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       # taz.de -- Affäre um Vergabe der Fußball-WM 2006: Auch Beckenbauer soll zahlen
       
       > Der DFB hat Zahlungsaufforderungen in Millionenhöhe an die ehemaligen
       > Mitglieder der WM-Organisationskomitees verschickt.
       
   IMG Bild: WM-Organisator Franz Beckenbauer (m) mit zwei seiner engsten Mitarbeiter, Horst R. Schmidt (l) und Wolfgang Niersbach (r)
       
       Berlin/Frankfurt am Main dpa | In der Sommermärchen-Affäre geraten die
       Hauptfiguren um Franz Beckenbauer juristisch immer mehr unter Druck. Nach
       Angaben des langjährigen „Kaiser“-Intimus Fedor Radmann haben die einstigen
       Spitzenfunktionäre eine Zahlungsaufforderung in Höhe von 6,7 Millionen Euro
       vom DFB erhalten. „Mir ist bekannt, dass das jeder bekommen soll oder schon
       bekommen hat (…). Alle. Also, das heißt: Beckenbauer, Zwanziger, Niersbach,
       Schmidt und ich.“ Dies sagte der frühere Vizepräsident des
       Organisationskomitees der Weltmeisterschaft 2006 am Dienstag der Deutschen
       Presse-Agentur.
       
       Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet, dass Radmann das Geld
       innerhalb von 20 Tagen an den Deutschen Fußball-Bund überweisen soll. Dabei
       geht es um jene Summe, die der DFB vor der WM auf ein Konto des
       Weltverbandes FIFA geleitet hatte. Angeblich sollte der Betrag zur
       Rückzahlung eines Darlehens des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus
       verwendet werden. Wohin es tatsächlich floss, ist bislang nicht geklärt.
       
       Radmann erklärte, er habe die Zahlungsaufforderung am 8. Januar in seinem
       Schweizer Wohnort bekommen. Er habe widersprochen, jetzt sei der Verband am
       Zug. „Damit ist der DFB gefordert, nachzuweisen, dass es überhaupt eine
       Forderung gibt. Denn bis zum 8. Januar hat niemand mit mir je darüber
       gesprochen, noch gibt es irgendeinen Schriftverkehr. Die werden nie in der
       Lage sein, nur den Hauch einer Forderung nachzuweisen“, sagte Radmann. Das
       sei alles „ein bisschen sehr merkwürdig – das ist aber noch diplomatisch
       formuliert“.
       
       Die 6,7 Millionen Euro an die FIFA waren ursprünglich als Beitrag für die
       später abgesagte WM-Eröffnungsgala verschleiert worden. Der ursprüngliche
       Kredit von Dreyfus war nach Angaben von Beckenbauer als Gegenleistung für
       einen hohen FIFA-Zuschuss zur WM in Deutschland verwendet worden.
       
       Der DFB hat Güteanträge bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und
       Vergleichsstelle in Hamburg eingereicht, um den Anspruch auf möglichen
       Schadensersatz in Millionenhöhe zu wahren. Die Ansprüche richten sich neben
       Beckenbauer und Radmann auch gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo
       Zwanziger und Wolfgang Niersbach, Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt,
       den Testamentsvollstrecker von Robert Louis-Dreyfus sowie die FIFA.
       
       Radmann ist seit vielen Jahren ein enger Vertrauter und Wegbegleiter
       Beckenbauers – quasi der Schattenmann der Lichtgestalt. Der heute
       71-Jährige saß einst im WM-Organisationskomitee und begleitete Beckenbauer
       auf seiner Welcome-Tour über 132 276 Flugkilometer durch 31 Länder. Wegen
       Interessenskonflikten gab Radmann 2003 sein Amt als Vize-Chef des WM-OK an
       Theo Zwanziger ab. Er war wegen Beraterverträgen mit Adidas und der
       Kirch-Gruppe, die er dann teilweise ruhen ließ, in Erklärungsnot gekommen.
       
       ## Beckenbauers Unterschrift
       
       Der gebürtige Berchtesgadener muss sich ebenso wie Beckenbauer des Vorwurfs
       erwehren, einen Bestechungsversuch zumindest geplant zu haben. Es geht um
       den brisanten Vertrag mit Jack Warner: Dem einstigen FIFA-Spitzenfunktionär
       aus Trinidad & Tobago, der inzwischen wegen Korruption lebenslang gesperrt
       ist, wurden laut eines beim DFB gefundenen Papiers vier Tage vor der
       Abstimmung zur WM-Vergabe „diverse Leistungen“ zugesagt. Unterschrieben hat
       das Papier Beckenbauer, den Entwurf paraphierte Radmann.
       
       Zu Beginn der WM-Affäre hatte der gebürtige Berchtesgadener in der
       Wochenzeitung „Die Zeit“ gesagt: „Ich könnte beim Leben meiner sechs Kinder
       beschwören, dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass nicht ein Mensch
       von uns bestochen wurde.“
       
       Mit dem jetzigen Vorgehen will der DFB einen möglichen finanziellen Schaden
       in der Sommermärchen-Affäre vom Verband fernhalten. „Es geht also auch in
       diesem Fall darum, Rechtspositionen zu erhalten. In der Schweiz geschieht
       dies durch das sogenannte Betreibungsverfahren, durch das eine Verjährung
       von Ansprüchen verhindert wird. Die dazu notwendigen Schritte haben wir
       fristgerecht eingeleitet“, zitierte die „Bild“ einen DFB-Sprecher. Der
       größte Sportfachverband der Welt wird nach dem Rücktritt Niersbachs
       interimsmäßig von den Juristen Rainer Koch und Reinhard Rauball geführt.
       
       9 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike John
   DIR Christian Hollmann
       
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