URI: 
       # taz.de -- Rechtsextremismus in Schweden: Die Polen-Connection
       
       > 14 Männer, 13 davon polnische Staatsbürger, werden festgenommen. Sie
       > sollen einen Überfall auf eine Flüchtlingsunterkunft geplant haben.
       
   IMG Bild: Syrische Flüchtlinge in der Nähe von Stockholm
       
       Stockholm taz | Es waren vierzehn Männer zwischen 22 und 35 Jahren. Sie
       waren unterwegs in drei Autos und in deren Kofferräumen lagen Äxte, Messer,
       Eisenrohre und Holzknüppel. Dass die schwedische Polizei sie am Montagabend
       im südlich von Stockholm gelegenen Nynäshamn in der Nähe eines
       Campingplatzes stoppte, war kein Zufall. Sie hatte in sozialen Medien, in
       einer nichtöffentlichen Facebook-Gruppe, Hinweise gefunden, dass die Männer
       eine auf dem Campingplatz gelegene Flüchtlingsunterkunft überfallen
       wollten. Der polizeiliche Zugriff konnte einen gewalttätigen Überfall
       vereiteln.
       
       Gegen die 14 Verhafteten ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen
       Handlungen zur Vorbereitung schwerer Körperverletzung. Es besteht der
       Verdacht eines rassistischen Hintergrunds und der des Versuchs schwerer
       Brandstiftung.
       
       Laut Polizeiinformationen haben alle außer einem Festgenommenen die
       polnische Staatsangehörigkeit. Einige sind wohnhaft in Schweden, andere
       waren dort nur zu Besuch. Sie sollen rechtsextremen polnischen
       Vereinigungen angehören.
       
       Auch auf der mittlerweile vom Netz genommenen Facebookseite, auf der zum
       Überfall aufgerufen worden war, seien „rechtsextreme Inhalte verbreitet“
       worden. Drei der jetzt Verhafteten sind 22-Jährige, die bereits eineinhalb
       Wochen zuvor zeitweise festgenommen worden waren: anlässlich gewaltsamer
       Auseinandersetzungen in Stockholm nach einem Aufruf von Neonazis und
       Hooligangruppen, um Jagd auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu
       machen.
       
       ## Neue Entwicklung
       
       Dass Rechtsextreme aus anderen europäischen Ländern in Schweden verdächtigt
       werden, Strafttaten mit rassistischem Hintergrund zu begehen, bezeichnet
       die Polizei als „neue Entwicklung“. Daniel Poohl von der antirassistischen
       Organisation Expo hält es derzeit für noch zu früh, detaillierte Schlüsse
       zu ziehen, betont aber, es gebe seit einiger Zeit Hinweise auf enge
       Kontakte zwischen dem schwedischen und dem polnischen rechtsextremen
       Milieu.
       
       Einerseits hätten rechtsradikale schwedische Organisationen wie die „White
       Power“-Gruppe „Nordisk Ungdom“ mehrfach an Sommerlagern nationalistischer
       Organisationen in Polen und anderen Veranstaltungen teilgenommen und dort
       Kontakte geknüpft. Auch zwischen rechtsextremen Fussballhooligans beider
       Länder gebe es Verbindungen.
       
       Andererseits gebe es in Schweden eine recht große Bevölkerungsgruppe von
       Polen. „Dass da solche mit rechtsextremen Idealen dabei sind, die den
       Kontakt zu Gleichgesinnten hier suchen, ist keine Überraschung“, sagt
       Poohl. Eine neue Entwicklung sei aber, „dass Personen aus dieser
       Bevölkerungsgruppe nun solcher Straftaten verdächtigt werden“.
       
       Gleichzeitig meldete die antirassistische norwegische Internetseite
       „Vepsen“, dass sich das „Nationalradikale Lager“ (Obóz Narodowo-Radykalny,
       OLN) offiziell in Norwegen etabliert hat und der Verdacht bestehe, dass aus
       dessen Umfeld Aktionen gegen Muslime und Flüchtlinge durchgeführt worden
       seien. Das OLN hatte im November auch internationale Aufmerksamkeit erregt,
       als Mitglieder in Wrocław eine „Judenpuppe“ verbrannt hatten.
       
       11 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
   DIR Flüchtlinge
   DIR Polen
   DIR Hooligans
   DIR Rechtsradikalismus
   DIR Schweden
   DIR Asylrecht
   DIR Norwegen
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Schweden
   DIR Schwerpunkt Flucht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Verschärftes Asylgesetz in Schweden: Trennung verfolgter Familien
       
       Schweden plant ein Asylrecht, das Familiennachzug erschweren und Aufenthalt
       beschränken soll. Ein „Scheißgesetz“, sagt die Linkspartei.
       
   DIR Flüchtlinge in Norwegen: Nördlich vom Nirgendwo
       
       In Nordnorwegen leben Flüchtlinge nahe an der Wildnis. Es ist ungewohnt
       kalt und dunkel – Holz hacken, Skifahren und Angeln halten aber warm.
       
   DIR Rassistische Übergriffe in Stockholm: Lynchmob jagt Flüchtlingskinder
       
       Rassisten machten in Schweden Jagd auf Migranten. Klar ist nun, dass die
       Gewalt von Hooligans der Stockholmer Fußball- und Eishockeyklubs ausging.
       
   DIR Kommentar Schwedens Flüchtlingspolitik: Ein Europa der Grenzkontrollen
       
       Schweden könnte mit seinen Grenzkontrollen einen Domino-Effekt auslösen.
       Vielleicht wird sich Europa nun endlich zusammenraufen
       
   DIR Grenzkontrollen in Skandinavien: Schweden testet CSU-Rezept
       
       Asylsuchende dürfen nicht mehr ohne Ausweis nach Schweden einreisen.
       Dänemark hat ähnliche Pläne. Betroffen sind vor allem Minderjährige.