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       # taz.de -- Justiz geht gegen Expräsidenten vor: Verfahren gegen Nicolas Sarkozy
       
       > Der frühere Präsident soll illegale Wahlkampfausgaben über fingierte
       > Rechnungen der Eventfirma Bygmalion beglichen haben.
       
   IMG Bild: Stoff zum Grübeln hat Frankreichs Expräsident Nicolas Sarkozy wahrlich genug.
       
       Paris taz | Gegen Expräsident Nicolas Sarkozy ist ein Verfahren wegen
       illegaler Kampagnenfinanzierung bei den Präsidentschaftswahlen von 2012
       eingeleitet worden. Er war am Dienstag mehr als 12 Stunden von den
       Untersuchungsrichtern der Pariser Finanzbrigade zum zweiten Mal in dieser
       Angelegenheit befragt worden.
       
       Die Justiz hat in dieser Sache einiges an Belastungsmaterial
       zusammengetragen. Wie zuerst vor zwei Jahren Medien wie Libération und Le
       Point enthüllten, war ein Teil der Wahlausgaben von Sarkozy verheimlicht
       und seiner Partei UMP angelastet worden.
       
       Dem damaligen Staatschef war nichts zu teuer für seine Wiederwahl. Die
       reellen Ausgaben für seine im amerikanischen Stil konzipierten
       Veranstaltungen überstiegen sehr schnell die gesetzlich zugelassene
       Höchstsumme von 22,5 Millionen Euro. In Wahrheit waren die Gesamtausgaben
       rund doppelt so hoch.
       
       Die mit der UMP eng liierte Firma Bygmalion, die Sarkozys Auftritte gegen
       hohe Gagen organisierte, ließ sich darum mittels falscher Rechnungen für
       angebliche Konferenzen der UMP aus der Parteikasse bezahlen. Das war
       illegal. Sarkozy beteuerte immer, er habe davon nichts das Geringste
       gewusst. Jetzt ist offensichtlich, dass die Untersuchungsbehörden ihm das
       nicht abkaufen.
       
       ## Sechs Ermittlungen gegen Sarkozy
       
       Gegen die Verantwortlichen von Bygmalion und Sarkozys Wahlkampfteam hat die
       Justiz bereits wegen Betrugs und Veruntreuung Strafverfahren angeordnet.
       Einige von ihnen sollen den Expräsidenten belastet haben. Bei einer
       Verurteilung wegen illegaler Finanzierung riskiert er immerhin ein Jahr
       Gefängnis und den Entzug der Wählbarkeit.
       
       Schon die Eröffnung des Verfahrens könnte seine Pläne für ein Comeback und
       eine Wiederwahl im Frühling 2017 definitiv durchkreuzen. Im November
       nämlich sind die Vorwahlen, mit denen das bürgerliche Lager den gemeinsamen
       Kandidaten nominieren wird. Favorit ist seit Monaten laut den Umfragen
       nicht Sarkozy, sondern Expremierminister Alain Juppé. Bisher aber rechnete
       sich Sarkozy gute Chancen aus, seinen Rückstand noch wettzumachen und die
       Kandidatenkür im Sprint für sich zu entscheiden. Nur deswegen hatte er ja
       auch die Parteileitung von Les Républicains (LR) übernommen.
       
       Die Bygmalion-Affäre ist aber nicht das einzige Dossier der Justiz gegen
       Sarkozy. Sein Name taucht in mindestens sechs anderen Ermittlungen auf.
       Besonders bedrohlich für ihn ist die Anschuldigung, zusammen mit seinem
       Anwalt Thierry Herzog einen der höchsten Richter des Landes bestochen zu
       haben, um an vertrauliche Unterlagen der Justiz in anderen Affären zu
       gelangen.
       
       Er hofft noch immer, dass alle diese Untersuchungen schließlich ohne
       Strafklage eingestellt werden und dass er so zuletzt mit (fast) weißer
       Weste kandidieren könnte. Die Justiz aber hat es bekanntlich nicht eilig,
       und allein der diskreditierende Verdacht könnte ihm am Ende fast genauso
       sehr schaden wie ein Urteil.
       
       17 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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