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       # taz.de -- Korruption im Iran: Milliardär zum Tode verurteilt
       
       > Babak Sandschani ist zum Tode verurteilt worden. Der iranische
       > Unternehmer soll aus dem Ölembargo von EU und USA Profit geschlagen
       > haben.
       
   IMG Bild: Mit 41 Jahren Multi-Milliardär und zum Tode verurteilt: Babak Sandschani.
       
       Teheran afp | Im Iran ist der Milliardär Babak Sandschani wegen Korruption
       zum Tode verurteilt worden. Der Unternehmer sei zusammen mit zwei
       Mitangeklagten wegen der Unterschlagung von Einnahmen aus Ölexporten der
       Straftat „Korruption auf Erden“ schuldig befunden worden, teilte der
       Justizsprecher Gholamhossein Mohseni-Edschei am Sonntag mit. Sandschani
       soll bei informellen Ölverkäufen während der Sanktionszeit 2,5 Milliarden
       Euro in die eigene Tasche gesteckt haben.
       
       Zusätzlich zu den Todesstrafen sei dem 41-jährigen Sandschani und seinen
       Mitangeklagten die Rückzahlung des entstandenen Schadens plus eines
       Viertels der Summe als Strafe auferlegt worden, sagte der Sprecher. In dem
       zweimonatigen Prozess, der entgegen sonstiger Gepflogenheiten bei
       bedeutenden Verfahren öffentlich stattfand, ging es um umgerechnet mehr als
       2,5 Milliarden Euro.
       
       Sandschani soll während der Präsidentschaft von Mahmud Ahmadinedschad dem
       Ölministerium geholfen haben, das im Atomstreit verhängte Ölembargo zu
       umgehen. Die USA und die EU hatte im Sommer 2012 ein vollständiges
       Ölembargo beschlossen, um den Iran im Konflikt um sein Atomprogramm zum
       Einlenken zu zwingen. Begleitet wurde das Embargo von umfassenden Finanz-
       und Handelssanktionen.
       
       Sandschani wurde vorgeworfen, einen Teil der Einnahmen aus den Ölverkäufen
       unterschlagen zu haben. Der 41-Jährige gab dagegen an, er habe versucht,
       das Geld an die vom Ölministerium designierte Bank zu zahlen. Diese habe
       aber wegen der Finanzsanktionen die Transaktion verweigert. Sandschani
       stand seit Dezember 2012 bei der EU und seit April 2013 bei der USA auf der
       Sanktionsliste.
       
       ## Sechs bis sieben Milliarden Dollar im Jahr
       
       Sandschani hatte trotz seines jungen Alters ein riesiges Firmenimperium
       geschaffen, zu der auch eine Fluggesellschaft gehörte. Nach eigenen Angaben
       brachten ihm seine 65 Firmen jährlich sechs bis sieben Milliarden Dollar
       (5,5 bis 6,4 Milliarden Euro) ein. Die Firmen wurden im Zuge des Prozesses
       beschlagnahmt. Sandschani kann Berufung gegen das Urteil einlegen.
       
       Präsident Hassan Ruhani hatte erst am Samstag seine Regierung angewiesen,
       schärfer gegen Korruption vorzugehen „insbesondere jener, die Profit aus
       den Wirtschaftssanktionen gezogen haben“. Die von den Konservativen
       kontrollierte Justiz verhängte in den vergangenen Jahren in großen
       Korruptionsverfahren wiederholt die Todesstrafe gegen Angeklagte.
       
       Die meisten der von den Vereinten Nationen, der Europäischen Union und den
       USA verhängten Handels- und Finanzsanktionen wurden im Januar mit
       Inkrafttreten des Atomabkommens mit dem Iran aufgehoben. Das Mitte Juli
       geschlossene Abkommen sieht vor, dass der Iran im Gegenzug für die
       Aufhebung der Sanktionen sein Atomprogramm deutlich zurückfährt und scharfe
       internationale Kontrollen zulässt.
       
       6 Mar 2016
       
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