# taz.de -- Tinders Begehrlichkeits-Algorithmus: Du bist Mittelmaß!
> Die Dating-App Tinder bewertet ihre Nutzer und erstellt anschließend ein
> internes Ranking. Wüssten Sie gerne Ihren Platz? Überlegen Sie es sich
> gut.
IMG Bild: Auch im Alltag gilt: Nicht jeder kann ganz oben stehen.
Machen wir uns nichts vor, wir alle haben unseren Marktwert. Und manchmal
wollen wir einfach wissen, wie unsere Chancen an der Singlebörse stehen.
Klingt unromantisch? Stimmt, aber es kommt noch schlimmer.
Die Tinder-Nutzer unter uns haben nämlich einen sogenannten Desirability
Score in einem internen Ranking von Tinder, das Attraktivität in kalten
Zahlen misst. Der amerikanische Journalist Austin Carr hat seinen
Listenplatz [1][exklusiv erfahren]. Sein Score: 946. Oberes Mittelfeld. Ein
ganz schöner Schlag fürs Ego war das, meint er.
Und was lernen wir daraus? Wir wollen es zwar wissen, aber bitte doch nicht
aufs Komma genau. Laut Umfragen sind [2][42 Prozent der Tinder-Nutzer in
einer Partnerschaft]. Viele tindern nur, um herauszufinden: Könnte ich
noch, wenn ich wollte? Ein kleines Lächeln oder ein Tinder-Match, das
schmeichelt eben dem Ego. Vor allem aber lässt es Raum zum Träumen. Ein
Desirability Score von 946 hingegen sagt uns: Aus der Traum, du bist
Mittelmaß!
Romantik ist aber immer auch Geheimnisvolles, Ungefähres. Insofern
vielleicht ganz gut, dass Tinder sein Ranking geheim hält. Wer mag sich
ansonsten die gesellschaftlichen Folgen ausmalen? Oder um es mit Jack
Nicholson zu sagen: „Sie können die Wahrheit doch gar nicht ertragen!“
14 Jan 2016
## LINKS
DIR [1] http://www.fastcompany.com/3054871/whats-your-tinder-score-inside-the-apps-internal-ranking-system
DIR [2] https://www.wired.de/collection/life/42-prozent-der-tinder-nutzer-sind-keine-singles
## AUTOREN
DIR Christoph Zeiher
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DIR Kinder der sexuellen Revolution
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