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       # taz.de -- Kommentar Wahlpanne in Freiburg: Gefährlicher (M)Ausrutscher
       
       > In Freiburg wurden aus Versehen fiktive Wahlergebnisse veröffentlicht.
       > Die Panne erschüttert sicher nicht den Rechtsstaat, aber sie mahnt zur
       > Vorsicht.
       
   IMG Bild: Verschwörungstheoretiker munkeln: In Freiburg steht das Wahlergebnis schon fest.
       
       Wahlen und moderne Elektronik: eine störanfällige Kombination. Das musste
       schon die SPD erfahren, die auf ihrem Parteitag extra schicke Wahlgeräte
       verteilt hatte, die dann aber prompt bei der Wiederwahl des Vorsitzenden
       versagten. So etwas darf bei Landtagswahlen nicht sein, wird sich die Stadt
       Freiburg gedacht haben – und stellte vorab Wahlergebnisse auf ihr
       Statistikportal. Fiktiv, als Testlauf, versteht sich.
       
       Dumm nur, dass jemand versehentlich auf „veröffentlichen“ klickte. Und
       damit genau das auslöste, was bei diesen Wahlen nicht passieren darf:
       Rechte Verschwörungstheoretiker sahen einen Anlass zu der Behauptung, bei
       der Auszählung der Stimmen werde betrogen. Die AfD forderte ihre Mitglieder
       schon vorletzte Woche auf: „Schauen Sie den Auszählern über die Schulter.“
       Der rechte Verleger Götz Kubitschek rekrutierte eine ganze Initiative von
       „Wahlbeobachtern“, die „Merkel auf die Finger schauen“ sollen. Nach der
       Panne in Freiburg argwöhnt die baden-württembergische NPD bereits auf
       Facebook: „Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“
       
       Die AfD zweifelt die Rechtmäßigkeit jenes Systems an, in das sie sich
       selbst wählen lassen will. Darin zeigt sich die Bigotterie der Neuen
       Rechten in Deutschland: Sie bedienen sich demokratischer Grundprinzipien,
       um ihre eigene Demokratiefeindlichkeit zu rechtfertigen. Sie gerieren sich
       als Hüter des Grundgesetzes, als wahre Verteidiger der Demokratie. Was aber
       ist, wenn sie selbst Volksvertreter werden?
       
       Klar: Auch bei Wahlen können Fehler passieren. Das ist nicht schön. Aber in
       der Form, wie es nun in Freiburg passierte, erschüttert es sicher nicht den
       Rechtsstaat. Gleichwohl ist die Vorstellung einer darüber triumphierenden
       AfD, dass nicht nur ihre irrlichternde Vorsitzende mal „auf der Maus
       abrutscht“, ein unschöner Beigeschmack der jüngsten Erfolge der Partei. Die
       Panne von Freiburg ist deshalb mehr als eine Provinzposse. Sie mahnt auch
       zur Sorgfalt.
       
       13 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johanna Roth
       
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