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       # taz.de -- Dopingfall Scharapowa: Gleichgeschaltete Antworten
       
       > Die Tennisprofis verurteilen Scharapowa wegen ihres positiven Befundes
       > nicht. Die Spielervereinigung WTA verschickt derweil
       > Argumentationshilfen.
       
   IMG Bild: Nicht immer mit vollem Durchblick: Maria Scharapowa.
       
       Indian Wells taz | Nachdem in der Welt des Tennis beim Turnier in Indian
       Wells und anderswo zwei Tage alle über Maria Scharapowa und deren positiven
       Dopingtest im Rahmen der Australian Open zu Beginn des Jahres gesprochen
       hatten, meldete sich die Russin wieder zu Wort.
       
       Auf [1][ihrer Facebook-Seite] veröffentlichte sie einen Dankesbrief an ihre
       Fans, in dem unter anderen stand, sie sei am Tag nach ihrem Auftritt in Los
       Angeles überrascht gewesen, wie viele Beweise der Zuneigung und des
       Mitgefühls sie in ihrem vollen elektronischen Postfach gefunden habe.
       
       „Ich wollte euch wissen lassen“, schrieb sie, „dass mir eure wunderbaren
       Worte ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Ich möchte gern wieder
       spielen und ich hoffe, dass ich die Chance dazu bekomme. Eure Botschaften
       ermutigen mich sehr.“
       
       Die Einzelheiten der spektakulären Nachricht aus Los Angeles hatten den
       Tennisgarden in Indian Wells seit Beginn der Woche wie eine Lawine
       überrollt. Alle diskutierten, wie eine so selbstbewusste Sportlerin und
       selbstbestimmte, erfolgreiche Unternehmerin einen so amateurhaften Fehler
       begehen konnte, die E-Mail der Welt-Antidoping-Agentur Wada mit neuen
       Regelungen und neuen verbotenen Medikamenten zum 1. Januar 2016 nicht zu
       lesen oder nicht von Vertrauten aus dem Team lesen zu lassen. Ein Rätsel.
       
       ## Tennisspielerinnen geben sich schockiert
       
       Im Rahmen des Medientags bei den BNP Parisbas Open ging es auch und fast
       ausschließlich um dieses Thema. Als Erste nahm Petra Kvitová am runden
       Tisch Platz. Sie sei schockiert gewesen, als sie davon erfahren habe, sagte
       die Tschechin, und natürlich sei es ein Riesenfehler gewesen.
       
       „Wir sollten alle wissen, was wir nehmen“, meinte sie. Agnieszka Radwańska
       berichtete, wie sie mit anderen Spielerinnen in der Umkleide von
       Scharapowas Pressekonferenz in Los Angeles erfahren hatte, wie alle
       gleichermaßen schockiert gewesen seien. „Wenn ich gegen irgendeine
       Krankheit etwas nehmen will, dann kläre ich das vorher mit Leuten, die sich
       auskennen“, kommentierte die Rumänin Simona Halep. „Das sind jetzt harte
       Momente für unseren Sport.“
       
       Die Antworten ähnelten sich sehr, und nur wer naiv war, konnte das für
       Zufall halten. Die Spielerinnenvereinigung WTA hatte die Profis auf die
       spezielle Fragestunde vorbereitet. Das amerikanische Fachmagazin Sports
       Illustrated berichtete von einem [2][Rundschreiben mit möglichen Fragen und
       möglichen Antworten], das quasi als Gedankenstütze und Leitfaden verschickt
       worden war.
       
       ## „Menschen machen Fehler“
       
       Die Reaktionen der Herrenkollegen fielen ein wenig vielfältiger aus. Der
       Tscheche Tomáš Berdych meinte, er sei sehr überrascht gewesen,
       grundsätzlich sehe er die Sache jedoch so: „Wenn du nichts nimmst, dann
       brauchst du auf keine Listen zu achten. Aber wir sind alle Menschen und
       Menschen machen Fehler.“
       
       Ja, meinte Rafael Nadal eine halbe Stunde später, er würde gern glauben,
       dass es ein Fehler von Scharapowa war. Aber er benutzte ein Wort, in dem
       die stärkste Beschreibung an diesem Nachmittag in Indian Wells steckte. Das
       seien schreckliche Neuigkeiten für die Welt des Tennis, sagte er. „Unser
       Sport muss sauber sein.“
       
       Natürlich weiß er von den Gerüchten, auch solchen, die ihn selbst
       betreffen. „Ja, das habe ich immer wieder gehört. Aber ich bin komplett
       sauber. Ich finde, der Sport sollte ein Vorbild für die Gesellschaft und
       für die Jugend sein, und wenn in dieser Welt des Sports was Negatives
       passiert, dann bin ich traurig.“
       
       ## Maximal vier Jahre Sperre
       
       Die maximale Strafe, die Maria Scharapowa nach dem positiven Test zu
       erwarten hat, wäre eine Sperre von vier Jahren, vorausgesetzt, der
       Internationale Tennisverband (ITF) geht von wissentlichem Betrug aus. Sieht
       das Gremium einen Fall von Fahrlässigkeit, könnte die Sperre zwei Jahre
       betragen, die wiederum könnte unter bestimmten Bedingungen auf ein Jahr
       oder weniger reduziert werden.
       
       Bei der Frage nach einem gerechten Strafmaß halten sich alle Kollegen
       bedeckt. Das, so heißt es fast unisono, müsse die ITF entscheiden. Das kann
       dauern; bis dahin wird es reichlich Gesprächsstoff und Gesprächsbedarf
       geben.
       
       10 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.facebook.com/sharapova/
   DIR [2] http://www.si.com/tennis/2016/03/09/wta-prepares-players-indian-wells-maria-sharapova-doping
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Doris Henkel
       
       ## TAGS
       
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