URI: 
       # taz.de -- Kommentar AfD-Ausschluss in Straßburg: Lodenmantel und Hasskappe
       
       > Die nationalkonservative EKR-Fraktion im EU-Parlament wirft von Storch
       > und Pretzell raus. Das dokumentiert, wo die AfD steht: beim Front
       > National.
       
   IMG Bild: Storch im Wasserglas
       
       Die Alternative für Deutschland (AfD) ist unter anderem deshalb so
       erfolgreich, weil sie geschickt doppelte Botschaften sendet. Sie möchte
       gerne als konservative Partei gesehen werden, die im gediegenen
       Tweedjackett Sorgenvolles zur Lage der Nation zu bedenken gibt.
       
       Sie versteht sich als Gralshüter jener Positionen, die die Union unter dem
       Dauerbeschuss linksliberaler Medien und unverbesserlicher 68er preisgegeben
       hat. Damit spricht die AfD ein verunsichertes bürgerliches Milieu an, das
       in Maßen weltoffen ist, aber dem vieles zu schnell geht, und die die
       Spielregeln der multiethnischen Gesellschaft als Zumutung empfindet.
       
       Die Schwungmasse für den Auftrieb der Partei ist allerdings eine andere.
       Hier herrschen das ungefilterte Ressentiment und der Hass auf alles
       Mögliche – Regierung, Medien, vor allem aber Flüchtlinge.
       
       Diese Klientel bedient die AfD – mit später stets halbherzig revidierten
       Gewaltfantasien wie den Schüssen, mit denen man sich an der Grenze die
       Habenichtse vom Leib halten will. Es ist bemerkenswert, dass die
       nationalkonservative EKR-Fraktion im EU-Parlament die AfD-Abgeordneten
       genau wegen der markigen Sätze vor die Tür setzen will.
       
       ## Zu radikal für „Wahre Finnen“
       
       Dieser Fraktion gehören nicht nur die britischen Torys an, sondern auch
       rechte Parteien wie die „Wahren Finnen“ und die „Dänische Volkspartei“.
       Sogar für diese Gruppen ist der AfD-Doppelsprech zu radikal.
       
       Die Entscheidung straft die Erzählung der Rechtsalternativen Lügen, nur
       eine etwas striktere Art des Konservativen zu verkörpern. Beatrix von
       Storch und Marcus Pretzell, die beiden AfD-Parlamentarier in Straßburg,
       werden, wenn der Ausschluss endgültig beschlossen ist, wohl landen, wo sie
       ideologisch hingehören – bei den EU-Feinden von Ukip, den Islamhassern von
       Geert Wilders und dem Front National.
       
       Die AfD arbeitet mit beidem – Lodenmantel und rechter Hasskappe. Der
       bevorstehende Ausschluss in Straßburg nutzt der Kenntlichkeit.
       
       9 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Reinecke
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR EU-Parlament
   DIR Beatrix von Storch
   DIR Finnland
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Martin Schulz
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Carsten Koschmieder
   DIR Schwerpunkt Landtagswahlen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommunalwahlen in Finnland: Schlappe für Rechtspopulisten
       
       Die Grünen konnten ihr Ergebnis um fast 50 Prozent steigern. Die „Wahren
       Finnen“ dagegen halbierten sich gegenüber der Parlamentswahl 2015.
       
   DIR Rechte Zeitschrift in Polizeiwagen: Zwei Beamte versetzt
       
       Am Rande einer AfD-Kundgebung in Jena wurde die rechte Zeitschrift
       „Compact“ in einem Polizeifahrzeug gesichtet. Für zwei Polizisten hat das
       jetzt ein Nachspiel.
       
   DIR Eklat im EU-Parlamentsplenum: Rauswurf wegen Rassismus
       
       EU-Parlamentspräsident Martin Schulz wirft einen Abgeordneten wegen
       rassistischer Äußerungen raus – ein Mitglied der griechischen „Goldenen
       Morgenröte“.
       
   DIR Verletzte bei AfD-Kundgebung in Jena: „Compact“ im Polizeiwagen
       
       Hunderte Polizisten sind im Einsatz, um AfD-Anhänger und -Gegner zu
       trennen. In einem der Einsatzwagen findet sich die rechtspopulistische
       Zeitschrift „Compact“.
       
   DIR AfDler in Euroskeptiker-Fraktion der EU: Konservative werfen von Storch raus
       
       Selbst die konservative EKR will von Storch und Pretzell nicht mehr in
       ihrer EU-Fraktion haben. Die AfD-Frau hingegen dementiert den Ausschluss.
       
   DIR Aufschwung der Berliner Afd: „Die AfD punktet in vielen Milieus“
       
       Die Partei kommt bei denen an, die klare Ressentiments gegen Ausländer
       haben, sagt Parteienforscher Carsten Koschmieder.
       
   DIR Katharina Nocun über AfD-Programme: „Preußentum und Rassismus“
       
       Die Netzaktivistin Katharina Nocun hat die Wahlprogramme der AfD
       analysiert. Im Interview verrät sie, warum ihr die Partei Angst macht.