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       # taz.de -- Wahlkampf um Fifa-Präsidentschaft: Das große Rennen
       
       > Die fünf Kandidaten für das Amt des Fifa-Präsidenten jetten um die Welt
       > und sammeln Stimmen. Gemeinsame Auftritte vor der Wahl scheuen sie.
       
   IMG Bild: Gianni Infantino: Beten für den Sieg?
       
       Berlin taz | Gianni Infantino ist unterwegs. Der Schweizer, der so gern
       Präsident der Fifa werden will, ist auf Wahlkampftour. Sein Heimatverband,
       die Uefa, bei der er als Generalsekretär einen gut bezahlten Job hat, zahlt
       ihm 500.000 Euro für seine Wahlkampftour. Nun jettet Infantino um die Welt.
       Beinahe im Wochentakt präsentiert er neue Unterstützer. Die Stimme des DFB
       ist ihm schon vor einer Woche versprochen worden.
       
       Viele Uefa-Verbände haben ebenfalls ihre Unterstützung für Infantino
       angekündigt. Von einer Reise zum karibischen Regionalverband brachte er die
       Stimme von Barbados mit. Aus Mittelamerika organisierte er sich die Voten
       von Costa Rica, El Salvador, Honduras, Panama, Guatemala, Belize und
       Nicaragua. Zuvor hatte er die Südamerikaner auf seine Seite gebracht. Es
       läuft für ihn.
       
       „Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich gewinnen werde“, sagte Prinz Ali bin
       al-Hussein, einer der vier Mitbewerber um das höchste Amt im Weltfußball in
       der vergangen Woche in Neuseeland. Der Sohn des jordanischen Königs
       Hussein, der im Mai 2015 bei der letzten Präsidentschaftswahl einziger
       Gegenkandidat von Sepp Blatter war, konnte indes die Stimme der
       Neuseeländer noch nicht präsentieren. Dafür brachte er von einer Reise in
       den Irak ein Votum mit.
       
       Am Montag hat er sich auf den Weg nach Paraguay gemacht, wo er beim
       außerordentlichen Kongress des südamerikanischen Kontinenalverbands
       Conmebol für sich Werbung machen wollte. Er will den Verband, der sich neu
       aufstellen muss, nachdem in den USA gegen drei seiner ehemaligen
       Präsidenten Korruptionsermittlungen laufen, unbedingt noch umstimmen.
       Derweil werden im Netz Gerüchte gestreut, Ali sei mit einer Maschine der
       Vereinigten Arabischen Emirate unterwegs, was nicht verwundern müsse, war
       er doch immer für ein WM-Turnier aller Golfstaaten zusammen.
       
       ## Ibrahim al-Khalifa ist bester Hoffnung
       
       Aus einem dieser Staaten kommt Kandidat Salman bin Ibrahim al-Khalifa. Der
       Chef des Fußballverbands von Bahrain ist bester Hoffnung für die Wahl am
       26. Februar in der Fifa-Stadt Zürich. Eine Reise in die ruandische
       Hauptstadt Kigali Anfang Januar dürfte ihn zuversichtlich stimmen. Dort
       unterzeichnete er als Chef des asiatischen Kontinentalverbands AFC einen
       Kooperationsvertrag mit der CAF, dem afrikanischen Dachverband.
       
       In Europa, wo Salman, der der Herrscherfamilie in Bahrain angehört, wegen
       seiner finsteren Rolle bei der Niederschlagung der Protestbewegung in
       Bahrain massiv in der Kritik steht, sucht er derzeit vor allem in England
       den Kontakt zu den Medien.
       
       Er hat angekündigt, Richard Scudamore, den Chef der englischen Premier
       League, zu seinem Generalsekretär machen zu wollen und mit ihm den
       irrwitzigen finanziellen Erfolg der Liga auf die Fifa übertragen zu wollen.
       Dass er den abgedankten Rekordtrainer von Manchester United, Alex Ferguson,
       auch irgendeinen Posten verschaffen will, ist Teil der Imagekampagne, die
       er derzeit fährt.
       
       ## Trikotwerbung bei Weltmeisterschaften
       
       Der Vierte im Bunde der Kandidaten, zehrt bislang einzig von vergangenem
       Ruhm. Der südafrikanische Geschäftsmann Tokyo Sexwale saß einst mit Nelson
       Mandela auf der Gefängnisinsel Robben Island ein. Was er sonst noch zu
       bieten hat, das würde auch den südafrikanischen Fußballverband
       interessieren. Der hat Sexwale einbestellt, damit er Rechenschaft darüber
       ablege, warum er bisher ein so schwaches Bild als Präsidentschaftskandidat
       abgegeben hat.
       
       Sexwale will Trikotwerbung bei Weltmeisterschaften erlauben und bezeichnet
       Sepp Blatter nach wie vor als seinen Freund. Viel mehr weiß man auch in
       Südafrika nicht über das Fußballweltbild des eigenen Kandidaten. Doch
       Sexwale musste den Termin beim Verband absagen. Er sei unterwegs, ließ er
       mitteilen.
       
       War er etwa auf dem Weg nach Europa? Sexwale hatte seine Zusage für ein
       Kandidatenduell gegeben, das eine Gruppe von EU-Parlamentariern in Brüssel
       veranstalten wollte. Prinz Ali, Sexwale und der fünfte Bewerber, der
       französische Ex-Fifa-Manager Jérôme Champagne, waren dazu geladen. Nachdem
       aber Ali mit der Begründung abgesagt hatte, jegliche politische
       Einflussnahme sei nach den Fifa-Statuten untersagt, meinte Sexwale, er sei
       zwar schon auf dem Weg nach Brüssel gewesen, könne aber nun doch nicht
       mitdiskutieren.
       
       Dass die einladende interfraktionelle Arbeitsgruppe Sport kein offizielles
       Gremium ist, scheint Ali und Sexwale nicht klar gewesen zu sein. Bleibt nur
       noch Champagne, der die Organisatoren des Diskussionsforums schon länger
       kennt. Er hat schon oft auf Podien mit ihnen gesessen. Man kann sie getrost
       als seine Unterstützer bezeichnen. Ein Stimme in Zürich haben sie indes
       nicht.
       
       28 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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