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       # taz.de -- Mord an honduranischer Aktivistin: „Ihre Waffe war die Stimme“
       
       > Berta Cáceres engagierte sich gegen ein Staudammprojekt in Honduras. Ihr
       > Engagement musste sie nun mit dem Leben bezahlen.
       
   IMG Bild: Berta Cáceres in der Nähe des Río Gualcarque.
       
       Berlin taz | Vor einer Woche hatte sie in einer Pressekonferenz noch davor
       gewarnt: Die Morddrohungen häuften sich. Es war wie ein letzter
       Hilfeschrei, gerettet hat sie niemand. Die honduranische Aktivistin Berta
       Cáceres, die sich seit Jahren vehement gegen die Errichtung eines Staudamms
       einsetzte, wurde in der Nacht vom 2. zum 3. März ermordet. Unbekannte waren
       in ihr Haus in La Esperanza, Intibuca eingedrungen und erschossen die
       42-Jährige. Ein Zusammenhang zwischen dem Mord und ihrer Arbeit scheint
       offensichtlich, zumal in den letzten Jahren bereits mehrere
       UmweltaktivistInnen getötet worden sind – darunter Thomas García, den das
       honduranische Militär 2013 bei einer friedlichen Demonstration erschoss.
       
       Berta Cáceres war Mitbegründerin und Koordinatorin des Rates populärer und
       indigener Organisationen in Honduras, kurz COPINH. Zusammen mit anderen
       AktivistInnen organisierte sie seit der Gründung 1993 zahlreiche Proteste
       mit indigenen Gemeinden, etwa gegen Vertreibung durch große Konzerne oder
       gegen Privatisierungen von Flüssen. Cáceres selbst gehörte zu den indigenen
       Lenkas. Zuletzt war sie besonders im Kampf um den Fluss Rio Gualcarque
       aktiv, der für viele indigene Kommunen ein wichtiger Lebensraum ist. Die
       Gemeinden wehren sich gegen den dort geplanten Bau eines Staudamms.
       
       Im April 2015 hatte Cáceres für ihr Engagement den Global Environmental
       Prize erhalten. „Wir haben diesen Staudamm verurteilt und wurden mit
       Hetzkampagnen, Gefängnisstrafen und Mord bedroht“, berichtete sie schon
       damals. Trotz der Drohungen und meherer Morde an ihren MitsteiterInnen
       führte Cáceres den Kampf entschlossen weiter. Für viele HonduranerInnen und
       AktivistInnen ist sie ein Symbol des Widerstands.
       
       Im Oktober 2015 wurden die zeitweise gestoppten Arbeiten des
       Staudammprojektes Agua Zarca von der Aktiengesellschaft DESA wieder
       aufgenommen. Der Protest der indigenen AnwohnerInnen hat sich seitdem
       verstärkt. Drohungen und Gewalt gegen sie nahmen immer weiter zu. Die
       honduranische Regierung steht bei diesen Konflikten auf der Seite der
       Investoren und Firmen.
       
       Räumung und Vertreibung durch honduranischen Staat 
       
       Am 25. Februar beklagte COPINH die Vertreibung von 50 Lenka-Familien, die
       „auf einen illegalen und willkürlichen Befehl“ von der Polizei und dem
       Militär ausgeführt wurden. Das berichtet die Organisation auf ihrer
       Webseite. Bei der gewaltsamen Räumung seien Häuser und bebaute Felder
       zerstört worden, teilte COPINH mit. Der Richter Mario Pineda habe die
       Zerstörung von Häusern mit Heckbaggern angeordnet.
       
       Auch bei dem Mord an Berta Cáceres sieht die Mutter der getöteten
       Aktivistin die Regierung in der Verantwortung, wie die honduranische
       Tageszeitung El Heraldo berichtet. Zwar verurteilte Präsident Juan Orlando
       Herández den Mord und erklärte, dass die Aufklärung des Falls höchste
       Priorität habe. Gilberto Ríos, Vorsitzender der linken Oppositionspartei
       für Freiheit und Neugründung (LIBRE), stellte hingegen klar, dass jeglicher
       Dialog mit der Regierung abgebrochen werde, solange der Mord nicht
       aufgeklärt sei. „Proteste dürfen nicht weiter kriminalisiert werden“,
       erklärte Ríos nach Informationen von El Heraldo. „Berta hat tausende
       Drohungen erhalten. Ihre Waffe war ihre Stimme. Wegen ihres großen Kampfes
       wurde sie bedroht.“
       
       Nach einem [1][Bericht] von Global Witness ist Honduras das gefährlichste
       und tödlichste Land für UmweltaktivistInnen. Zwischen 2010 und 2014 sind
       dort 101 AktivistInnen getötet worden. „Wenn du in Honduras Flüsse, Land
       oder Menschrechte verteidigst, verhängen sie die Todesstrafe“,
       [2][twitterte] LIBRE-Vorsitzender Ríos, nachdem er die Nachricht von
       Cáceres Ermordung erhielt.
       
       4 Mar 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.globalwitness.org/en/campaigns/environmental-activists/how-many-more/
   DIR [2] https://twitter.com/Grillo779/status/705427091857154048
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lea Fauth
       
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