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       # taz.de -- 19-jährige Schwangere ermordet: 14 Jahre Haft für die Angeklagten
       
       > Zwei Männer verbrennen eine Schwangere bei lebendigem Leib. Die 13.
       > Berliner Jugendstrafkammer verurteilt sie zu hohen Haftstrafen.
       
   IMG Bild: 14 Jahre Haft und besondere Schwere der Schuld: der Angeklagte Daniel M. vor dem Urteilsspruch.
       
       Heimtücke, niedrige Beweggründe, Grausamkeit, Mordlust – fast alle
       Merkmale, die der Paragraf 211 Strafgesetzbuch auflistet, sieht das Gericht
       als erfüllt an. 14 Jahre Haft wegen besonderer Schwere der Schuld für die
       20-jährigen Angeklagten Eren T. und Daniel M., so lautete am Freitag das
       Urteil. Damit blieb die 13. Jugendstrafkammer knapp unter der Obergrenze,
       die das Jugendstrafrecht für Mord und Schwangerschaftsabbruch zulässt. Der
       Staatsanwalt hatte 15 Jahre gefordert, die Verteidigung Freispruch. Die
       Angeklagten verfolgten die zweistündige Urteilsbegründung nahezu
       regungslos.
       
       Die 19-jährige Maria P. war im achten Monat schwanger, als sie am 22.
       Januar 2015 gegen 22 Uhr in einem Waldstück in der Köllnischen Heide auf
       grausame Weise getötet wurde. Zunächst wurden ihr Messerstiche in den
       Unterleib und Hiebe mit einem Schlagstock beigebracht. Dann wurde sie mit
       Benzin übergossen und angezündet. Zwischen Brandbeginn und Todeseintritt
       vergingen laut Obduktionsgutachten mehrere Minuten. Verbrennungsschmerzen
       seien unerträglich, deshalb trete irgendwann Bewusstlosigkeit ein, sagte
       die Vorsitzende Richterin Regina Alex bei der Urteilsbegründung. Die junge
       Frau sei aber noch einige Schritte gelaufen und habe versucht, sich den
       brennenden Mantel vom Leib zu reißen. Dazu sei die Erkenntnis gekommen,
       dass sie von Eren T., dem Vater des ungeborenen Kindes, dem Mann, dem sie
       vertraute, in einen Hinterhalt gelockt worden war. „Das ist seelische
       Grausamkeit“, so Alex.
       
       Eren T. und Daniel M. kennen sich aus ihrer Schulzeit in Neukölln. Im
       Prozess schwiegen sie. Vor der Festnahme bei der Polizei hatten sie sich
       allerdings gegenseitig belastet. Das Kalkül, den Kopf auf Kosten des
       anderen aus der Schlinge zu ziehen, ging indes nicht auf. Zeugenaussagen,
       Funkzellenauswertung, Chats, SMS, DNA-Spuren an Einweghandschuhen, Benzin-
       und Blutspuren an der Kleidung, Videobilder in einem Fahrstuhl und an einer
       Tankstelle – fast alle Indizien ging die Vorsitzende durch. Zweifelsfrei
       sei erwiesen, dass beide Angeklagten „Schritt für Schritt“ an der Planung
       und Ausführung des Mordes beteiligt waren. „Jeder hatte ein anderes
       Interesse, aber sie haben sich gut ergänzt.“
       
       „Diese Wochen machen wir es“, lautete einer der letzten WhatsApp-Chats
       zwischen den Angeklagten. „Er hat eine Überraschung für mich“, schrieb
       Maria P. einer Freundin wenige Stunden vor ihren Tod. Laut Gericht war es
       Daniel M., der Maria P. im Wald die Messerstiche zufügte. Eren T. habe sie
       mit Benzin übergossen und angezündet. Maria P. war vielleicht naiv, sagte
       die Richterin, aber sie sei jung und verliebt gewesen. Eren T. habe sie auf
       ganz perfide Weise getäuscht. Er, der gegen das Kind war, „hat ihr
       vorgespielt, dass er sich wieder auf eine Beziehung einlässt“. Eren T. habe
       gewusst, dass sie ihm überallhin folgen würde, um mit ihm zusammen zu sein.
       
       Daniel M. unterstellte das Gericht, aus Mordlust gehandelt zu haben. Der
       mehrfach Vorbestrafte habe den Kick gesucht. Laut Zeugenaussagen habe
       Daniel M. einmal geäußert, wissen zu wollen, wie es sei, einen Menschen
       sterben zu sehen. Das Motiv von Eren T. beschrieb die Richterin so: Er habe
       frei sein und sich nicht um Mutter und Kind kümmern wollen. „Deswegen
       musste das Problem beseitigt werden.“
       
       19 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
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