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       # taz.de -- Nach der Insolvenz von German Pellets: Die Öfen bleiben an
       
       > Das Aus des Marktführers zieht keinen Lieferengpass nach sich. Es wird
       > ohnehin in Deutschland mehr vom Brennstoff erzeugt als verbraucht.
       
   IMG Bild: Am Anfang ist der Span: Anlieferung der Pellet-Rohmasse.
       
       Freiburg taz | Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) beeilte
       sich dieser Tage zu beruhigen: Die Versorgung mit Holzpellets sei weiterhin
       gesichert. Anlass dieser Erklärung war die Insolvenz der Firma German
       Pellets. Das Unternehmen war bislang – nach eigenen Angaben – der größte
       Hersteller Europas.
       
       Zum einen seien die Lager der Pellethändler wegen des milden Winters gut
       gefüllt, sagte Andreas Lingner, Vorsitzender des DEPV. Auch gibt es noch
       viele andere Hersteller. Deutschland verfüge über „zahlreiche
       leistungsfähige Pelletwerke an 55 Standorten“. Lediglich acht dieser Werke
       gehören German Pellets selbst. Bei drei weiteren obliegt dem Unternehmen
       über einen Geschäftsbesorgungsvertrag die Betriebsführung. Somit wird nur
       ein Fünftel der deutschen Pelletfabriken von der Pleitefirma kontrolliert.
       
       Den Wegfall der Produktion des Marktführers könnte der heimische Markt also
       verkraften. Zumal das insolvente Unternehmen laut DEPV ohnehin „einen
       beachtlichen Anteil seiner Produktion“ als Industriepellets ins Ausland
       verkaufte, etwa für den Einsatz in Kraftwerken.
       
       Außerdem waren die gesamten deutschen Pelletfabriken im vergangenen Jahr im
       Mittel ohnehin nur zu 63 Prozent ausgelastet. Nach Zahlen des Deutschen
       Pelletinstituts stehen in der Bundesrepublik aktuell Anlagen mit einem
       jährlichen Produktionsvermögen von 3,2 Millionen Tonnen. Der
       Inlandsverbrauch lag im vergangenen Jahr nur bei 1,86 Millionen Tonnen.
       
       ## Deutschland ist drittgrößter Exporteur
       
       Auch 2016 wird der heimische Absatz nach Branchenschätzungen nur wenig
       höher liegen und knapp die Marke von zwei Millionen Tonnen überschreiten.
       Zudem kam Deutschland in den vergangenen Jahren jeweils auf einen
       Nettoexport von mehreren 100.000 Tonnen. Hinter den USA und Kanada ist
       Deutschland weltweit der drittgrößte Produzent. Das wird auch so bleiben,
       ist der Branchenverband überzeugt. Denn Deutschland sei „aufgrund seiner
       großen Holzvorräte und der in den Sägewerken in großen Mengen anfallenden
       Sägespäne weiterhin für die Pelletherstellung prädestiniert“.
       
       Verbandschef Lingner weist außerdem darauf hin, dass die Insolvenz des
       Unternehmens nicht gleichbedeutend ist mit einem Ende der betreffenden
       Fabriken. Er geht davon aus, dass die Werke von German Pellets in anderer
       Besitzform künftig weiter produzieren werden. Aber selbst wenn im Zuge des
       Insolvenzverfahrens einzelne Fabriken stillgelegt würden, gäbe es laut
       Branchenzahlen noch ausreichend Fertigungskapazitäten im Land.
       
       Ursache der Insolvenz von German Pellets waren Managementfehler wie die
       Übernahme des Ofenbauers Kago im Jahr 2010 und ein ungesunder
       Expansionsdrang, der auf Pump mit teuren Anleihen und Genussrechten zu
       jährlich bis zu acht Prozent Zins finanziert werden sollte. Hinzu kam die
       geringe Nachfrage nach Brennstoff, ausgelöst unter anderem durch milde
       Winter. Außerdem hat der Verkauf von Holzpelletheizungen in Deutschland die
       Erwartungen erheblich unterschritten.
       
       Die Branche hatte für 2015 mit dem Absatz von 40.000 Pelletkesseln und
       -öfen gerechnet. Doch am Ende verkaufte sie nur 32.500 Geräte. Ursache
       dafür dürfte auch der niedrige Ölpreis sein. Der Verkauf von Ölheizungen
       stieg gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent an. Weniger kritisch für die
       Produzenten ist dagegen der gesunkene Pelletpreis, der die gefallenen
       Rohstoffpreise spiegelt.
       
       16 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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