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       # taz.de -- Polizei-Verdacht erweist sich als falsch: Linke lassen Konfetti Konfetti sein
       
       > Nach einer linken Demo berichten Polizisten, sie könnten mit chemisch
       > behandelten Konfetti beworfen worden sein. Jetzt stellt sich raus: Sind
       > sie nicht.
       
   IMG Bild: Da liegen sie nun und sind nass: Konfetti
       
       Manche Meldungen muss man einfach aus dem Zusammenhang gerissen lesen, um
       sie richtig genießen zu können. Diese hier zum Beispiel, die am
       Donnerstagmorgen von dpa verschickt wurde: „Polizei: Keine Gefahr durch
       Konfetti bei Linken-Demo“, heißt es da in der Überschrift. Und weil es so
       schön war, gleich noch mal: „Polizei: Keine Gefahr durch Konfetti bei
       Linken-Demo“.
       
       In verrückten weltpolitischen Zeiten wie diesen – ein Clown will
       US-Präsident werden, ein anderer Clown wirft eine Torte auf die Berliner
       AfD-Landeschefin Beatrix von Storch – ist eine solche Nachricht einfach ein
       Zeichen dafür, dass nicht alles schlechter wird. Und dass früher nicht
       alles besser war. Die Polizei ist also nicht verrückt geworden, weil sie
       sich vor farbigen Schnipseln fürchtet. Und die Linken haben das Konfetti –
       laut Duden „bunte Papierblättchen, die besonders bei
       Faschingsveranstaltungen geworfen werden“ – nicht als neue Molotowcocktails
       entdeckt; Karneval bleibt allen Sturm- und sonstigen Warnungen zum Trotz
       ein friedliches Fest.
       
       Im Nachhinein muss man auch sagen, dass der Vorwurf, der dieser Überschrift
       zugrunde liegt, aus der Luft gegriffen war: Nach einer Demonstration gegen
       einen rigiden Polizeieinsatz gegen das Hausprojekt Rigaer Straße 94 in
       Friedrichshain Anfang Februar (also zur Karnevalshochzeit) hatten drei
       Beamte Farbveränderungen auf ihrer Einsatzkleidung gemeldet. Der Verdacht:
       Das Konfetti, das Demonstranten auf die Polizisten geschmissen hatten,
       könnte vorher chemisch behandelt worden sein, um den Beamten zu schaden. So
       etwas hatte es, nach aktuellem Kenntnisstand der Polizeipressestelle, noch
       nie gegeben.
       
       Und auch diesmal wurden die Linken nicht als Spaßbremse entlarvt. Die
       eingeleiteten kriminaltechnischen Untersuchungen „ergaben keine
       Anhaltspunkte für eine gesundheitsgefährdende Substanz“, teilte die
       Pressestelle am Donnerstag mit. Auch hätten sich keine gesundheitlichen
       Probleme bei den Beamten eingestellt. Die Ursache der Farbveränderungen sei
       weiterhin unklar, hieß es abschließend.
       
       Auch künftig darf also jede und jeder Konfetti bei sich tragen, ohne dafür
       einen Waffenschein zu benötigen oder Gefahr zu laufen, bei einer
       Polizeikontrolle unangenehm aufzufallen. Wobei in dieser Stadt jeder
       irgendwie unangenehm auffällt, der Konfetti bei sich trägt. Aber das ist
       ein anderes Problem. Foto: dpa
       
       4 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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