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       # taz.de -- Klimaschutz in China: Ehrgezige Ziele in Peking
       
       > Chinas Volkskongress hat einen neuen Fünfjahresplan verabschiedet. Es ist
       > der grünste aller Zeiten.
       
   IMG Bild: Zu viel Kohle: Straße in Taiyuan.
       
       Peking taz | Chinas Nationaler Volkskongress hat zwar schon vor fast einer
       Woche den 13. Fünfjahresplan verabschiedet. Die Details des rund hundert
       Seiten starken Dokuments, das die Wirtschaftsentwicklung des Riesenreichs
       vorgibt, werden aber erst nach und nach bekannt. Nun wird klar: Dieser
       Fünfjahresplan dürfte als der grünste in die Geschichte der Volksrepublik
       eingehen.
       
       Die Wissenschaftler der unabhängigen US-Forschungsstelle World Ressources
       Institute (WRI) sind nun viel optimistischer als zuvor. Bisher sind sie
       davon ausgegangen, dass China bis 2020 im Vergleich zu 2005 nur etwas mehr
       als 40 Prozent schonender mit fossilen Brennstoffen umgeht. Der neue Wert:
       48 Prozent. Das ergibt sich daraus, dass China mit seinen Umweltzielen im
       neuen Wirtschaftsplan ehrgeiziger geworden ist.
       
       Das größte Problem des Landes ist die Abhängigkeit seines Energieverbrauchs
       von Kohle. Aufgrund des rasanten Wachstums der vergangenen 20 Jahren
       verbraucht die Volksrepublik mehr als die Hälfte der weltweit produzierten
       Kohle. Entsprechend hoch ist der Ausstoß an Treibhausgasen. China
       verursacht mehr CO2 als die USA und die EU zusammen. Schlecht für die
       Erderwärmung, gut für den Smog, der in weiten Teilen des Landes die Luft
       zum Atem nimmt.
       
       ## Höhepunkt des Kohleverbrauchs
       
       Bis vor Kurzem hatte sich Peking bei Klimaschutzverhandlungen zwar bereit
       erklärt, die Energieintensität zu verringern – und damit die Treibhausgase
       pro erwirtschaftete Einheit. Auf absolute Zahlen wollte sich die Politik
       aber nicht festlegen. Dahinter steckte der Gedanke, dass Chinas Führung
       auch weiter von einem hohen Wirtschaftswachstum ausging. Erst im Zuge der
       Verhandlungen um ein neues Klimaabkommen in Kopenhagen ließ sie sich auf
       ein konkretes Datum ein und versprach, dass Chinas Spitzenwerte
       beimCO2-Ausstoß spätestens 2030 erreicht sein würden.
       
       Laut Studien der London School of Economics (LSE) könnte der Kohleverbrauch
       der Chinesen sogar bereits in den nächsten fünf Jahren das Maximum erreicht
       haben. Das liegt vor allem daran, dass das Wachstum inzwischen auf unter
       sieben Prozent abgeschwächt ist.
       
       Zugleich hält die Führung am Ziel fest, die Energieeffizienz zu steigern.
       Konkret: Für jede hergestellte Ware soll pro Einheit weniger Energie
       eingesetzt und weniger Kohlendioxid ausgestoßen werden. Große Teile der
       Wirtschaft werden von schwerindustrieller Massenfertigung auf
       Dienstleistungen und umweltschonendere Produktionen mit höherem
       Wertschöpfungsanteil umgestellt. „2030 ist damit mehr als konservativ
       berechnet“, sagt Zhou Dadi von der China Energy Research Association.
       
       20 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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