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       # taz.de -- Mord an Deutsch-Türkin Hatun Sürücü: Im Namen der Familienehre
       
       > Hatun Sürücü wurde 2005 von ihrem kleinen Bruder getötet – aufgrund ihres
       > Lebensstils. In Istanbul beginnt der Prozess gegen zwei ältere Brüder von
       > Sürücü.
       
   IMG Bild: Gedenken an Hatun Sürücü in Berlin.
       
       Berlin/Istanbul dpa | Knapp elf Jahre nach dem Mord an der jungen
       Deutsch-Türkin Hatun Sürücü in Berlin beginnt am Dienstag in Istanbul der
       Prozess gegen zwei ihrer Brüder. Den 35 und 36 Jahre alten Männern wird
       nach Angaben der türkischen Justiz das vorsätzliche Töten eines nahen
       Verwandten vorgeworfen.
       
       Die beiden Angeklagten sollen demnach den jüngsten Bruder mit dem Mord
       beauftragt haben, um die Familienehre wieder herzustellen. Außerdem werden
       sie beschuldigt, die Waffe besorgt zu haben. Der Prozess findet im
       Gerichtsgebäude Kartal auf der asiatischen Seite Istanbuls statt.
       
       Die 23-jährige Sürücü war am 7. Februar 2005 von ihrem kleinen Bruder in
       Berlin-Tempelhof erschossen worden. Rund ein Jahr später wurde der
       Todesschütze zu neun Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Er habe den
       westlichen Lebensstil seiner Schwester verachtet, gab er damals zu
       Protokoll. Der Fall hatte eine Debatte über Parallelgesellschaften in
       Deutschland ausgelöst.
       
       Der Mörder wurde im Sommer 2014 nach seiner Haftstrafe in die Türkei
       abgeschoben. Die jetzt angeklagten Brüder waren in Berlin zunächst aus
       Mangel an Beweisen freigesprochen worden, 2007 hatte der Bundesgerichtshof
       die Freisprüche aber aufgehoben.
       
       Ein neuer Prozess kam nicht mehr zustande. Die Männer hatten sich in die
       Türkei abgesetzt. 2013 leitete die türkische Seite ein eigenes
       Strafverfahren gegen sie ein. Die beiden Angeklagten wiesen die Vorwürfe in
       bisherigen Aussagen zurück, wie aus Gerichtsakten hervorgeht.
       
       Eine wichtige Rolle werden beim Prozess in Istanbul die Aussagen der
       Ex-Freundin des Täters spielen. Der Mörder hatte ihr nach der Tat erzählt,
       dass er die Tatwaffe von einem der beiden Brüder bekommen habe. Das geht
       aus der Anklageschrift beim Istanbuler Strafgericht hervor. Der andere
       Bruder habe den Mord demnach beobachtet. Die damalige Freundin des Täters
       war bei dessen Verurteilung als glaubwürdig eingestuft worden.
       
       26 Jan 2016
       
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