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       # taz.de -- Pegida-Demonstration in Dresden: Schrumpfende „Festung Europa“
       
       > Schlechte Wortspiele, Technikprobleme und Selbstfeierei prägen den
       > „internationalen Aktionstag“ von Pegida. Zum Aufmarsch kommen weniger als
       > erwartet.
       
   IMG Bild: Erinnern sich an die Türken vor Wien im 17. Jahrhundert: Pegidisten in Dresden
       
       Dresden dpa | Deutlich weniger Anhänger von Pegida und anderen
       islamfeindlichen Bündnissen als erwartet haben in Dresden und weiteren
       europäischen Städten gegen die Aufnahme von Flüchtlingen demonstriert. An
       der zentralen Veranstaltung in der sächsischen Hauptstadt nahmen am Samstag
       nach Angaben der Forschungsgruppe „Durchgezählt“ rund 8.000 Menschen teil.
       Immer wieder gab es „Merkel muss weg“-Rufe. Der Hauptredner und
       Mitbegründer der Bewegung, Lutz Bachmann, fiel wegen Krankheit aus. Zudem
       war eine Gegendemonstration wesentlich lautstärker. Die Polizei war mit
       einem Großaufgebot im Einsatz, Zwischenfälle wurden zunächst nicht bekannt.
       
       In Prag gab es bei einer mit Pegida abgestimmten islamfeindlichen
       Kundgebung Zusammenstöße mit Gegendemonstranten. Es flogen Flaschen und
       Feuerwerkskörper. Rund 1.500 Islamgegner versammelten sich mit
       Spruchbändern wie „Nein zur Einwanderung – Stopp der Merkelisierung“ vor
       der Prager Burg.
       
       Im australischen Canberra gingen etwa 400 Islamfeinde auf die Straße und
       skandierten: „Wir lieben Schweinefleisch“ und „Wer zum Teufel ist Allah?“.
       Die Demonstranten trugen Banner mit Aufschriften wie „Rapefugees not
       welcome“ und „Der Islam ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
       Anlässlich eines gemeinsamen Aktionstages unter dem Motto „Festung Europa“
       versammelten sich auch im französischen Calais trotz eines
       Demonstrationsverbots etwa 100 Demonstranten. Einige von ihnen wurden
       festgenommen.
       
       In Dresden kamen Liveschaltungen zu Kundgebungen nach Bratislava und Prag
       wegen technischer Probleme nicht zustande. Stattdessen gab es Einspielfilme
       rechter Bündnisse aus der Slowakei, Ungarn, den Niederlanden und Estland.
       „Schämen sie sich, Kanzlerin Merkel“, hieß es darin unter anderem. Durch
       die Einladung „massenhaft nicht integrierbarer oder unwilliger“ Flüchtlinge
       stelle sie eine „Gefahr für die Freiheit und die Sicherheit Europas“ dar.
       Martin Sellner von der rechten Identitären Bewegung in Österreich sagte auf
       der Pegida-Bühne, er hoffe, dass Merkel auf ihrem Weg in den wohlverdienten
       Ruhestand „faule Tomaten“ hinterhergeworfen würden.
       
       In Warschau rief Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling auf einer Kundgebung
       polnischer Nationalisten zum europäischen Schulterschluss gegen eine
       islamische Einwanderung auf. Vor einigen Hundert Teilnehmern, darunter
       Skinheads und militante Fußballfans, erinnerte sie an den Kampf von „Polen
       und Litauern, Sachsen und Österreichern“ bei der Verteidigung Wiens gegen
       die Türken im 17. Jahrhundert. Damals habe das Heer des polnischen Königs
       das christliche Abendland gerettet. Nun gelte: „Lasst uns gemeinsam die
       Schlacht gegen die Islamisierung führen.“
       
       ## Pegida „befeuert“ rechte Gewalt
       
       Die Linken-Vorsitzende Katja Kipping warf Pegida vor, rassistischer Gewalt
       den Boden zu bereiten. Pegida stehe für die Aufkündigung von Empathie und
       Mitmenschlichkeit, sagte sie bei einer Demonstration unter dem Motto
       „Grenzenlose Solidarität“ mit Hunderten Teilnehmern in Dresden. „Außerdem
       hat Pegida ein Klima befeuert, in dem die Hemmschwelle für rassistische
       Gewalt stark nach unten gegangen ist.“
       
       Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) forderte ein striktes
       Durchgreifen gegen Pegida. „Da ist jetzt zunehmend die Staatsanwaltschaft
       gefragt“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Schon seit dem
       Vormittag hatte es in Dresden zahlreiche Gegendemonstrationen mit Tausenden
       Teilnehmern gegeben. Aufgerufen hatten Glaubensgemeinschaften, Bündnisse,
       Parteien und Gewerkschaften.
       
       6 Feb 2016
       
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