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       # taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Beschuss von Kliniken als Strategie
       
       > Die syrische und die russische Luftwaffe sollen gezielt Krankenhäuser
       > angegriffen haben. Das sagt Amnesty International in einem Bericht.
       
   IMG Bild: Allein 2015 wurden 63 Kliniken der MSF angegriffen – wie hier in der syrischen Provinz Idlib
       
       Genf taz | Die syrische und russische Luftwaffe sollen in den letzten drei
       Monaten gezielt Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen in der
       Provinz Aleppo angegriffen haben, um die Zivilbevölkerung zu vertreiben.
       Diesen Vorwurf erhebt die Menschenrechtsorganisation [1][Amnesty
       International (AI) in einem Bericht vom Donnerstag].
       
       AI habe „zwingende Beweise“ für mindestens sechs vorsätzliche Angriffe auf
       medizinische Einrichtungen in von Oppositionsmilizen kontrollierten
       Gebieten der Provinz Aleppo in den vergangenen zwölf Wochen, heißt es in
       dem Bericht. Die Angriffe hätten zum Ziel gehabt, den Vormarsch
       regierungstreuer Truppen im Norden der Stadt zu erleichtern. Dabei seien
       mindestens drei Zivilisten getötet worden, darunter ein Mediziner. 44
       Menschen seien verletzt worden.
       
       „Syrische und russische Kräfte haben Gesundheitseinrichtungen absichtlich
       angegriffen und damit das humanitäre Völkerrecht eklatant verletzt. Aber
       wirklich ungeheuerlich ist, dass das Zerstören von Kliniken Teil ihrer
       Militärstrategie geworden zu sein scheint“, erklärte Tirana Hassan,
       Direktorin für Krisenreaktion in der Londoner Zentrale von AI.
       MitarbeiterInnen von Kliniken und Gesundheitsposten hätten „immer wieder
       die Überzeugung geäußert“, dass die Truppen vor einer Bodenoffensive
       offensichtlich die Bevölkerung vertreiben wollten und dazu Krankenhäuser
       und Infrastruktur zerstörten.
       
       „Damit wurde eine Lebensader für die Menschen in diesen umkämpften Gebieten
       gekappt, was ihnen keine andere Wahl ließ, als zu fliehen“, erklärte die
       AI-Vertreterin. In keinem Fall habe es den Augenzeugen zufolge in der Nähe
       der angegriffenen Gesundheitseinrichtungen Militärfahrzeuge, Kontrollposten
       oder gegnerische Kämpfer gegeben. Die Regierungen Russlands und Syriens
       reagierten zunächst nicht auf die Vorwürfe von AI.
       
       ## UNO bereitet Resolution gegen die Angriffe vor
       
       Wegen der jüngsten Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen nicht nur in
       Syrien, sondern auch im Jemen und in Afghanistan arbeiten die fünf
       nichtständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats, Neuseeland, Japan,
       Spanien, Ägypten und Uruguay, derzeit an einem gemeinsamen Entwurf für eine
       Resolution des Rats zur Verurteilung derartiger Verstöße gegen das
       humanitäre Völkerrecht.
       
       Nach Angaben von Ärzten ohne Grenzen (MSF) wurden allein in Syrien im
       vergangenen Jahr 63 von der Organisation unterstützte Kliniken attackiert.
       Im Jemen wurden demnach mindestens drei MSF-Einrichtungen beschossen. Bei
       einem US-Luftangriff Anfang Oktober auf ein Krankenhaus der
       Hilfsorganisation in der nordafghanischen Stadt Kundus wurden 42 Menschen
       getötet. Die US-Armee sprach später von einem „menschlichen Fehler“.
       
       MSF befürwortete die Initiative der Ratsmitglieder. Solange die
       Weltgemeinschaft die Angriffe nicht verurteile, drohten diese „zur
       Normalität zu werden“, erklärte MSF-Chef Jason Cone.
       
       3 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2016/03/syrian-and-russian-forces-targeting-hospitals-as-a-strategy-of-war/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
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