIR Syrische Flüchtlinge: Willkommenskultur auf Kanadisch
       
       25.000 Syrer will Kanada aufnehmen. Die ersten 6.300 sind da – darunter die
       Familie des ertrunkenen dreijährigen Aylan Kurdi.
       
   DIR Bundeswehr im Auslandseinsatz: Kabinett entsendet mehr Soldaten
       
       In Mali und im Nordirak sollen mehr Bundeswehr-Soldaten stationiert werden.
       Gleichzeitig endet der „Patriot“-Einsatz der Bundeswehr in der Türkei.