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       # taz.de -- Tourismus in Israel: Willkommen russische Reisende
       
       > Russland ist für Israels Tourismusministerium der Markt mit dem größten
       > Ausbaupotenzial. Denn seine Reisenden meiden die Türkei und Ägypten.
       
   IMG Bild: Touristin in der Grabeskirche von Israel.
       
       Für die Reisefreudigen aus Moskau und andernorts fielen im Herbst zwei
       beliebte Ziele weg. Seit Oktober, als 224 Passagier bei dem Absturz eines
       russischen Passagierflugzeugs über dem ägyptischen Küstenstädtchen Scharm
       al-Scheich starben, sind die Strände auf der Sinai-Halbinsel nahezu
       leergefegt. Und nachdem türkische Militärs einen Monat später einen
       russischen Kampfflieger aus der Luft holten, bleiben die Urlauber aus.
       
       Doch für Israels Tourismusbranche öffnet sich damit ein riesiger Markt.
       Allein in die Türkei „reisten jährlich 4,5 Millionen Urlauber“ aus
       Russland, berichtet Pini Shani, stellvertretender Direktor der
       Marketingabteilung von Israels Tourismusministerium. Schon jetzt liegt
       Russland nach den USA auf Platz zwei auf der Liste der höchsten
       Besucherzahlen in Israel, gefolgt von Frankreich an dritter und Deutschland
       an vierter Stelle.
       
       Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, besonders jetzt, denn auch
       Israel verzeichnet Einbrüche in der Branche. Um rund ein Drittel ging die
       Zahl der Besucher infolge des Gazakriegs im Sommer 2014 zurück, und gerade,
       als sich der Tourismus wieder zu erholen schien, dämpfte die Terrorwelle ab
       Ende September 2015 erneut die Lust auf eine Israelreise. Umso dringender
       verfolgt die Branche die Erschließung neuer Märkte und den Ausbau
       bestehender.
       
       Der russische Markt sei für Israels Tourismusbranche „eine große
       Herausforderung“, meint Shani. Ägypten werde vor allem im Winter bereist.
       Noch seien „nur ganz wenige“ nach Eilat ausgewichen, Israels Stadt am Roten
       Meer. Im Moment konzentriere man sich auf die bevorstehende Sommersaison.
       „Die Türkei war für die russischen Urlauber bevorzugtes Ziel während der
       sonnigen Monate.“ Israel betreibe nun eine „aggressive Vermarktung“, so
       Shani, vor Ort in Russland.
       
       Shani dämpfter allerdings zu hohe Erwartungen, denn Israel sei nicht für
       alle eine Alternative zur Türkei oder zu Ägypten, weil der Tourismus „hier
       anders funktioniert“. Während die Türkei und auch Ägypten mit riesigen
       Hotelkomplexen aufwarten, inklusive Restaurants und Einkaufszentren, in
       denen man sich tagelang aufhalten kann, sind die Hotels in Israel in der
       Regel nur mehr oder weniger komfortable Unterkünfte. „Ziel ist es, dass die
       Reisenden rausgehen, um Land und Leute zu sehen“, erklärt Shani. Außerdem
       sei Israel im Vergleich zur Türkei und zu Ägypten ein teures Reiseziel. Der
       russische Tourist soll daher mit „neuen Urlaubsangeboten“ gelockt werden.
       Dazu gehöre natürlich weiterhin Sightseeing und Strandurlaub.
       
       ## Hier ist es auch schön
       
       Ivgenia Kostenko, Reiseagentin aus Moskau, ist begeistert über die „vielen
       Möglichkeiten“, die Israel zu bieten habe, sowohl was die „Hotelanlagen“
       als auch Attraktionen und Sehenswürdigkeiten angehe. Kostenko, die Mitte
       Februar zur Tourismusbörse nach Tel Aviv kam, verspricht, „zu Hause“
       darüber zu berichten, „wie schön es hier ist“.
       
       „Wir waren überrascht, dass es hier so sicher ist“, erklärt sie. Auch in
       Jerusalem habe sie „keine Angst vor Terror“ empfunden. Ponomarenko lobt das
       Wetter, das ideal sei für die Hochzeitspaketreisen, auf die ihre Agentur
       spezialisiert ist. Immer mehr junge Paare wünschten sich, im Heiligen Land
       getraut zu werden. Praktisch an Israel sei, dass „alles so schön
       überschaubar ist“. Fünf Tage, so findet Ponomarenko, reichten aus, „um die
       wichtigsten Highlights des Landes gesehen zu haben“.
       
       12 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Knaul
       
       ## TAGS
       
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