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       # taz.de -- Gegendemos in Jena und Potsdam: „Hirn statt Hetze“
       
       > In Jena stellten sich 1.500 Menschen der AfD in den Weg. Der geplante
       > Demonstrationszug fand nicht statt. In Potsdam protestierten Hunderte
       > gegen Pogida.
       
   IMG Bild: „Rassismus ist keine Alternative“: Gegendemonstranten am Rande der AfD-Kundgebung in Jena
       
       Jena/Potsdam dpa | Gegen eine Kundgebung der rechtskonservativen
       Alternative für Deutschland (AfD) haben am Mittwochabend in Jena laut
       Polizei rund 1.500 Menschen demonstriert. Sie verhinderten damit einen
       ursprünglich geplanten AfD-Demonstrationszug durch Jena.
       
       Laut Stadtverwaltung hatte sich die Polizei in Abstimmung mit der Stadt
       wegen der hohen Zahl der Gegendemonstranten gegen eine Räumung von Straßen
       um den Markt entschieden, die an der geplanten AfD-Route lagen.
       
       Zu der AfD-Kundgebung kamen nach vorläufigen Zahlen der Polizei rund 750
       Menschen – sehr viel weniger, als die Rechtskonservativen bei ihren
       bisherigen Demonstrationen in Erfurt mobilisieren konnten.
       
       Der AfD-Landesvorsitzende Björn Höcke kritisierte erneut die Asylpolitik
       von Bundes- und Landesregierung. Das Asylrecht werde nicht nur durch
       „Wirtschaftsflüchtlinge“ missbraucht, sondern auch durch ein
       „Altparteienkartell“.
       
       ## „Rassismus tötet“
       
       Der brandenburgische AfD-Vorsitzende Alexander Gauland verlangte den
       Einsatz der Bundeswehr an den Grenzen, um Flüchtlingen den Zugang nach
       Deutschland zu verwehren. Es gehe um den Schutz vor „unerlaubten
       Eindringlingen“.
       
       Die Reden der AfD-Politiker wurden von gellenden Pfeifkonzerten und
       Buhrufen der Gegendemonstranten begleitet. Sie trugen Plakate mit Losungen
       wie „Hirn statt Hetze“ und „Rassismus tötet“. Aus den Reihen der
       AfD-Anhänger tönte es „Lumpenpack“ und „Merkel muss weg“.
       
       Laut vorläufigen Polizeiangaben blieben die Veranstaltungen weitgehend
       friedlich. Vereinzelt habe es Flaschen- und Steinwürfe gegen Polizisten
       gegeben, die Beamten hätten Pfefferspray einsetzen müssen.
       
       Auch in Potsdam regte sich Widerspruch gegen Rechts: Unter massiver
       Polizeipräsenz haben am Mittwochabend in Potsdam Anhänger der Pogida und
       ihre Gegner demonstriert. Die Versammlung der islamfeindlichen Bewegung war
       nach einer Stunde zu Ende. Zuvor hatte es vereinzelt Anfeindungen und
       Provokationen zwischen den rechten Demonstranten und linken Gegnern
       gegeben.
       
       ## „Brandenburg braucht keine Rechtsextremisten“
       
       Am späteren Abend kam es in der Nähe der Humboldtbrücke zu
       Auseinandersetzungen zwischen linken Demonstranten und der Polizei. Ein
       Wasserwerfer ging in Stellung, wurde aber zunächst nicht eingesetzt.
       
       Vor Beginn der Pogida-Kundgebung hatte es eine Gegenveranstaltung für
       Toleranz und Weltoffenheit mit rund 1.000 Teilnehmern gegeben. Den gut 200
       Pogida-Sympathisanten standen später rund 100 linke Gegendemonstranten
       gegenüber. Die Polizei hatte nach den heftigen Potsdamer Krawallen der
       Vorwoche massiv Kräfte aus mehreren Bundesländern zusammengezogen, ein
       Hubschrauber kreiste über der Stadt.
       
       Ministerpräsident Dietmar Woidke beteiligte sich an der offiziellen
       Demonstration unter dem Motto „Potsdam bekennt Farbe“ gegen den
       Pegida-Ableger. Der SPD-Politiker sagte: „Potsdam bleibt bunt. Brandenburg
       braucht alles – nur keine Rechtsextremisten.“
       
       Auch Spitzenpolitiker anderer Parteien im Landtag sprachen auf der
       Rednerbühne. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) betonte: „Es ist
       nicht das erste Mal, dass rechte Gruppen nach der Stadt greifen wollen. Wir
       haben es damals geschafft, dass sie hier nicht Fuß fassen konnten. Und
       dieses Mal werden wir es auch schaffen.“
       
       ## Langer Atem
       
       Die Pogida-Sympathisanten skandierten „Merkel muss weg“ und „Wir sind das
       Volk“. Ihr Organisator Christian Müller zog Verbindungen zwischen der
       deutschen Flüchtlingspolitik und den Kölner Übergriffen auf Frauen.
       Aufgrund von Ausschreitungen gegen die erste Pogida-Demo in der vergangenen
       Woche hatte die Polizei ein Großaufgebot von Beamten aus mehreren
       Bundesländern in Potsdam zusammengezogen.
       
       Pogida will auch nächste Woche wieder demonstrieren. Der Oberbürgermeister
       sagte dazu: „Wir haben einen langen Atem. Wenn es darauf ankommt, werden
       wir auch zehn Gegendemonstrationen organisieren.“
       
       21 Jan 2016
       
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