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       # taz.de -- Rassistischer Tweet von Erika Steinbach: Arier wie wir
       
       > Erika Steinbach versteht das Internet ganz gut. Ein wenig Rassismus in
       > einem Tweet und alle empören sich. Wir uns auch. Ein bisschen.
       
   IMG Bild: Erika Steinbach, gehend
       
       Erika Steinbach, frühere Chefvertriebene und Ex-CDU-Präsidiumsmitglied,
       lebt das traurige Leben der Hinterbänklerin im Bundestag: keine
       Gestaltungsmacht, kein Zugang, keine Bedeutung. Zum Ausgleich twittert sie
       fröhlich vor sich hin. [1][Ihre Ausfälle sind Legion] und regelmäßiger
       Stoff für klickstarke Beiträge in Onlinemedien, auch auf taz.de.
       
       Man hofft, dass es nur ein narzisstischer Impuls ist, der Steinbach
       antreibt, auf niedrigste Instinkte spekulierend allerlei unsinnigen,
       rassistischen und unmenschlichen Quark abzusondern. Mit Blick auf ihre
       politische Biografie muss man jedoch davon ausgehen, dass es ihr ernst ist,
       wenn sie ein Bild twittert, auf dem ein weiß-blondes Kind umringt von eher
       dunkelhäutigen, anscheinend neugierigen AltersgenossInnen zu sehen ist.
       Daneben steht: „Deutschland 2030 – Woher kommst du denn?“ (Einen Link
       sparen wir uns.)
       
       Nein, das ist keine augenzwinkernde Provokation. Steinbach glaubt wirklich
       an deutsches Blut, ein republikanisches Verständnis von Staatsbürgerschaft
       ist ihr ein Gräuel. Man fragt sich, wie sie es noch bis zur nächsten Wahl
       aushalten will in einem Bundestag, in dem es Abgeordnete gibt, deren Eltern
       nicht aus urdeutschen Städten wie München, Hannover, Reichenberg oder
       Danzig stammen. Einige Nachnamen lassen sogar eine muselmanische Abstammung
       möglich erscheinen.
       
       Es ließe sich nun darüber lamentieren, dass Erika Steinbach sich mit ihrem
       blutsdeutschen Furor in allzu große Nähe zu den zeitgenössischen
       Brandstiftern und „Wir-sind-das-Volk“-Krakeelern begibt – nur wo soll sie
       denn hin, wenn nicht zu denen. Viel beunruhigender ist, dass ihre
       unverhohlene Ablehnung alles „Fremdvölkischen“ so lange in der CDU so gut
       aufgehoben war. Jetzt, wo Steinbach keine Ämter mehr bekleidet, ist es doch
       etwas wohlfeil von Parteikollegen wie Peter Tauber und Michael
       Grosse-Brömer, sich ob ihres allzu offenen Rassismus‘ pikiert zu zeigen.
       
       ## Sudeten bleiben hier
       
       Aber was soll‘s, nicht nur eine abgehalfterte Karriererevisionistin hat
       offenbar so ihre Probleme, den Wendungen ihrer Parteichefin zu folgen.
       CSU-Parteigranden und den Wahlkämpfern in den Bundesländern geht es
       schließlich ähnlich. Mit Erika Steinbach haben sie wenigstens noch eine,
       auf die sie im Gespräch mit besorgten Bürgern verweisen können. „Sind in
       der CDU schließlich nicht alle so multikulti wie die Merkel, wir haben auch
       noch Leute, die sagen, wie es ist.“
       
       In anderen Nachrichten vom Wochenende: Die Sudetendeutsche Landsmannschaft
       spricht sich auf ihrer Bundesversammlung dafür aus, auf den einst
       festgeschriebenen Vereinszweck zu verzichten, die Heimat der Volksgruppe
       „wiederzugewinnen“. Das wären dann gleich noch einmal 3,5 Millionen
       Flüchtlinge und ihre Nachkommen, die nun auf Dauer in Deutschland bleiben
       werden. Man hofft, dass es gute, hellhäutige Christenmenschen sind.
       
       28 Feb 2016
       
       ## LINKS
       
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