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       # taz.de -- Zwangsversteigerung von Nazi-Anwesen: Ex-Wehrsportler verliert Rittergut
       
       > Die Liegenschaft des Neonazis Karl-Heinz Hoffmann im sächsischen
       > Kohren-Sahlis geht an einen dubiosen Bieter aus dem Westen.
       
   IMG Bild: Hat jetzt einen neuen Besitzer: Karl-Heinz Hoffmanns Rittergut im sächsischen Kohren-Sahlis.
       
       Leipzig taz | Das Anwesen des einschlägig bekannte Neonazis Karl-Heinz
       Hoffmann in Kohren-Sahlis wechselt den Besitzer. Das vor einer Woche
       versteigerte ehemalige Rittergut im Landkreis Leipzig gilt als verkauft.
       Das Amtsgericht Leipzig bestätigte am Mittwoch den Zuschlag für einen
       Bieter aus Nordrhein-Westfalen.Der Mann hatte bei der Zwangsversteigerung
       160.000 Euro für das 60.000 Quadratmeter große Gelände mit mehreren
       Bauwerken geboten. Der anonyme Käufer muss das Geld bis zum 23. März
       überweisen.
       
       Die Entscheidung des Gerichts ist noch nicht rechtskräftig. Gegen den
       Beschluss kann in den kommenden zwei Wochen noch Beschwerde eingelegt
       werden. Hoffmann, der selbst im Gericht anwesend war, ließ offen, ob er
       Rechtsmittel einlegen wird. Der frühere Anführer der Wehrsportgruppe
       Hoffmann hatte am Montag zum zweiten Mal die Einstellung des Verfahrens
       beantragt.
       
       Hoffmann gehört seit den 60er Jahren zu den bekanntesten Köpfen der
       Neonazi-Szene. Seine berüchtigte Wehrsportgruppe war 1980 nach sieben
       Jahren Aktivität verboten worden. Wegen Geldfälschung, Freiheitsberaubung,
       gefährlicher Körperverletzung und wegen Vergehen gegen das Waffen- und
       Sprengstoffgesetz wurde er 1984 vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu
       neuneinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
       
       Das Rittergut hatte Hoffmann im Jahr 2004 erworben. Für Schlagzeilen
       sorgte, dass er ungeachtet seiner Vergangenheit zwischen 2005 und 2010 für
       das Rittergut 130.000 Euro Fördermittel vom Freistaat Sachsen kassierte.
       Das Gelände soll weiterhin der Ausbildung von jungen Neonazis gedient
       haben.
       
       Dass ist allerdings nicht der Grund dafür, dass der mittlerweile 78-Jährige
       nun sein Gut los ist. Hoffmanns Problem sind vielmehr seine hohen Schulden
       beim Abwasserzweckverband Wyhratal. An den hätte er 130.000 Euro für den
       Anschluss an die Kanalisation zahlen müssen. Da Hoffmann die Rechnung
       jedoch nicht begleichen konnte, setzte der Abwasserzweckverband die
       Zwangsversteigerung durch.
       
       Nach Insiderinformationen handelt es sich bei dem Bieter um den 20-jährigen
       Jungunternehmer Milenco F.-J. aus Oberhausen. Der war aber 2014 mit seinem
       Hausmeisterdienst wirtschaftlich gescheitert und wurde aus dem
       Handelsregister gelöscht. Vermutet wird deshalb, dass er nur Scheinbieter
       ist und möglicherweise im Auftrag Hoffmanns handelt. Andere Spekulationen
       gehen von Kreisen organisierter Kriminalität hinter dem mutmaßlichen
       Scheinbieter aus.
       
       Das Rittergut gilt als stark sanierungsbedürftig. Vermutlich müssen mehrere
       Millionen Euro in die Instandsetzung gesteckt werden. Bei der Versteigerung
       ließ sich der erfolgreiche Höchstbieter durch eine junge Bevollmächtigte
       vertreten. Offenbar genervt von fragenden Journalisten, erklärte sie, auf
       dem Gut solle „ein Konzentrationslager“ errichtet werden.
       
       Bürgermeister Siegmund Mohaupt (CDU) wünscht sich indes nichts sehnlicher,
       als dass der Gebäudekomplex endlich in die Hände ehrlicher Investoren kommt
       und der braune Schatten von der Gemeinde genommen wird.
       
       27 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
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