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       # taz.de -- Freigelassene „Cumhuriyet“-Reporter: Erdogan will Haft für Journalisten
       
       > Die türkischen Journalisten Dündar und Gül wurden zwar freigelassen. Doch
       > Präsident Erdogan fordert die erneute Inhaftierung der beiden.
       
   IMG Bild: Erdem Gül (l.), Ankaraner Bürochef, und Can Dündar (r.), Chefredakteurs der „Cumhuriyet“.
       
       Istanbul afp | Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan strebt nach der
       Freilassung von zwei prominenten Journalisten durch das Verfassungsgericht
       eine erneute Inhaftierung der Reporter an. Die Angelegenheit sei noch nicht
       beendet, sagte Erdogan laut Medienberichten vom Freitag vor mitreisenden
       Journalisten während einer Afrika-Reise. Die Staatsanwaltschaft könne
       Einspruch gegen die Freilassungen einlegen. Erdogan warf dem höchsten
       Gericht des Landes einen Verfassungsbruch vor.
       
       Das Verfassungsgericht hatte vergangene Woche die Freilassung des
       Chefredakteurs der Oppositionszeitung Cumhuriyet, Can Dündar, und des
       Ankaraner Bürochefs der Zeitung, Erdem Gül, aus der Untersuchungshaft
       angeordnet. Erdogan und die Staatsanwaltschaft werfen den beiden
       Journalisten einen Verrat von Staatsgeheimnissen vor, weil sie über
       angebliche türkische Waffenlieferungen an Rebellen in Syrien berichteten.
       Laut Erdogan ging es um Hilfe des türkischen Geheimdienstes für die mit der
       Türkei verbündeten Turkmenen in Syrien.
       
       Erdogan bekräftigte, in dem Fall gehe es nicht um Pressefreiheit, wie das
       Verfassungsgericht erklärt hatte. „Wir sprechen hier von Spionage.“ Das
       Gericht habe die Verfassung verletzt, indem es in ein laufendes Verfahren
       eingegriffen habe. Nach der Freilassung hatte Erdogan gesagt, er erkenne
       die Entscheidung des Verfassungsgerichts nicht an. „Tatsächlich liegt hier
       ein Verfassungsbruch vor, aber nicht von mir“, sagte er nun.
       
       Gerichtspräsident Zühtü Arslan hatte Erdogans Kritik zurückgewiesen und
       betont, Entscheidungen seines Gerichts seien für alle in der Türkei
       bindend. Erdogan sagte dazu, diese Feststellung treffe nur für Urteile zu
       Gesetzen und Verfassungsänderungen zu, aber nicht bei Individualklagen wie
       bei Dündar und Gül.
       
       4 Mar 2016
       
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