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       # taz.de -- Haftentlassung von Uli Hoeneß: Verstärkung aus Rothenfeld
       
       > Am Montag wird Uli Hoeneß aus der Haft entlassen. Den Ex-Manager drängt
       > es offenbar beim FC Bayern an die Macht. Manch einem bereitet dies
       > Sorgen.
       
   IMG Bild: Resozialisierungsmaßnahme: Uli Hoeneß legt schon mal die vertraute Dienstkleidung an
       
       Um fünf Uhr aufstehen, Frühsport treiben und vom Gelände des
       Freigängerhauses in Rothenfeld im Landkreis Starnberg fahren, so könnte der
       Montagmorgen ablaufen. Routine für Uli Hoeneß während seiner dann insgesamt
       637 Tage Haft wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro.
       
       Und doch wird an diesem 29. Februar vieles anders sein für den 64-Jährigen.
       Denn nachdem ihm zuletzt die sogenannte Halbstrafe gewährt worden war,
       beginnt für Hoeneß mit den gewohnten Abläufen nun ein neuer
       Lebensabschnitt. Er wird es ausnahmsweise wohl kaum erwarten können, um
       fünf Uhr in der Früh geweckt zu werden – am Tag seiner Haftentlassung.
       
       Nach 21 der veranschlagten 42 Monate kommt der langjährige Manager und
       Präsident des FC Bayern auf Bewährung frei, wegen einer vorbildlichen
       Führung, wie es im Januar zur Begründung hieß. Eine Entscheidung, die
       kontrovers diskutiert wurde. Die Gerichtsreporterin der Süddeutschen
       Zeitung kommentierte, dies sei ein „fatales Signal“ und „untergrabe den
       Glauben der Bürger daran, dass vor dem Gesetz alle gleich sind“, da eine
       Halbierung der Haftstrafe die absolute Ausnahme sei.
       
       Andere Beobachter hingegen begleiten Hoeneß’ Weg zurück in die Freiheit
       auffallend wohlwollend. Auch im übrigen Publikum stehen sich die
       Befürworter und Kritiker des Hafterlasses und des schon immer
       polarisierenden Patriarchen unversöhnlich gegenüber. Einen maßvollen
       Umgang, der jedem Exhäftling zusteht, darf Hoeneß auch in Zukunft wohl kaum
       erwarten. Sehr weit hatte er sich ja früher oft aus dem Fenster gelehnt,
       wenn er gegen die Verfehlungen anderer polterte.
       
       Nach allem, was aus dem Verein und von langjährigen Weggefährten zu
       vernehmen ist, kann Hoeneß es dennoch kaum erwarten, wieder die alten
       Aufgaben von vor der Haft zu übernehmen. Dass er voller Tatendrang sei, ist
       ebenso überliefert wie sein Wunsch nach einer Rückkehr in eine führende
       Rolle beim FC Bayern. „Dass Uli zurück an die Macht will, steht fest“, soll
       ein Vertrauter laut Sport Bild gesagt haben.
       
       ## Vorbereitung auf die Freiheit
       
       Auch Hoeneß hat sich inzwischen geäußert, konkrete Pläne gab er aber nicht
       bekannt. Einmal abgesehen von jenem, sich nach seiner 14-monatigen
       Freigänger-Tätigkeit als „Assistent der Abteilungsleitung Junior Team“ auch
       künftig um den Nachwuchs des Vereins kümmern zu wollen, mindestens einmal
       in der Woche. „Ich habe es jetzt verinnerlicht, da bleibe ich dran“, sagte
       Hoeneß dem Kicker. Frei nach dem Motto: Ich bin dann mal wieder da.
       
       Dass er sich kurz vor seiner Entlassung aus der Haft wieder zunehmend
       öffentlich äußerte, lässt sich wie mehrere Spenden für wohltätige Zwecke
       wohl auch als Vorbereitung seiner Zukunft in Freiheit deuten. Mehrere
       zehntausend Euro, darunter sein Freigänger-Gehalt, zählen zu diesen Gesten
       ebenso wie seine Einladung und Bewirtung von Flüchtlingen bei einem
       Weihnachtsessen in seinem Wohnort am Tegernsee.
       
       Und auch jene an den Staat geleisteten „Zahlungen in Höhe von mindestens 43
       Millionen Euro“, mit denen er seine Steuerschuld und den übergeordneten
       „Schaden wiedergutgemacht“ habe, wie das Landgericht Augsburg hervorgehoben
       hatte.
       
       Kritiker und Wohlmeinende dürften sich gleichermaßen bestätigt fühlen. Die
       Wohlmeinenden in ihrer Einschätzung, Hoeneß zeige Reue und ein soziales
       Gewissen. Und die Kritiker, für die er sich von seinem Steuerbetrug an der
       Gesellschaft frei- und verlorenes Ansehen wieder erkaufen will.
       
       Im Herbst stehen Präsidentschaftswahlen beim FC Bayern an. Der Amtsinhaber
       und zugleich Aufsichtsratsvorsitzende Karl Hopfner hat längst erklärt, dass
       er einer Rückkehr seines Vorgängers nicht im Wege stehen werde. Jedenfalls,
       sofern Hoeneß zurück wolle auf den Thron seines Lebenswerks. Vielleicht nur
       als Präsident und nicht wieder als Aufsichtsratschef. Die dafür nötige
       Satzungsänderung wäre das geringste Problem.
       
       ## Rückkehr nicht ohne Vorbehalte
       
       Eher schon muss sich Hoeneß Gedanken darüber machen, dass seine
       wahrscheinliche Rückkehr auch im Klub nicht ohne Vorbehalte betrachtet
       wird. Stets auffallend zurückhaltend äußert sich etwa der aktuelle
       Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge. „Keine Ahnung“, sagte der
       Vorstandsvorsitzende jüngst auf die Frage nach Hoeneß’ Rückkehr als
       Präsident, „ich habe mit ihm darüber noch gar nicht gesprochen, was er
       vorhat. Ich glaube, wenn er es werden will, wird er es wahrscheinlich
       werden.“ Das klang nicht gerade danach, gern Macht einzubüßen.
       
       Eingebunden ist Hoeneß längst wieder in wichtige Entscheidungen, nach außen
       aber dosiert er seine Rückkehr vorsichtig. In den kommenden Monaten „werde
       ich Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein“, sagt er.
       Zudem plant er einen Familienurlaub. Und – angeblich – am 1. Juli zu
       verkünden, ob und welche Rolle er zu übernehmen gedenkt. Auch das
       kolportierte Datum lässt erahnen, wozu Hoeneß tendiert. Es markiert
       offiziell den ersten Tag der neuen Saison.
       
       28 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maik Rosner
       
       ## TAGS
       
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