# taz.de -- Nach Attentat auf Soldaten in Palästina: Israel riegelt Ramallah ab
> Nach dem versuchten Mord an drei Soldaten hat Israel eine Blockade über
> Ramallah verhängt. Palästinenser sehen darin eine Kollektivstrafe.
IMG Bild: Wer nicht in Ramallah wohnt, kommt nicht rein: israelische Straßenkontrolle nahe der palästinensischen Stadt.
Jerusalem afp | Nach einem Attentat auf Soldaten hat Israel eine
Teilblockade über die palästinensische Großstadt Ramallah verhängt. Der
Zutritt wurde am Montag für Nichteinwohner weitgehend gesperrt und ein
Verlassen der Großstadt stark erschwert. Mit dem Schritt reagierte die
Armee auf ein Attentat, bei dem am Sonntag drei Soldaten an einem
Kontrollposten vor der benachbarten Siedlung Beit El angeschossen wurden.
Ramallah ist der Verwaltungssitz der Palästinensischen Autonomiebehörde und
beherbergt zahlreiche ausländische Botschaften und andere Vertretungen.
Auch für Ausländer galt im Prinzip das Zutrittsverbot, wenn sie keinen
Wohnsitz in der Stadt haben. Diplomaten und Mitarbeiter internationaler
Organisationen und Einrichtungen konnten allerdings zu ihren Arbeitsstätten
fahren, berichteten die UNO-Vertretung, Botschaften und auch Vertreter der
deutschen Parteistiftungen.
„Auf Basis unserer Lagebeurteilung nach der gestrigen Schusswaffenattacke
bei Beit El wurden für diesen Raum besondere Sicherheitsmaßnahmen
ergriffen. Und deshalb dürfen nur Bewohner von Ramallah die Stadt
betreten“, erklärte eine Armeesprecherin.
Bei dem Anschlag hatte am Sonntag ein Wachmann der palästinensischen
Generalstaatsanwaltschaft das Feuer an dem Kontrollposten eröffnet und drei
Soldaten verwundet, ehe er erschossen wurde.
## Lange Schlangen an den Ortsausgängen
Die Armeesprecherin erklärte, die Dauer und Intensität der neuen
Sperrmaßnahmen hänge von der weiteren Entwicklung der Lage ab. Im Verlauf
des Tages wurden die Zutrittsverbote an einigen Checkpoints gelockert, an
anderen weitergeführt.
Ein westlicher Diplomat erklärte, auch wenn das eigene Personal den
Arbeitsplatz erreichen könne, sei die Tätigkeit seiner Botschaft
beeinträchtigt. „Eine Reihe von Sitzungen musste abgesagt werden, weil
unsere palästinensischen Gesprächspartner Ramallah nicht betreten konnten“,
erläuterte er.
Zugleich bildeten sich an den Ortsausgängen von Ramallah lange Schlangen,
weil Fahrzeuge und Insassen verschärft kontrolliert wurden. Die Betroffenen
zeigten sich durchweg überzeugt, die Blockade sei eine Art
Kollektivbestrafung für den Anschlag vom Sonntag. Es war erst das zweite
Mal seit Ausbruch der aktuellen Gewaltwelle, dass ein Angehöriger der
palästinensischen Sicherheitskräfte der Täter war.
Seit Oktober wurden bei politisch motivierten Gewaltakten insgesamt 25
Israelis, ein US-Bürger und ein Eritreer getötet. Im gleichen Zeitraum
wurden bei solchen Attacken und bei Protestaktionen 161 Palästinenser
getötet, in der Mehrheit erwiesene oder mutmaßliche Attentäter.
Zuletzt wurde am Montagmorgen ein 17-jähriger Palästinenser erschossen, der
nahe der jüdischen Siedlung Salit im nördlichen Westjordanland mit einem
Messer auf Wachsoldaten losgegangen war.
1 Feb 2016
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