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       # taz.de -- Wahl im Südwesten und Sachsen-Anhalt: Grüne gewinnen Baden-Württemberg
       
       > In Baden-Württemberg werden die Grünen stärkste Kraft, in Rheinland-Pfalz
       > liegt die SPD vor der CDU, und überall profitiert die AfD.
       
   IMG Bild: Bleibt Winfried Kretschmann Ministerpräsident? Die Grünen wurden stärkste Kraft in Baden-Württemberg.
       
       Berlin taz | Die rechtspopulistische AfD hat in allen drei Landtagswahlen
       große Erfolge errungen. In Sachsen-Anhalt bekamen die Rechtspopulisten nach
       ersten Prognosen der Forschungsgruppe Wahlen gut 21 Prozent der Stimmen.
       Sie wurden damit zweitstärkste Kraft im neuen Landtag und ließen die SPD
       und die Linkspartei hinter sich. In Baden-Württemberg bekam die AfD gut 12
       Prozent, in Rheinland-Pfalz 10 Prozent. Damit sind die Rechtspopulisten
       deutschlandweit in 8 von 16 Landesparlamenten vertreten. Die Diskussion
       über die hohen Flüchtlingszahlen spielt der AfD in die Karten.
       
       Am Sonntag wurden in den drei Bundesländern neue Landtage gewählt. Die
       Ergebnisse in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt werden
       die deutsche Parteienlandschaft umkrempeln und auch den Kurs der Parteien
       im Bund beeinflussen. Wegen der Stärke der AfD werden beispielsweise
       Bündnisse wie Schwarz-Gelb oder Rot-Grün unmöglich, Koalitionsklassiker
       also, die in der Vergangenheit häufig vorkamen.
       
       In Baden-Württemberg gelang den Grünen und ihrem Ministerpräsidenten
       Winfried Kretschmann ein historischer Erfolg. Die Ökopartei legte deutlich
       zu und fuhr gut 32 Prozent der Stimmen ein. Bei der Wahl 2011 hatten sie
       gut 24 Prozent geholt. Damals galt dies als Sensation. Damit überholten die
       Grünen im Südwesten die CDU, die nur auf gut 27 Prozent kam. Die
       Christdemokraten verloren im Vergleich zu 2011 fast 12 Prozentpunkte und
       sackten auf ein historisches Tief ab.
       
       Die Grünen errangen damit in Baden-Württemberg zum zweiten Mal in Folge
       einen spektakulären Sieg. Sie liegen erstmals in der Geschichte der
       Bundesrepublik vor CDU und SPD, den Volksparteien. Die Ökopartei hatte den
       Christdemokraten vor fünf Jahren das Amt des Regierungschefs abgenommen,
       nachdem die CDU das Land fast 60 Jahre lang regiert hatte. Die SPD musste
       wie die CDU dramatische Verluste hinnehmen. Die Sozialdemokraten schafften
       in Baden-Württemberg nur noch 13 Prozent und rutschten um 10 Prozentpunkte
       ab. Die SPD lag nur noch knapp vor der AfD (gut 12 Prozent). Die FDP wird
       mit 8 Prozent erneut im Stuttgarter Landtag sitzen. Die Linke scheiterte an
       der 5-Prozent-Hürde.
       
       ## Grün-Rot ist abgewählt
       
       Nun sind mehrere Koalitionen möglich. Grün-Schwarz hätte eine Mehrheit der
       Mandate. Aber auch Dreierbündnisse aus Grünen, CDU, SPD und FDP sind
       möglich. Für eine Fortsetzung der grün-roten Koalition reicht es nach
       ersten Prognosen nicht.
       
       In Rheinland-Pfalz entschied Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) den
       Zweikampf gegen CDU-Herausfordererin Julia Klöckner für sich. Die SPD bekam
       gut 37 Prozent der Stimmen, die CDU lag mit 33 Prozent klar dahinter. Die
       Grünen, die 2011 nach der Atomkatastrophe in Fukushima ein Ergebnis von gut
       15 Prozent erreicht hatten, sackten auf 5 Prozent ab. Ihr Einzug ins
       Parlament wackelt. Die FDP schaffte mit fast 7 Prozent den Einzug in den
       Landtag in Mainz, während die Linkspartei mit 3 Prozent an der
       5-Prozent-Hürde scheiterte. Die AfD kam auf 10 Prozent.
       
       Dreyer und Klöckner hatten sich in Rheinland-Pfalz in Umfragen bis zuletzt
       ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Die SPD hatte zuvor einen deutlichen
       Rückstand auf die CDU aufgeholt. Dreyer könnte jetzt in einer Großen
       Koalition regieren. Denkbar wäre auch eine Ampel mit Grünen und FDP.
       
       Deutlich fiel der Triumph der Rechtspopulisten in Sachsen-Anhalt aus. Dort
       schaffte die AfD nach den ersten Prognosen auf Anhieb auf gut 21 Prozent.
       Damit ließ sie die SPD klar hinter sich (12 Prozent), die böse Verluste
       hinnehmen musste. Auch die Linkspartei, die deutlich verlor, landete mit
       gut 16 Prozent hinter der AfD. Die CDU, die mit Reiner Haseloff den
       Ministerpräsidenten stellt, schaffte gut 30 Prozent – ein ähnliches
       Ergebnis fuhren die Christdemokraten auch 2011 ein. Die FDP kam auf 5
       Prozent, konnte es also nach den Prognosen knapp in den Landtag schaffen.
       Gleichauf lagen die Grünen.
       
       In allen drei Ländern zeichnete sich eine rege Wahlbeteiligung ab. Bis zum
       frühen Sonntagnachmittag stimmten mehr Wähler ab als vor fünf Jahren.
       
       13 Mar 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
   DIR Ulrich Schulte
       
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