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       # taz.de -- Erstes TV-Duell in Baden-Württemberg: Spröde vs. Verbissen
       
       > Ministerpräsident Kretschmann hat im Fernsehen die Nase vorn. Trotzdem
       > könnte die AfD der CDU am Ende zur Macht verhelfen.
       
   IMG Bild: Einer wird gewinnen: Amtsinhaber Kretschmann oder Herausforderer Wolf (r.)
       
       Stuttgart taz | Fast unbewegt stehen sich nun seit Wochen in
       Baden-Württemberg zwei Kraftfelder gegenüber: Der grüne Landesvater
       Winfried Kretschmann, mit traumhaften Sympathiewerten auch im gegnerischen
       Lager, aber einem schwächelnden Koalitionspartner. Auf der andere Seite
       steht die immer noch starke CDU mit einem Kandidatenproblem. Laut
       [1][Umfrage] würden die CDU derzeit gerade noch 35 Prozent der Befragten
       wählen, das sind noch einmal 4 Prozent weniger als bei der historischen
       Niederlage 2011.
       
       Die Wählerbefragung von Infratest dimap kommt termingenau zum ersten
       Zusammentreffen der beiden Spitzenkandidaten am Donnerstagabend im SWR.
       Nach längeren Diskussionen im Sommer, ob nicht auch SPD-Chef Nils Schmid,
       obwohl ohne Aussicht auf den Ministerpräsidentensessel, irgendwie
       Spitzenkandidat im Land ist, konnten sich die beiden großen Parteien Union
       und Grüne dann doch noch auf einen TV-Schlagabtausch verständigen.
       
       Und so trifft der Kandidat der ehemaligen „Baden-Württemberg-Partei“ (CDU)
       auf den amtierenden grünen Ministerpräsidenten. Ein rhetorisches Feuerwerk
       war nicht zu erwarten, dazu ist Kretschmann als Redner zu spröde und Guido
       Wolf zu verbissen im Kleinklein gefangen. Kretschmann zählt etwas zu
       eilfertig auf, dass er seine Wahlversprechen eingehalten habe und auch die
       Flüchtlingskrise im Land zuverlässig manage. Wolf der in dieser Frage stets
       zwischen Seehofer und Merkel laviert, nennt Kretschmann
       „Kanzlerinnenversteher“, was der Unionsmann wohl als Makel ansieht.
       
       Es folgt eine etwas unappetitlichen Debatte darüber, welches Bundesland am
       meisten abschiebt. Wolf argumentiert mit falschen Zahlen, behauptet, Bayern
       habe 20.000 abgelehnte Asylbewerber außer Landes gebracht,
       Baden-Württemberg nur 5.500. Beide Zahlen sind falsch, setzen Kretschmann
       in der Debatte aber unter Druck. Erst als ihm Wolf vorwirft, dass Grüne
       verlangten, auch illegalen Flüchtlinge ein Krankenversorgung zu geben, kann
       Kretschmann punkten: „Ich bitte sie Herr Wolf, das ist doch ein Gebot der
       Menschlichkeit.“
       
       ## Flüchtlinge als dominierendes Thema
       
       Zwei Drittel der Zeit nimmt dieses Thema wie auch die innere Sicherheit
       ein. Am Rande geht es noch um die umstrittene Gemeinschaftsschule, die Wolf
       stoppen will. Doch die Flüchtlinge werden wohl das dominierende Thema im
       Wahlkampf bleiben und maßgeblich den Ausgang beeinflussen. Die aktuelle
       Umfrage sieht die AfD derzeit bei zehn Prozent.
       
       Klar ist nach dem Abend auch: Im direkten Vergleich wird Wolf nicht mit
       Kretschmann gleichziehen können. Am Ende könnte er aber trotzdem gleichsam
       im Schlafwagen ins Amt gelangen. Nach den aktuellen Umfrageergebnissen
       reicht es derzeit nur für eine Regierung unter Führung der CDU. Wenn es so
       kommt, wären die Baden-Württemberger ihren Lieblingsgrünen los. Kretschmann
       gibt am Ende des TV-Duells launig zu Protokoll, wenn es so kommt, werde er
       seinem Enkel erst einmal ein Schaukelpferd bauen.
       
       15 Jan 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundeslaender/baden-wuerttemberg/laendertrend/2016/januar/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Stieber
       
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