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       # taz.de -- Konflikt mit der Atom-Finanzkommission: Konzerne wollen nicht zahlen
       
       > Die Verhandlungen mit den AKW-Betreibern sind geplatzt: Sie wollen keinen
       > Risikoaufschlag bezahlen. Die Kommission geht in die Verlängerung.
       
   IMG Bild: Atomkraftwerke werden abgebaut, aber wer zahlt dafür?
       
       Berlin taz | Es ist eine sehr zurückhaltende Umschreibung für einen
       heftigen Konflikt: „Im Ergebnis sind noch Sachfragen offen“, teilten die
       Vorsitzenden der Atom-Finanzkommission des Bundes, Jürgen Trittin (Grüne),
       Ole von Beust (CDU) und Matthias Platzeck (SPD) am Freitagabend mit. Darum
       werde die Kommission an diesem Montag nicht wie geplant ihren
       Abschlussbericht vorstellen, sondern in die Verlängerung gehen.
       
       Zuvor hatten die drei Politiker mit den AKW-Betreibern RWE, Eon, EnBW und
       Vattenfall über die Zukunft der Rückstellungen verhandelt, die die
       Unternehmen für die Zwischen- und Endlagerung ihres Atommülls gebildet
       haben. Diese stellten sich dabei nach taz-Informationen vollkommen stur.
       
       Dabei ist die Kommission bereit, den Unternehmen weit entgegenzukommen: Im
       Entwurf des Abschlussberichts schlägt sie vor, dass der Staat sämtliche
       Mehrkosten bei der Endlagerung übernimmt, sofern die Unternehmen neben
       ihren dafür gebildeten Rückstellungen noch einen Risikoaufschlag an einen
       staatlichen Fonds übertragen.
       
       Doch einen solchen Aufschlag wollen die Unternehmen nicht bezahlen. Nach
       taz-Informationen haben sie zwar formal einen Zuschlag von 30 Prozent auf
       die Endlager-Rückstellungen akzeptiert. Diesen wollen sie aber komplett mit
       fragwürdigen Forderungen verrechnen, den sie ihrer Ansicht nach gegen den
       Staat haben – etwa für die Zurücknahme ihrer Klagen gegen den Atomausstieg
       und für mögliche Einsparungen bei der Endlagerung.
       
       Darauf will sich die Kommission aber keinesfalls einlassen. Dort hält man
       einen realen Aufschlag in einer Größenordnung von bis zu 70 Prozent für
       angemessen, wenn die Unternehmen vor späteren Nachzahlungen sicher sein
       wollen. Die Konzerne sollten nicht zu hoch pokern, heißt es aus der
       Kommission.
       
       Die Unternehmen setzen offenbar darauf, unter Umgehung der Finanzkommission
       eine Einigung mit der Bundesregierung zu erzielen. Doch dabei dürften sie
       schlechte Chancen haben. „Wir wollen ein konsensuales Ergebnis in der
       Kommission“, erfuhr die taz am Sonntag aus Regierungskreisen. „Es wird
       keine Lösung an der Kommission vorbei geben.“
       
       28 Feb 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
       ## TAGS
       
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   DIR AKW-Rückbau
       
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